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The Social System of Guinea Baboons (Papio papio) With a Focus on Male-Male Relationships

dc.contributor.advisorZinner, Dietmar Dr.de
dc.contributor.authorPatzelt, Annikade
dc.date.accessioned2013-07-26T08:18:43Zde
dc.date.available2013-07-26T08:18:43Zde
dc.date.issued2013-07-26de
dc.identifier.urihttp://hdl.handle.net/11858/00-1735-0000-0001-BAE0-4de
dc.identifier.urihttp://dx.doi.org/10.53846/goediss-3964
dc.description.abstractPaviane (Papio spp.) gelten als wichtiges Modell für die Evolution menschlicher Sozialsysteme. Im Pleistozän hat sich die Gattung Papio ausgehend vom südlichen Afrika über große Teile Afrikas südlich der Sahara sowie Teile der Arabischen Halbinsel ausgebreitet, wobei Guineapaviane (P. papio) die nordwestlichsten und Mantelpaviane (P. hamadryas) die nordöstlichsten Gebiete besiedeln. Im Vergleich zu anderen Pavianarten, deren Ökologie und Sozialsystem seit vielen Jahrzehnten umfangreich untersucht werden, waren zu Guineapavianen bisher nur wenige und zudem widersprüchliche Kenntnisse vorhanden. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass von ihnen quantitative Freilanddaten fehlten. Bisher wurden für Paviane zwei Typen von Sozialsystemen beschrieben: Die sogenannten Savannenpaviane (P. anubis, P. cynocephalus und P. ursinus) im südlichen und östlichen Afrika leben in Gruppen mit mehreren Männchen und mehreren Weibchen, wobei Netzwerke nahverwandter Weibchen den sozialen Kern bilden. Mantelpaviane in Nordost-Afrika und Arabien leben dagegen in einer mehrschichtigen Gesellschaft, in denen Ein-Mann-Gruppen die kleinste soziale Einheit darstellen. Ergebnisse früherer Studien an Guineapavianen deuteten darauf hin, dass ihre Gesellschaft auch mehrschichtig ist, ähnlich der von Mantelpavianen. Allerdings wurden Guineapavianmännchen als untereinander außergewöhnlich tolerant beschrieben, was zu der Vermutung führte, dass ihr Sozialsystem innerhalb der Gattung Papio einzigartig ist. Zudem scheinen Männchen verschiedener Pavianarten bezüglich der Konsistenz ihrer Hierarchien, der Häufigkeit von Koalitionsbildung und Infantizidrisiko zu variieren. Diese Beobachtung führte zu der Vermutung, dass im Zusammenhang mit der Ausbreitung der Gattung über den afrikanischen Kontinent entlang eines Süd-Nord-Gradienten eine Evolution hin zu mehr Toleranz und Koalitionensbildung zwischen Männchen stattgefunden hat. Da Guineapaviane an der nordwestlichsten Grenze des Verbreitungsgebietes der Gattung leben, ist hier eine Charakterisierung der Beziehungen zwischen Männchen wichtig, um diese Annahme zu überprüfen. In meiner Dissertation habe ich verschiedene Aspekte des Sozialsystems der Guineapaviane untersucht. Dabei habe ich mich im Besonderen auf Männchen fokussiert, um zu prüfen, ob diese eine ähnlich einflussreiche Rolle in ihrer Gesellschaft einnehmen, wie es bei Mantelpavianmännchen beobachtet wird. Der Fokus auf Männchen erlaubte außerdem den angenommenen Süd-Nord-Gradienten bezüglich der Qualität der Beziehungen zwischen Männchen zu testen. Demnach sollten Guineapavianmännchen als Angehörige einer nördlichen Art im Vergleich zu südlicheren Arten toleranter und kooperativer untereinander sein. Da allgemein angenommen wird, dass Verwandtschaft einen bedeutenden Einfluss auf soziale Interaktionsmuster haben kann (Verwandtenselektion) und auch in sozialen Interaktionen zwischen Mantelpavianmännchen eine wichtige Rolle spielt, habe ich darüber hinaus geprüft, ob genetische Verwandtschaft die räumlichen und sozialen Interaktionsmuster von Guineapavianmännchen erklären kann. Meine Studie ist die erste über Guineapaviane, die überwiegend auf quantitativen Daten zum Sozialverhalten individuell bekannter Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum basiert. Zu Beginn des Projektes haben wir nicht habituierte Guineapaviane untersucht, die zu einer Population (Community) von Tieren gehören, deren Streifgebiet sich in der Nähe unserer Feldstation im Niokolo Koba Nationalpark im Senegal befindet. Dazu notierten wir die Größe und Zusammensetzung von Untergruppen an einer Wasserstelle. Es zeigte sich, dass diese Untergruppen je nach Tages- und Jahreszeit sehr variabel in ihrer Größe sowie der Zusammensetzung verschiedener Geschlechts- und Altersklassen waren. Nachdem wir zwei Untergruppen habituiert hatten und die Tiere individuell unterscheiden konnten, wurden anhand räumlicher Daten von mit GPS-Sendern ausgestatteten Tieren sowie mit Hilfe von Verhaltensbeobachtungen soziale Interaktionen und räumliche Assoziationen zwischen adulten Guineapavianmännchen untersucht. Um den Einfluss von Verwandtschaft auf das Sozialsystem zu prüfen, haben wir zudem mehrere adulte Männchen aus der untersuchten Community genotypisiert und genetische Verwandtschaft mit räumlichen Gruppierungs- bzw. sozialen Interaktionsmustern in Bezug gesetzt. Die Ergebnisse meiner Arbeit deuten darauf hin, dass die soziale