"Fit For School": Effekte eines Elterninterventionsprogramms auf den Schlaf, die Stressverarbeitung und die Cortisol-Exkretion bei Grundschulkindern
von Kiriaki Mavridou
Datum der mündl. Prüfung:2013-02-05
Erschienen:2013-01-18
Betreuer:Prof. Dr. Andrea Rodenbeck
Gutachter:Prof. Dr. Andrea Rodenbeck
Gutachter:Prof. Dr. Dr. Günter Reich
Dateien
Name:mavridou.pdf
Size:1.26Mb
Format:PDF
Zusammenfassung
Englisch
Theoretical Background: Sleep Disorders in children are in the present time not uncommon. With a high prevalence of 20% are are widespread and set a high burden (Fricke- Oerkermann et al. 2007). An essential condition of the individual learning efficiency or the lastingness of the learning is the daytime well-being which closely correlates with refreshness of sleep. In addition 36% of the 15-year-old indicates in Germany to be tired in at least four school mornings / weeks. Own studies suggest that the amount of the prevalence of several times a week occuring sleep disorders in children and adolescents about 15-20 %. Disturbed sleep impairs complex cognitive functions and skills as well as performance, attention and emotional competence. A main prerequesite of the efficiency of learning is the daytime well-being, which is closely related to the refreshness of sleep. A lot of studies clearly demonstrated on the one hand sleep dept and sleep disorders in school children and decreased learning and memory functions due to sleep loss in young adults. However, sleep restriction was ethically disputable for studying the impact of sleep on learning function in children. Furthermore, no studies exist on the effect of positive interventions. We therefore investigated whether learning contents and stress coping will be enhanced by improving sleep behaviour of children by a parental education program and whether changes will be also reflected in neuroendocrinological parameters. Within the scope of the project "Fit for School" should be examined in a pilot study with 30 children in 2 groups, whether ― a learning competence improvement with basic school children can be achieved by a positi-ve intervention and ― itself a possible improvement in neuro-academically tangible Verän-derungen reflects. The results of this interdisciplinary explorativen pilot study should give a very wide overview about neuro-scientific parametres in which possibly an improved learning efficiency and learning competence is reflected to give such a source base for later field studies Methods/Project Plan: 21 out of 30 4th grade children (9-11 years) were randomised into a intervention or control group (15 per group). Children with sleep disorders or extremely high or low school levels were excluded. Within the intervention group the children should get each evening over four weeks a 15 minutes parental interaction including reading out and a conversation about school day and positive daytime events. The parents were trained weekly. No evening interaction and parental education was done in the control group. Before and after the four weeks urinary cortisol was sampled over at least three consecutive nights, sleeping times and daytime activity was measured by actigraphy in all participants. Furthermore, mathematics and text comprehension as well as stress coping were investigated by standardised tests (DEMAT, ELFE, SVF-KJ). Results: Although validated for age and sex, pre-tests indicated that sleep parameters correlated to DEMAT in boys, but to negative stress coping in girls. Text comprehension was increased in both groups, while mathematics decreased non significantly in the intervention group, possible due to excellent values in the pre-tests. Stress coping and overall cortisol excretion did not change in both groups. Since post-tests started one week before summer holiday sleep initiation was delayed in both groups, sleep efficiency and duration decreased. Within the intervention group, the text comprehension and the mathematical performance depended on the frequency of evening parent child interaction and a smaller increase of cortisol excretion.The higher this frequency the lower was the decrease of maths. The negative Stress coping correlated negatively to a later morning rising time. Conclusions including Potential Links and Cooperation: Our results are to inconsistent to draw reliable conclusion, they demonstrated that school performance and stress coping could be altered be parental sleep education and regular evening interactions. However, the time schedule of the ongoing school year must be considered in further studies as well as sex differences concerning the impact of sleep on test performance, stress coping and cortisol excretion
Keywords: Children; Sleep; Stresscoping; Cortisol-Excretion; School Perfomance
Weitere Sprachen
Einleitung
Stress und Schlafstörungen im Kindesalter stellen heutzutage keine
Seltenheit mehr dar. Rund 42% der Eltern bemerken Stress-Symptome
bei ihren Kindern. Die Stress- Symptome reichen von einfachen
Störungen wie Gereiztheit, Unruhe über psychosomatische Beschwerden
bis hin zu heftigen emotionalen Problemen. Viele Kinder fühlen sich
unwohl, sind nervös oder ängstlich, leiden unter
Konzentrationsstörungen. Nicht selten treten in dem Zusammenhang
Schlafstörungen auf. In Deutschland beträgt die Prävalenz von
mehrfach die Woche auftretenden Schlafstörungen bei Kindern und
Jugendlichen circa 15-20%. 36 % der 15jährigen geben an, an
mindestens vier Schulvormittagen/Woche müde zu sein.
