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The Thorax of Odonata (Insecta)

including remarks on evolution and phylogeny

dc.contributor.advisorHörnschemeyer, Thomas PD Dr.
dc.contributor.authorBüsse, Sebastian
dc.date.accessioned2013-09-11T09:15:16Z
dc.date.available2013-09-11T09:15:16Z
dc.date.issued2013-09-11
dc.identifier.urihttp://hdl.handle.net/11858/00-1735-0000-0001-BB76-C
dc.identifier.urihttp://dx.doi.org/10.53846/goediss-4043
dc.description.abstractIn meiner Dissertation befasse ich mich mit der Morphologie und der Evolution des Thorax der Libellen (Odonata). Das Hauptaugenmerk liegt auf der Morphologie der Muskulatur und auf der Homologisierung der Libellenmuskeln mit einem generalisierten Grundbauplan der neopteren Insekten (vereinfacht – alle anderen geflügelten Insekten). Zudem wurden die Skelettelemente der Odonata eingehend behandelt und die bestehenden Homologiehypothesen wurden erweitert und gestützt. Darüber hinaus habe ich mich mit der Morphologie, Genetik, Biogeografie und der damit zusammenhängenden Verwandtschaft sehr seltener asiatischer Libellen (Epiophlebia) auseinander gesetzt. Letztere Gruppe von asiatischen Libellen nimmt eine Sonderstellung innerhalb der Odonata ein. Die Gruppe Epiophlebia ist in einem gut begründeten Schwestergruppenverhältnis mit den Großlibellen positioniert (Epiprocta) und stellt somit die einzige Libellengruppe dar, die nicht zu den Groß- oder Kleinlibellen gruppiert werden kann. Die vier bekannten Arten von Epiophlebia sind an einen extremen Lebensraum angepasst. Sie bevorzugen kalte, schnell fließende Gebirgsbäche in Höhen von 1000-3500 Meter ü. NHN (Stenökie), sind aber auch an einen solchen Lebensraum gebunden. Die vier Arten kommen räumlich weit voneinander getrennt (disjunkte Verbreitung) auf dem asiatischen Kontinent vor. Ihre jeweiligen Verbreitungsgebiete haben heutzutage keinen Überlappungsbereich, was für eine Artaufspaltung durch räumliche Isolation (Separation) spricht. Daher sind die genetischen Ergebnisse von drei der vier Arten, die eine hohe Homogenität der einzelnen DNA Abschnitte (Sequenzen) aufzeigen, sehr überraschend. Diese Ergebnisse führen zu der Annahme eines biogeographischen Szenarios, welches einen gemeinsamen Lebensraum von Epiophlebia in der Würm-Eiszeit (vor ungefähr 20.000 Jahren) annimmt. Bei Rückgang der Eismassen wurde die Epiophlebia-Population durch ihre starke Stenökie in getrennte Populationen in Glazialrefugien – vereinfacht gesprochen kalt gebliebene Rückzugsgebiete – zurück gedrängt, in denen sie heute noch vorkommt. Dieser für evolutive Prozesse kurze Zeitraum kann die genetische Homogenität erklären. Dennoch bleibt die Frage nach dem Artstatus der vier Epiophlebia-Arten o!en: Sind sie eine einzige Art? Dies würde bedeuten, dass sie eine voneinander räumlich getrennte Population darstellen. In diesem Fall wäre die Art Epiophlebia superstes Sélys, 1889. Oder sind sie wirklich vier getrennte Arten, so wie es der derzeitige Stand der Forschung annimmt. Die Frage nach dem Artstatus konnte zumindest für eine zweite Art Epiophlebia laidlawi Tillard, 1921 in einer darauf folgenden morphologischen Studie positiv beantwortet werden, so dass zwei Arten angenommen werden können. Eine weitere Studie, die sich aus der genetischen Untersuchung von Epiophlebia ergeben hat, umfasst eine genetische Sequenz (S4-Region des 28s rRNA Gens), die für ein universelles Verfahren zur Art-Identifikation bei Insekten geeignet ist. Hierbei wurden