Organisation der Guineapaviane mindestens drei Ebenen umfasst: Sogenannte Parties bestehen aus drei oder vier adulten Männchen (plus mehrere Weibchen und deren Jungtiere). Innerhalb dieser Ebene fand der Großteil der Interaktionen statt und es wurden enge soziale Bindungen sowie Koalitionen zwischen Männchen beobachtet. Parties scheinen daher die zentrale Einheit der Guineapaviangesellschaft zu bilden. Zwei oder drei Parties formen eine Gang, innerhalb derer die Männchen enger miteinander verwandt waren als Männchen verschiedener Gangs. Allgemein waren soziale Interaktionen auf die Ebene der Gang beschränkt. Die Community stellt die dritte Ebene dar und umfasst alle Individuen, die im gleichen Streifgebiet leben. Im Unterschied zum Mantelpaviansystem scheinen daher Ein-Mann-Gruppen bei Guineapavianen keine Organisationseinheit darzustellen, wobei wir über die Verteilung von Vaterschaften noch keine Aussagen machen können. Die Analyse sozialer Interaktionsmuster in Bezug auf Verwandtschaft ergab, dass Guineapavianmännchen unabhängig von Verwandtschaft starke kooperative Bindungen miteinander eingehen und sehr tolerant sind, sowohl innerhalb als auch zwischen Parties. Männchen scheinen also aktiv zum Zusammenhalt der Gangs beizutragen und spielen daher eine wichtige Rolle in der Erhaltung der mehrschichtigen Gesellschaft in der sie leben. Außerdem interagieren Männchen weitaus häufiger freundlich miteinander als bei anderen Pavianarten. Im Einklang damit zeigt ein Vergleich von Körpermaßen innerhalb der Gattung, dass bei Guineapavianmännchen Merkmale reduziert sind, welche mit intrasexueller Konkurrenz in Verbindung gebracht werden. Die sozialen Beziehungen zwischen Guineapavianmännchen scheinen demnach entscheidend von denen der Männchen anderer Pavianarten abzuweichen. Zusammengefasst belegt meine Studie, dass die Vielfalt von Sozialsystemen bei Pavianen, insbesondere die Variation in der Qualität der Beziehungen unter Männchen, größer ist als bisher angenommen. Die Gattung umfasst demzufolge vermutlich mehr als zwei, und mindestens drei, verschiedene Typen sozialer Systeme. Während die mehrschichtige Organisation der Guineapaviane oberflächlich dem Mantelpaviansystem ähnelt, unterscheiden sich die sozialen Beziehungen zwischen Guineapavianmännchen bezüglich der Intensität und Häufigkeit freundlicher Interaktionen auffallend von denen anderer Mitglieder der Gattung Papio. Diese Beobachtungen passen zu einem angenommenen Süd-Nord-Gradienten hinsichtlich einer erhöhten Häufigkeit von Koalitionsbildungen und einer gesteigerten Toleranz zwischen Männchen und betonen somit einmal mehr, dass es wichtig ist, die Stammesgeschichte und historischen Umweltbedingungen der untersuchten Arten neben derzeitigen Umweltbedingungen in die Untersuchung sozialer Evolution einzubeziehen.de
dc.language.isoengde
dc.rights.urihttp://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/
dc.subject.ddc570de
dc.titleThe Social System of Guinea Baboons (Papio papio) With a Focus on Male-Male Relationshipsde
dc.typedoctoralThesisde
dc.contributor.refereeFischer, Julia Prof. Dr.de
dc.date.examination2013-06-27de
dc.description.abstractengUnderstanding the driving forces in human social evolution is still a major aim in anthropological and primatological research. Baboons (Papio spp.) have traditionally served as a model in this context. Originating in southern Africa, during the Pleistocene members of the genus dispersed into large parts of sub-Saharan Africa and the southwestern part of the Arabian Peninsula. Guinea baboons (P. papio) constitute the northwestern and hamadryas baboons (P. hamadryas) the northeastern extreme of this dispersion. While most baboon taxa have been well studied, comparable data on Guinea baboons were missing as quantitative data from wild animals were absent. So far two types of social systems have typically been distinguished in baboons; female-bonded multi-male multi-female groups in the so- called ´savanna´ baboons (P. anubis, P. cynocephalus and P. ursinus), and multi-level societies based on one-male units (OMUs) in hamadryas baboons. Prior to this study, Guinea baboons were thought to show some similarities to the hamadryas baboon system, as previous observations indicated a multi-level organization. However, males were described as being exceptionally tolerant of one another, suggesting that their social system is unique among baboons. Concerning the characteristics of male behavior in the genus Papio, some authors introduced the idea of an evolutionary trend, with an increasing disposition for male philopatry and male-male tolerance and coalition formation along a south-to-north gradient according to the genus’ dispersal pattern over the African continent. Due to their position at the frontier of the northwestern distribution, comparable data on the characteristics of male-male relationships in Guinea baboons are essential to test that