Feindbild Jude, Feindbild Großstadt. Antisemitismus und Großstadtfeindschaft im völkischen Denken
Antisemitism and Antiurbanism in Voelkish Thought
von Bodo Kahmann
Datum der mündl. Prüfung:2016-11-01
Erschienen:2017-03-02
Betreuer:Prof. Dr. Samuel Salzborn
Gutachter:Prof. Dr. Samuel Salzborn
Gutachter:Prof. Dr. Gabriele Rosenthal
Gutachter:Prof. Dr. Walter Reese-Schäfer
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Format:PDF
Zusammenfassung
Englisch
The study analysis the connection of antisemitism and antiurbanism in voelkish thought between 1902 and 1940. The discourse about urban life and Jews in the voelkish movement is based on three topoi: The personification of urbanization in the Jews, the notion that Jews and Germans adapt differently to urban life and the imagination of big cities as a “Jewish” system of seduction and perverseness. The study reveals that Jews are accused of having a specific ability to adjust to urban life and that big cities are perceived as a symbol of what voelkish anti-Semites are calling “Jewish principles”. The study makes also a contribution to the ongoing academic discussion about the relationship between voelkisch anti-Semitism and modern society by pointing out that voelkisch thinking is characterized by a different approach to technology and urban life: The first fits into voelkisch ideology, the latter not.
Keywords: Antisemitism; Antiurbanism; Voelkish Nationalism; Right-Wing-Extremism; Urban Studies
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Auf Grundlage einer qualitativen Text- und Inhaltsanalyse, die sich auf zentrale Schriften des völkischen Nationalismus stützt, untersucht die Studie die antisemitische Großstadtwahrnehmung der völkischen Bewegung in den Jahren zwischen 1902 und 1940. Im empirischen Material werden drei zentrale Topoi identifiziert: Eine Personifizierung des Verstädterungsprozesses in den Juden, die rassentheoretische Annahme einer unterschiedlichen Anpassungsfähigkeit von Juden und Deutschen an das moderne Großstadtleben und die Darstellung der Großstädte als ein System der Verführung und sexuellen Pervertierung, für das Juden verantwortlich gemacht werden. Die Studie kann zeigen, dass Juden und Jüdinnen einerseits eine besondere Eignung für das Großstadtleben zugeschrieben wird und dass die modernen Großstädte andererseits als Versinnbildlichung von als „jüdisch“ apostrophierter Ideen gesehen werden (Geldwirtschaft, Kosmopolitismus, „Genusssucht“ etc.). Die Untersuchung leistet zudem einen Beitrag zur anhaltenden Diskussion über das Verhältnis des völkischen Antisemitismus zur Moderne, in dem sie nachweist, dass der völkische Nationalismus durch eine disparate Großstadt- und Technikrezeption geprägt ist: Die technisch-wissenschaftliche Rationalität der Moderne ist mit völkischem Denken vereinbar, das moderne Großstadtleben hingegen nicht.
Schlagwörter: Antisemitismus; Großstadtfeindschaft; Völkischer Nationalismus; Stadtforschung; Rechtsextremismus