die meisten aller Insektengruppen erfolgreich auf die Art identifiziert. Unsere Untersuchung umfasst 85 Proben aus 65 Insektenarten – mindestens eine Art aus jeder Großgruppe, die früher als Gattungen geführte wurde. Bei diesem sogenannten Barcoding, also dem Identifizieren von Arten mit Hilfe einer genetischen Analyse, kommt es häufig zu Schwierigkeiten. Wirhaben gezeigt, dass unser System große Vorteile gegenüber bereits bestehenden Systemen (z.B. COI) hat. Sie liegen vor allem in der universellen Anwendbarkeit sowie der hohen Funktionalität, da dieses Analyseverfahren auch bei stark degradierter DNA (z.B. durch Alterung, Verwitterung oder chemische Beeinflussung verursacht) anwendbar ist. Die Untersuchungen zum Libellenthorax umfassen zwei Studien über adulte Kleinlibellen (Zygoptera). Hier wurden in einer Studie sowohl die Skelettelemente als auch die Muskulatur des Flugapparates untersucht. Eine weitere Studie umfasste die gesamte Muskulatur des Thorax bei Großlibellennymphen (Anisoptera-). Ziel war es, den wenig untersuchten Thorax der Zygoptera und der Libellen-Nymphen grundsätzlich besser zu verstehen und deren morphologische Eigenheiten aufzuzeigen, um diese Daten zu nutzen und um sie nach homologen Merkmalen zu untersuchen. Für die Analyse wurden traditionelle morphologische Verfahren, welches das Sezieren der Tiere und darau!olgendes Zeichnen beinhalten, mit modernen röntgentomographischen Verfahren (SR"CT), inklusive 3D-Rekonstruktion, kombiniert, um ein bestmögliches Ergebnis zu erhalten. Hierbei wurden insgesamt elf für Libellen bisher unbekannte Muskeln beschrieben. Mit Hilfe dieser Daten wird das erste vollständige Homologie-Schema zwischen der Thoraxmuskulatur von Odonata und neopteren Insekten aufgestellt. Weiterhin werden die bereits aufgestellten Homologien der skelettalen Elemente des Flugapparates belegt und deutlich erweitert. Hierfür wurden unter anderem die Muskelansatzstellen als weiteres wichtiges Homologiekriterium erstmalig diskutiert. Die Gesamtheit dieser Homologiefeststellungen ermöglicht zum ersten Mal den direkten Vergleich von Libellen, die einen stark abgeleiteten Flugapparat besitzen, mit allen anderen geflügelten Insekten (Pterygota) vorzunehmen. Somit ist es möglich, Rückschlüsse auf die Evolution und deren Grundmuster von Libellen einerseits aber auch den gesamten Pterygota andererseits zu ziehen. Diese Homologien erö!nen neue Vergleichsmöglichkeiten und ein komplett neues Set an Merkmalen für spätere Verwandtschaftsanalysen der Pterygota. So gibt uns die Ausbildung eines der wichtigsten Teile des Flügelgelenks, des Subalare, Hinweise auf die Verwandschaftshypothese der Palaeoptera [Libellen+Eintagsfliegen]. Darüber hinaus war es möglich, einen generalisierten Libellenthorax mit allen derzeit bekannten Muskeln zu erstellen, was die Arbeit und die Identifikation von Muskeln im Libellenthorax erheblich vereinfacht und den Zugang zu diesem komplexen Gebiet deutlich erleichtert. Dieser generalisierte Libellenthorax ist der Ausgangspunkt für ein hypothetisches Grundmuster der Pterygota und kann tiefe Einblicke in die Entstehung und Evolution des Flugapparates der Insekten ermöglichen.de
dc.language.isoengde
dc.rights.urihttp://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/
dc.subject.ddc570de
dc.titleThe Thorax of Odonata (Insecta)de
dc.title.alternativeincluding remarks on evolution and phylogenyde
dc.typecumulativeThesisde
dc.contributor.refereeHörnschemeyer, Thomas PD Dr.