Eine wesentliche Voraussetzung der individuellen Lerneffizienz
sowie der Nachhaltigkeit des Lernens ist die Tagesbefindlichkeit,
die eng mit der Erholsamkeit des Schlafes korreliert. Kinder mit
insuffizientem Schlaf leiden vermehrt unter schlechten Schulnoten,
emotionalen Problemen und Aufmerksamkeitsdefiziten.
In der gesamten kindlichen Entwicklung und in der kindlichen
Stressverarbeitung nimmt die Eltern-Kind-Beziehung einen wichtigen
Stellenwert ein. Eine adäquate Eltern-Kind-Interaktion kann die
kindliche Stressantwort modulieren und reduzieren.
Daher war das Ziel unserer Studie zu untersuchen, inwieweit durch
eine strukturierte abendliche Eltern-Kind-Intervention, bei
schlafgesunden Kölner Viertklässer, Veränderungen des
Stresscopings, der urinären Cortisol-Exkretion als neuroendokriner
Stressparameter, Schlafqualität und Lerneffizienz zu erwarten
wären. Material und Methodik
Eingeschlossen wurden 30 schlafgesunde Kölner Grundschulkinder
zwischen 9-11 Jahren mit durchschnittlichen Leistungen in den
Kernfächern. Diese wurden in die Interventions- oder Kontrollgruppe
randomisiert. Dabei zogen jedoch insgesamt neun Familien ihr
Einverständnis zur Teilnahme nach dem aufklärenden Elternabend ihr
Einverständnis zurück, so dass 21 Familien den beiden Gruppen
zugeordnet werden konnten.
Als elterliche Intervention wurde eine abendliche 15 minütige
Eltern-Kind-Interaktion gewählt, täglich über 4 Wochen, die
Vorlesen, eine kurze Erzählung über schulische Inhalte sowie ein
Gespräch über die positiven Tageserlebnisse beinhalten sollte.
Hierfür wurden die Eltern, adaptiert an dem Therapiemanual für
Schlafstörungen im Kindes- und Jugendalter nach Fricke und
Lehmkuhl, wöchentlich geschult.
Vor und nach der Interventionszeit wurde bei allen Kindern über 5
Nächte Urin gesammelt und gleichzeitig eine Handgelenksaktometrie
zur objektiven Bestimmung der Schlafzeiten durchgeführt. Parallel
dazu erfolgten die Durchführung eines standardisierten
Mathematiktests und Textverständnistests für vierte Klassen, sowie
eines alters- und geschlechtsvalidierten Stressfragebogen für
Kinder.
Für die Auswertung wurde das Sample in Gesamtpopulation,
Interventionsgruppe, Kontrollgruppe als auch geschlechtsspezifisch
unterteilt. Ergebnisse
Insgesamt zeigte sich in der Gesamtpopulation als auch in allen
Subgruppen eine Besserung des Textverständnisses. Weiterhin kam es
in der Gesamtpopulation als auch in allen Gruppen im Verlauf zu
einem späteren Einschlafzeitpunkt, wobei gleichzeitig die
Schlafdauer und die Schlafeffizienz abnahmen. Bzgl. der Menge der
Cortisol-Exkretion, der Stressverarbeitung und der mathematischen
Leistung konnten in allen Gruppen keine prä-post-Unterschiede
festgestellt werden.
