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Das Dilemma der BrückenbauerInnen: LokalpolitikerInnen mit Migrationshintergrund

dc.contributor.advisorSchönwälder, Karen Prof. Dr.
dc.contributor.authorSinanoglu, Cihan
dc.date.accessioned2019-05-27T13:30:22Z
dc.date.available2019-05-27T13:30:22Z
dc.date.issued2019-05-27
dc.identifier.urihttp://hdl.handle.net/21.11130/00-1735-0000-0003-C012-F
dc.identifier.urihttp://dx.doi.org/10.53846/goediss-7464
dc.language.isodeude
dc.rights.urihttp://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/
dc.subject.ddc300de
dc.titleDas Dilemma der BrückenbauerInnen: LokalpolitikerInnen mit Migrationshintergrundde
dc.typedoctoralThesisde
dc.title.translatedThe dilemma of bridge builders: local politicians with migration background.de
dc.contributor.refereeSchönwälder, Karen Prof. Dr.
dc.date.examination2017-04-26
dc.description.abstractgerDie politische Repräsentation von Menschen mit Migrationshintergrund rückt immer stärker in den Fokus der Öffentlichkeit. Auch wenn die Menschen mit Migrationshintergrund in den deutschen Parlamenten noch unterrepräsentiert sind, lässt sich auf allen politischen Ebenen ein Aufwärtstrend beobachten. Der demografische Wandel und die wachsende Zahl der Einbürgerungen werden die wahlpolitische Relevanz von Personen mit Migrationshintergrund weiter erhöhen. Die vorliegende Studie zeigt, wie die politische Repräsentation von Menschen mit Migrationshintergrund von Spannungsverhältnissen geprägt ist. Die Untersuchung beschäftigt sich mit Lokalpolitiker*innen mit Migrationshintergrund. Im Zentrum steht dabei, wie solche Abgeordneten ihre Rollen wahrnehmen, wen sie repräsentieren wollen und wie sie ihre Rolle praktisch ausüben. Die Arbeit fokussiert sich dabei auf zwei lokale Kontexte (Hannover und Frankfurt), wo Interaktionen zwischen Wählerschaft und Repräsentant*innen besonders unmittelbar sind. Die Besonderheit dieser Untersuchung ist die Verknüpfung und Kontrastierung des Selbstbildes der Abgeordneten und ihrer politischen Praxis. Die Analyse des politischen Alltages macht deutlich, dass sich die Abgeordneten mit Migrationshintergrund in unterschiedlichen Handlungsarenen bewegen, in denen unterschiedliche Erwartungshorizonte entstehen. Diese Erwartungen produzieren ein Hauptspannungsverhältnis: Einerseits für eine migrantische und ethnische Gruppe zu stehen, aber gleichzeitig „wählbar“ für eine breitere Wählerschicht und „vermittelbar“ innerhalb der Parteien zu sein. Infolge der Notwendigkeit, diese Erwartungen auszubalancieren, kristallisieren sich vier idealtypische Positionen heraus. Die Position der sozialen Aufsteiger*innen beruht auf einem der zentralen Narrative moderner und meritokratischer Gesellschaften. Das Narrativ lebt einerseits von der Annahme, dass Differenz und Ungleichheit in der Gesellschaft (Klasse, Ethnizität usw.) Hürden sind, die es Individuen erschweren, in die höheren Ränge aufzusteigen. Gleichzeitig versinnbildlicht es aber auch, dass Aufstieg für jene möglich ist, die sich genügend anstrengen. Charakteristisch für die Position des Vorbildes ist die Förderung und Motivation von jungen Menschen mit Migrationshintergrund. In der Position der migrantischen Lobbyisten nehmen sich die Abgeordneten als Anwälte und als Sprachrohr der Interessen von MigrantInnen war. Die Position des „normalen“ Lokalpolitikers relativiert demonstrativ ihren Migrationshintergrund, spielt ihn herunter und spricht den ethnischen Zuschreibungen ihre Absolutheit ab. Das Bemerkenswerte ist nun, dass sich alle Positionen bei fast allen Abgeordneten finden lassen. Die Studie zeigt, dass Abgeordnete mit Migrationshintergrund aufgrund der tiefgreifenden Verankerung ambivalenter Erwartungen im kommunalpolitischen Feld letztendlich die Figur des/der Brückenbauers/in einzunehmen haben, um darüber eigene Handlungsmöglichkeiten zu generieren. Das ist der Deal: Grundsätzlich kann niemand, der oder die realistische Karrierechancen haben will, sich verweigern, BrückenbauerIn zu sein. Wie dies dann aber geschieht, bleibt jedem Einzelnen überlassen und lässt Variationsmöglichkeiten offen. Der Figur der BrückenbauerIn liegt die Idee zugrunde, dass die skizzierten widersprüchlichen Verhaltenserwartungen durch Personen balanciert werden können. Dabei wird von Brückenbauer*innen erwartet, Verbindungen zwischen MigrantInnen und Mehrheitsgesellschaft, universalistischen Zielen und partikularistischen Interessen herzustellen. Die vier Positionen dienen dazu, zwischen den verschiedenen Anforderungen, die an die BrückenbauerInnen gerichtet werden, zu navigieren. Die wahrgenommenen Erwartungen der Repräsentation finden in dem Bild der BrückenbauerIn ihre Entsprechung und reflektieren in gewisser Weise die Bedingungen, unter denen Abgeordnete mit Migrationshintergrund agieren. Sie symbolisieren in diesem Sinne, dass Differenz besteht, aber nur dann politisch mobilisierbar ist, wenn sie in ihrer letzten Instanz überbrückt werden kann. Diese Figur der BrückenbauerIn ist dabei mehr als nur eine Position, die Abgeordnete mit Migrationshintergrund einnehmen können. Sie steckt vielmehr den Rahmen der Varianzen der vorgestellten Positionen ab. Die Abgeordneten gehen davon aus, dass ihr Migrationshintergrund von den Parteien und anderen städtischen AkteurInnen als Ressource und Potential wahrgenommen wird. In öffentlichen Debatten jedoch lassen sich Diskurse über den politischen Islam, mangelnde Integrationsbereitschaft von bestimmten Gruppen und vermeintlichen Parallelgesellschaften finden, die den Migrationshintergrund zum Problem erklären. Diese Ambivalenz lässt eine Nachfrage nach Brückenbauer*innen entstehen, die zwischen einer migrantischen und Mainstream orientierten Politik vermitteln können.de
