Ein Leben mit Schmerzen - Formen der psychosozialen Bewältigung bei Morbus-Sudeck-Patienten
Living with pain - Forms of psychosocial coping by Sudeck's dystrophie patients
von Markus Schneider
Datum der mündl. Prüfung:2012-11-19
Erschienen:2012-11-12
Betreuer:Prof. Dr. Hannes Friedrich
Gutachter:Prof. Dr. Hannes Friedrich
Gutachter:Prof. Dr. Wolfgang Himmel
Gutachter:Prof. Dr. Patricia Virsik-Köpp
Dateien
Name:schneider.pdf
Size:547.Kb
Format:PDF
Zusammenfassung
Englisch
In the majority of cases the “complex regional pain syndrome
Keywords: Sudeck's dystrophy; Complexe Regional Pain Syndrome; CRPS; Coping
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Bei dem "complex regional pain syndrome" (CRPS) handelt es sich in den meisten Fällen um eine Heilungsstörung der Extremitäten ohne eine erkennbare Ätiologie. In der Literatur findet man häufiger die These, dass es sich bei den Sudeck-Erkrankten um schwierige, teilweise sogar querulatorisch anmutende Persönlichkeiten handelt, die deutlich vermehrt zu einer solchen Heilungsstörung neigen. Um diesem verbreiteten Vorurteil nicht unkritisch zu folgen, war es Ziel dieser Arbeit nach möglichen Gründen für Kritik und Unzufriedenheit auf Seiten der Patienten zu suchen. Mithilfe halbstrukturierter Intensivinterviews wurden 13 Erkrankte bezüglich ihrer subjektiv erlebten "Geschichte"> befragt. So konnte der gesamte Prozess der Hilfesuche von der Ersterkrankung bis hin zu der manifesten Sudeck-Dystrophie und deren Therapieversuche nachzeichnet werden. Auffallend ist, dass alle Befragten einen sehr langwierigen Krankheitsverlauf mit teilweise zahlreichen Rükschlägen aufwiesen. Die anfängliche Hoffnung auf eine rasche Genesung in Zusammenhang mit dem Auftreten von Schmerzen und Behinderungen mündete in den meisten Fällen in eine Enttäuschung. Hieraus resultierte in fast allen Fällen eine teils direkte oder teils nicht ausgesprochene Kritik an den behandelnden Ärzten. Typologisierend ließen sich zwei verschiedene Muster der psychosozialen Bewältigung darstellen. Die eine Gruppe zeigte einen dynamischen und kämpferischen Umgang mit der Krankheit, die andere Gruppe Erkrankter sahen ihre Krankheit dagegen als ein unausweichliches Schicksal mit immanenter Bedrohung an. Während die Kritik an den Ärzten in der ersten Gruppe eher auf die fehlende Möglichkeit im gemeinsamen Kampf gegen die Krankheit gerichtet ist, zeigt sich die zweite Gruppe eher enttäuscht über die fehlende ärztliche Führung. Die spezifischen Ausprägungen beider Bewältigungsmuster sprechen eher gegen die in der Literatur oft beschriebene vorurteilsbehafte These schwieriger Patientenpersönlichkeiten. Nachvollziehbare Kritik bei ausbleibender medizinischer Erklärungen und Erfolge wurde vielmehr aufgrund von Enttäuschungen auf den "Behandelnden" projiziert. Die Ergebnisse geben Anlass, über Möglichkeiten nachzudenken, wie angesichts der Komplexität des Krankheitsbildes und der nicht einheitlichen Therapieansätze, die behandelnden Ärzte die Begrenztheit ihrer Möglichkeiten den Patienten gegenüber thematisieren sollten. Über eine stärker psychosozial beratende Funktion könnten beispielsweise mehr Bewältigungshilfen gegeben werden, um vermeidbare Beziehungsstörungen zu minimieren.
Schlagwörter: Morbus Sudeck; Komplexes regionales Schmerzsyndrom; CRPS; Bewältigung