Überraschenderweise zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen
Jungen und Mädchen hinsichtlich der Cortisol-Exkretion, wobei die
Jungs zum Zeitpunkt ersten Untersuchungseinheit signifikant höhere
Cortisol-Werte aufwiesen. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass
eine hohe Cortisol-Exkretion sowie ein geringes Ausmaß an positiven
Coping-Strategien, einen negativen Einfluss auf die Schlafqualität
und die Lerneffizienz ausüben. Innerhalb der Interventionsgruppe
konnte gezeigt werden, dass die Zunahme des positiven Stresscopings
umso größer ausfiel, je weiter der Aufstehzeitpunkt nach hinten
verlagert wurde.
Hinsichtlich der elterlichen Intervention ließ sich ein deutlich
positiver Einfluss auf die mathematische Leistung im Teilbereich
der Arithmetik sowie auf das satzübergreifende Lesen darstellen.
Diskussion
Die Ergebnisse hinsichtlich der Effekte der positiven Intervention
zumindest durch ein vierwöchiges elterliches Edukationsverfahren
sind bei der geringen Fallzahl zu uneinheitlich um sichere Schlüsse
zu ziehen, zumal die abendlichen Interventionen von Seiten der
Eltern nicht regelmäßig durchgeführt wurden. Durch eine
gleichzeitige Abnahme der Schlafdauer mit einer Verschlechterung
der Schlafeffizienz sowie einer Zunahme der Schlaflatenz, kam es
aber auch zu Einflüssen, die die Effektivität wiederum
einschränkten, so dass Kausalitäten schwer erkennbar sind,
insbesondere inwiefern sich Schlafparameter, Stressverarbeitung,
HPA-Aktivität und Lernerfolge gegenseitig modulieren. Dennoch
konnte gezeigt werden, dass die regelmäßige Durchführung einer
abendlichen elterlichen Intervention einen durchaus positiven
Einfluss sowohl auf die mathematische Leistungsfähigkeit als auch
auf das Textverständnis ausübt, solange es zu keiner Verschiebung
der Einschlafzeit zu einem späteren Zeitpunkt und zu einem
verfrühten Aufstehen führt.
Die generellen Veränderungen der Schlafparameter wie verminderte
Schlafdauer und späterer Einschlafzeitpunkt lassen sich vermutlich
mit der Durchführung der Erfassung in der letzten Schulwoche
erklären. Die diesbezüglichen Ergebnisse bedürfen einer weiteren
Prüfung in größeren Feldstudien, auch zu verschiedenen Zeiten im
Schuljahr und nicht nur wie hier durchgeführt in den letzten
Schulwochen.
Die geschlechtsspezifischen Unterschiede hinsichtlich der
Cortisol-Exkretion mit höheren Ausgangswerten bei den Jungen,
lassen mit Ergebnissen aus der Literatur decken, wobei Mädchen
andere Copingstrategien aufweisen und damit niedrigere
Cortisol-Konzentration im Speichel aufwiesen. Zahlreiche
Untersuchungen konnten einen negativen Einfluss einer gesteigerten
Cortisol-Exkretion auf die Schlafqualität darstellen, was mit
unseren Ergebnissen übereinstimmt.
Es zeigten sich zum Teil überraschende Ergebnisse, welche Parameter
in zukünftigen Studien verwendet werden sollten. Die einfache
Messung der nächtlichen Cortisol-Ausscheidung als ein wesentlicher
biochemischer Stressparameter ermöglicht Einblicke in Veränderungen
der Schlafqualität, die allein mit Stressbewältigungsfragebögen
oder Ähnlichem nicht unbedingt erfassbar waren.
Schlagwörter: Kinder; Schlaf; Stressverarbeitung; Lerneffizienz