dc.description.abstractengThe political representation of people with a migration background is increasingly becoming the focus of public and academic attention. Even though people with a migration background are still underrepresented in German parliaments, an upward trend can be observed at all political levels including at the municipal level. Demographic change and the increasing number of naturalizations will further increase the electoral relevance of persons with a migration background. The focus of this book is on how local councilors who themselves are international migrants, or whose parents have migrated internationally, perceive their political positionalities. The book explores who they want to represent and how they negotiate their positioning as political actors. The work focuses on two local contexts (Hannover and Frankfurt/Main) where interactions between electorate and representatives are particularly immediate. The research contributes a new perspective to the literature by engaging with both political practices and self-perceptions of research participants. Analyses of political practices from the perspective of the everyday clearly show that local councilors with a migration background participate in different arenas of action in which different expectations have to be negotiated. These expectations create a central tension where being a representative for a migrant and/or ethnic group clashes with the expectation to be an "eligible" and electable candidate for all voters and with being ‘placeable’ within the party mainstream. The resulting balancing process produces four ideal-typical positions. The position of the social climbers is based on one of the central narratives of modern and meritocratic societies. According to this narrative, difference and inequality in society (class, ethnicity, etc.) are hurdles that make it difficult for anyone to reach the higher ranks. At the same time, the position of the social climber symbolizes that ascent is possible for those who make sufficient efforts. The second ideal type is the position of the role model which characteristically produces activities that aim at promoting the participation of young people with a migrant background. In the third position - the migrant lobbyist - local councilors act as a voice for the interests of migrants. The fourth position – the "normal" local politician - visibly relativizes the migrant background, downplaying it and denying ethnic attributions their absoluteness. The study finds that almost all research participants at times adopt all of the outlined positions. The study can thus show that MPs with a migration background have to be able to act as bridge builders who can move in and out of different positionalities in order to generate their own options for action. This is due to strong entrenchment of expectations of what roles politicians with particular backgrounds can inhabit in the local political field. What emerges is a situation where anyone who wants to have realistic political career prospects cannot refuse to be a bridge builder. How this role is enacted however is up to each individual and leaves room for variation and agency. The figure of bridge builder is based on the idea that the existing contradictory expectations can be balanced by individual politicians. There is a reflexive process at play that continuously reverts back to the figure of the bridge builder who is expected to facilitate links between migrants and broader society whilst following universalistic goals as well as standing for particularistic interests. The four positions allow to navigate between this seemingly ludicrous fault line between expectations and possibilities for action. The perceived expectations of representation are reflected in the image of the bridge builder, and to a certain extent reflect the conditions under which local councilors operate. The ideal types symbolize that difference exists, but can only be politically mobilized if it can be bridged or overcome. This figure of bridge builders is more than just a position MPs with a migration background can take. Rather, it covers the variances of the presented positions. Local councilors believe that their migration background is perceived by the parties and other urban actors as a resource and potential asset. In public debates, however, discourses on political Islam, the unwillingness to integrate of certain groups and alleged parallel societies can be found. The ambivalences these narratives entail create a demand for bridge builders who can mediate between immigrants and mainstream society.de
dc.contributor.coRefereeRosenthal, Gabriele Prof. Dr.
dc.contributor.thirdRefereeNieswand, Boris Prof. Dr.
dc.subject.gerEthnizitätde
dc.subject.engEthnicityde
dc.identifier.urnurn:nbn:de:gbv:7-21.11130/00-1735-0000-0003-C012-F-5
dc.affiliation.instituteSozialwissenschaftliche Fakultätde
dc.subject.gokfullSoziologie (PPN62125505X)de
dc.identifier.ppn1666648949


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