dc.date.examination2013-08-14
dc.description.abstractengThe aim of my dissertation was to study the morphology and evolution of the thorax of damselflies and dragonflies (Odonata). One focus was the morphology of the thorax musculature and the homology between Odonata and a generalized Neoptera thorax as well as ground pattern of Pterygota (all winged insects). Furthermore, wing base skeletal element morphology was studied to extend and underscore the recent homology hypotheses. Beyond that, I examined the morphology, genetics and biogeography, and relating phylogeny of a very rare and enigmatic group of Odonata, Epiophlebia. Epiophlebia present a unique position within the Odonata. The group of Epiophlebia is closely related to all dragonflies but represents the only group of Odonata not belonging to dragonflies (Anisoptera) or damselflies (Zygoptera). The four known species of Epiophlebia are adapted to an extreme habitat in Asian mountain regions. They prefer cold and swiftflowing mountain streams at an altitude ranging from 1000 to 3500 meters above sea level (stenoecious lifestyle). The habitats of the Epiophlebia species are highly separated from each other on the Asian continent. Their respective range shows no overlap areas today, which typifies speciation via spatial isolation (separation). Results of genetic investigation of three of the four species‘ DNA segments (sequences) show surprising, extreme homogeneity. These results lead to a biogeographical scenario, which assumes a shared habitat of Epiophlebia during the Würm ice age (approximately 20,000 years ago). When the warming phase started, Epiophlebia-populations were separated into distinct populations each located in a di!erent glacial refuge (simplified, cold withdraw areas). This short time frame could explain the genetic homogeneity observed. Nevertheless, the question of the species status of Epiophlebia remains: Is there only one species – Epiophlebia superstes – in four di!erent populations or are there four di!erent species? During a subsequent morphological study the species status at least of Epiophlebia laidlawi Tillard, 1921 could also be confirmed. Another study that draws directly on the genetic investigation of Epiophlebia, comprises a genetic sequence (S4-region of the 28s rRNA gene), which is suitable as a universal species identification tool for insects. Most insect specimens from all insect groups were successfully identified to species level with this tool. The investigation comprised 85 samples of 65 insect species, with at least one species per major clade of which the former represented a genus. We were able to demonstrate that our analysis system – which provides universal applicability and extended functionality – has advantages over the existing one (e.g. COI). The S4-method is applicable for degraded DNA that has, for example, been caused by aging, weathering or chemical influences. Investigation of the Odonata thorax comprised three studies. Two of the musculature and sclerites of adult Zygoptera flight apparatus and one of the entire nymphal Anisoptera thorax musculature. The aim was to understand and highlight peculiarities of the odonatan thorax.To obtain the data and reach the best overall result possible, traditional morphological methods – such as dissecting and hand drawing – were combined with one of the latest morphological methods, which included computer tomography (SR!CT) aided by 3D reconstruction. By doing this, we discovered a total of 11 new, previously unknown muscles for Odonata. These morphological data were used to present the first complete homologization scheme of Odonata and neopterous insect thorax musculature. Furthermore, the homologies of the skeletal elements of the flight apparatus were confirmed and distinctly enhanced. This study also mark the first time muscle attachment points were discussed as important homology criteria. As a whole, these homology assessments allow unprecedented direct comparison between Odonata, which have a highly derived flight apparatus, and all other insects. Insights into the evolution and ground pattern of Odonata, even of all winged insects (Pterygota), were consequently gained. The homologies enable comparison and provide a complete new set of characters for subsequent analysis of the relationship (phylogenetic analysis) of Pterygota. A key, wing base sclerites‘ characteristic – the subalare – , points to the phylogenetic hypothesis of Paleoptera [Odonata+Ephemeroptera (mayflies)]. A generalized Odonata thorax that includes all recently known muscles will allow simplified work and access to the complex structure for future studies and will aid in furthering knowledge. This generalized thorax might be the initial point for a hypothetical ground pattern of pterygote insects and will allow insights into the development and evolution of the insect flight apparatus.de
dc.contributor.coRefereeWillmann, Rainer Prof. Dr.
dc.subject.engThorax Musculaturede
dc.subject.engFlight Apparatusde
dc.subject.engEpiophlebiade
dc.subject.engPterygote Ground Patternde
dc.identifier.urnurn:nbn:de:gbv:7-11858/00-1735-0000-0001-BB76-C-2
dc.affiliation.instituteBiologische Fakultät für Biologie und Psychologiede
dc.subject.gokfullBiologie (PPN619462639)de
dc.identifier.ppn767749634


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