assumption. In my thesis I studied the social system of Guinea baboons with a focus on males, in order to investigate whether males influence aspects of the species` social system in a comparable way to that seen in hamadryas baboons. This focus moreover allowed testing of whether male Guinea baboons would fit into the above mentioned south-to-north gradient, according to which baboon males in northern species are expected to be more tolerant and cooperative among each other. Since kinship is predicted to have an important impact on social interaction patterns (kin selection hypothesis) and has been suggested to structure male- male relationships in hamadryas baboons, I furthermore investigated whether genetic relatedness correlates with spatial and social interaction patterns among Guinea baboon males. This is the first study on social behavior of Guinea baboons which is largely based on data of individually recognized subjects in their natural habitat. Initially, we observed unhabituated members of the population (community) ranging next to our field site and recorded subgroup sizes and compositions at a water source. Spatial grouping patterns of unidentified individuals suggested a complex social organization with very variable group composition, on both, a daily and a seasonal basis. After completion of habituation of two subgroups, we investigated spatial association patterns among individually recognized adult males. To do this we used cluster analyses based on association frequencies calculated from Global Positioning System (GPS) data, as well as proximity measures from focal observations. Finally, male-male interaction patterns were studied in detail and related to spatial grouping patterns to investigate how male relationships are linked to their social organization. To examine whether kinship plays a role in shaping the Guinea baboon social system, we genotyped several adult males within the study community and correlated genetic relatedness to spatial association and social interaction patterns, respectively. The results obtained from this study indicate a three-level social organization: parties consist of 3 or 4 males (plus several females and immatures) and seem to constitute the core unit of the society, as most social interactions, close bonding and coalition formation among adult males takes places at this level. Two or three parties may form a gang within which males were more related to each other than males belonging to different gangs. Social interactions were generally restricted to the gang-level. The community constitutes the next level and refers to all individuals sharing the same home range. We could not confirm that Guinea baboons show distinct OMUs as the smallest organizational units comparable to hamadryas baboons. However, we do not yet know how paternities are distributed among males. Based on an analysis of social interaction patterns in combination with genetic networks, we found that strong bonds and high tolerance exists among male Guinea baboons within and between parties, regardless of kinship. Males thus seem to contribute actively to the cohesion of gangs and play an important role in the maintenance of the multi-level society they live in. Furthermore, rates of affiliation among adult males were far higher than reported for other baboon taxa. In concordance with this observation, a comparison of body measurements to those of other baboon taxa revealed that traits associated with intra-sexual competition were clearly reduced in male Guinea baboons. Thus, the social relationships of male Guinea baboons appear to differ strikingly from those of other members of the genus. In conclusion, this study highlights the diversity of baboon social systems, in particular with regard to the quality of male-male relationships, and strongly supports the assumption that the genus encompasses at least three, rather than two, different types of social system. While the multi-level organization is superficially similar to the hamadryas system, it is unique with regard to the frequency of affiliative interactions among males. The results corroborate the supposed south-to-north gradient of a decrease in male despotism and an increase in male-male coalition formation, and thus indicate the importance of including the phylogeny and historical environments of a species, in addition to current ecological factors within the study of social evolution.de
dc.contributor.coRefereeKappeler, Peter M. Prof. Dr.de
dc.subject.engGuinea baboonde
dc.subject.engPapio papiode
dc.subject.engSocial organizationde
dc.subject.engMulti-level societyde
dc.subject.engMale-male relationshipsde
dc.identifier.urnurn:nbn:de:gbv:7-11858/00-1735-0000-0001-BAE0-4-1de
dc.affiliation.instituteBiologische Fakultät für Biologie und Psychologiede
dc.subject.gokfullBiologie (PPN619462639)de
dc.identifier.ppn755876385de


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