Einfluss einer intrazerebralen Infektion mit Escherichia coli auf den Verlauf der Alzheimer-Demenz im Mausmodell
Influence of an intracerebral infection with Escherichia coli on the course of Alzheimer`s disease in a mouse model
von Anika Döpke
Datum der mündl. Prüfung:2013-07-30
Erschienen:2013-06-24
Betreuer:PD Dr. Sandra Schütze
Gutachter:Prof. Dr. Roland Nau
Gutachter:Prof. Dr. Thomas A. Bayer
Gutachter:Prof. Dr. André Fischer
Dateien
Name:Dissertation Anika Döpke Elektronische Veröf...pdf
Size:1.19Mb
Format:PDF
Zusammenfassung
Englisch
Bacterial infections often worsen the existing neurological symptoms of patients with neurodegenerative diseases such as Alzheimer´s disease. Not only the acute consequences in the sense of a delirium but also the long-term consequences of bacterial infections could be shown in clinical studies. In the present work, these clinical observations could also be shown in an animal experiment. For the first time it was possible to cause a long-term worsening of a neurodegenerative disease by a real infection. Transgenic mice of the strain Tg2576, which overexpress the Aβ-Precursor-Protein, as well as non-transgenic mice at the age of 10 to 15 months were intracerebrally infected with Escherichia coli K1. Non-infected control mice were intracerebrally injected with a 0,9% sodium chloride solution. After 41 hours all laboratory animals were treated with the bactericidal antibiotic ceftriaxone for five days. The cognitive functions of the mice were examined using the Morris Water Maze neuropsychological test procedure. No differences were found between infected and non-infected mice concerning their memory functions within 4 weeks after infection. However, infected transgenic mice showed a significant impairment concerning their learning ability. Four weeks after an intracerebral infection the infected transgenic mice were not able to learn the new localisation of a platform in the Morris Water Maze. In contrast, non-infected mice were able to learn the new localisation of the platform as fast as before the infection. Motor performances which were examined by the tight rope test and the Rotarod test did not differ between infected and non-infected mice. These observations suggest that infections not only have an acute negative impact on neurodegenerative diseases but also lead to a progression of the disease symptoms in the long run. This progression of the disease could be demonstrated particularly for female mice which showed a stronger cognitive impairment after an intracerebral bacterial infection than male mice. Brains of the mice were examined by use of ELISA with respect to the concentrations of β-amyloids (Aβ) 1-40 and 1-42 and, additionally, with respect to the size of the β-amyloid-plaques by use of thioflavin-s-staining. Both examinations did not show any differences between infected and non-infected mice. The results of the present work indicate that an adequate, quick and aggressive antibiotic treatment of a bacterial infection could be particularly advantageous for patients with neurodegenerative diseases. Furthermore, the choice of an antibiotic which does not disrupt the cell wall synthesis and leads to a lower release of bacterial compounds might reduce the negative impact of bacterial infections on the course of neurodegenerative diseases.
Keywords: AD; Alzheimers`s Disease; dementia; neurodegeneration; E. coli; Escherichia coli; infection; meningitis
Weitere Sprachen
Bakterielle Infekte führen bei Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen wie der Alzheimer-Demenz oft zu einer Verschlechterung der bestehenden Symptomatik. Nicht nur die akuten Auswirkungen im Sinne eines Delirs, sondern auch die Spätfolgen solcher Infekte konnten in klinischen Studien gezeigt werden. Mit der vorliegenden Arbeit konnte diese klinische Beobachtung auch in einem tierexperimentellen Versuch nachgewiesen werden. Erstmalig gelang es mit einer echten Infektion, eine langfristige Verschlechterung einer neurodegenerativen Erkrankung hervorzurufen.
Hierzu wurden sowohl transgene Mäuse des Stammes Tg2576, die das humane APP als Vorläuferprotein des Amyloid-β überexprimieren, als auch nicht-transgene Mäuse im Alter von 10 bis 15 Monaten intrazerebral mit Escherichia coli K1 infiziert. Nicht-infizierten Kontroll-Mäusen wurde 0,9%ige NaCl-Lösung intrazerebral verabreicht. Nach 41 Stunden wurden alle Versuchstiere mit dem bakterizid-wirkenden Antibiotikum Ceftriaxon über fünf Tage behandelt. Mit Hilfe des neuropsychologischen Testverfahrens Morris Water Maze wurde die kognitive Leistungsfähigkeit der Mäuse untersucht. Es zeigten sich keine Unterschiede bezüglich der Gedächtnisleistung zwischen infizierten und nicht-infizierten transgenen Mäusen innerhalb der ersten 4 Wochen nach Infektion. Allerdings fiel eine signifikante Verschlechterung der kognitiven Leistungen der infizierten transgenen Mäuse auf, die sich auf die Funktion des Neu-Erlernens bezogen. Den infizierten transgenen Mäusen gelang es vier Wochen nach einer intrazerebralen Infektion nicht, die neue Lokalisation einer Plattform im Morris Water Maze zu erlernen. Im Gegensatz dazu erlernten Mäuse, die nicht infiziert wurden, die neue Lokalisation der Plattform genauso schnell wie vor der Infektion. Bezüglich der motorischen Leistungen, welche mit Hilfe des Rotarod-Tests sowie des Seiltests überprüft wurden, zeigten sich keine Differenzen zwischen infizierten und nicht-infizierten Mäusen. Diese Beobachtungen lassen vermuten, dass sich Infektionen nicht nur akut negativ auf neurodegenerative Erkrankungen auswirken, sondern auch langfristig zu einer Progression der Krankheitssymptome führen. Dies konnte insbesondere für die weiblichen Mäuse gezeigt werden. Weibliche Tiere waren kognitiv signifikant stärker von einer bakteriellen Infektion beeinträchtigt als die männlichen Mäuse.
Die Gehirne der Mäuse wurden mittels ELISA auf die Konzentrationen der β-Amyloide (Aβ-)1-40 und 1-42 sowie mittels Thioflavin-S-Färbung auf die Größe der β-Amyloid-Plaques hin untersucht. In beiden Untersuchungen konnten keine Differenzen zwischen infizierten und nicht-infizierten Mäusen gefunden werden.
Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit deuten darauf hin, dass eine adäquate, rasche und aggressive antibiotische Behandlung einer bakteriellen Infektion besonders bei Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen von Vorteil sein könnte. Zudem könnten durch die Wahl eines Antibiotikums, welches nicht in die Zellwandsynthese eingreift und zu einer geringeren Freisetzung von Bakterienbestandteilen führt, die negativen Auswirkungen einer bakteriellen Infektion auf den Verlauf neurodegenerativer Erkrankungen reduziert werden.
Schlagwörter: AD; Alzheimer Demenz; Morbus Alzheimer; Neurodegeneration; E. coli; Escherichia coli; Infektion; Meningitis