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Long-term development of different grassland insect communities in Central Europe since the 1950s

dc.contributor.advisorSchaefer, Matthias Prof. Dr.de
dc.contributor.authorSchuch, Sebastiande
dc.date.accessioned2012-04-16T14:55:14Zde
dc.date.available2013-01-30T23:50:38Zde
dc.date.issued2011-09-13de
dc.identifier.urihttp://hdl.handle.net/11858/00-1735-0000-0006-AE2A-6de
dc.identifier.urihttp://dx.doi.org/10.53846/goediss-500
dc.description.abstractDie Landschaft Mitteleuropas ist geprägt von der modernen Landwirtschaft. Ihr Einfluss setzte mit der Massenproduktion von Kunstdünger und verbesserten Landmaschinen in den 1950er Jahren ein und führte spätestens ab den 1960ern zu einer fortschreitenden Vereinheitlichung weiter Teile der mitteleuropäischen Landschaft. Heute weiß man, dass viele Tier- und Pflanzenarten im Rückgang begriffen sind und man vermutet, dass dies durch die Weiterentwicklung der Landwirtschaft hervorgerufen wurde und wird. Zu diesem Phänomen gibt es allerdings wenige Forschungsergebnisse, denn oftmals liegen Erkenntnisse zu langfristigen Populationsentwicklungen nur exemplarisch für einzelne Tiergruppen vor. Ein besonders gutes Beispiel hierfür sind Insekten. Obwohl sie den größten Teil der mitteleuropäischen Fauna ausmachen und ganz entscheidende und mannigfaltige Funktionen in allen terrestrischen Ökosystemen einnehmen, ist noch sehr wenig über langfristige Bestandsentwicklungen bei Insekten bekannt. Zwar wurden einige prominente Insektengruppen auf langjährige Veränderungen in der Artenvielfalt hin untersucht (vor allem Schmetterlinge in Großbritannien), aber wie sich Populationsdichten über mehrere Jahrzehnte entwickelt haben, weiß man kaum. In dieser Studie wurden Aufnahmen aus den 1950er und 1960er Jahren von Zikaden-, Wanzen- und Heuschreckenpopulationen verschiedener Graslandtypen mit Erhebungen aus den Jahren 2008 bis 2010 verglichen (gleiche Erfassungsmethode und gleiche Untersuchungsflächen). Mit Hilfe dieses Ansatzes sollten folgende Fragen beantwortet werden: (i) Gibt es Veränderungen in der Artenvielfalt, der Artzusammensetzung und der Individuendichte verschiedener Insektenordnungen in geschützten und ungeschützten Graslandtypen? (ii) Lassen Muster in der Artzusammensetzung dieser Gruppen in Kombination mit vergleichenden Luftbild- und Klimadatenanalysen Rückschlüsse auf die Ursachen für etwaige Veränderungen zu? Hierfür wurden zwei Studien aus den 1950ern und 1960ern herangezogen, deren Originaldatensätze erhalten geblieben sind und die sich darum zur Reproduktion eigneten. In der ersten Studie wurden mittels standardisierten Kescherfängen Zikaden, Wanzen und Heuschrecken verschiedener Feuchtgrünlandhabitate Niedersachsens erfasst. Dies geschah mehrfach während der Vegetationsperiode 1951 und wurde 2009 auf die gleiche Art und Weise wiederholt. Somit umspannt diese Untersuchung etwa sechs Jahrzehnte und ermöglichte zudem Vergleiche für mehrere Insektengruppen. Die zweite Studie wurde in den 1960er Jahren an Zikaden- und Heuschreckenpopulationen geschützter Trockenrasenflächen Thüringens, Sachsens und Brandenburgs durchgeführt. Hier wurde ebenfalls standardisiert gekeschert, allerdings über mehrere Jahre hinweg (1963 bis 1967). Diese Studie konnte auf 26 der in den 1960ern untersuchten Flächen in den Jahren 2008 bis 2010 wiederholt werden. Somit ließen sich zwei Perioden vergleichen, zwischen denen etwa 40 Jahre liegen. Die Untersuchungen brachten folgende Ergebnisse: (i) Die mittleren Artenzahlen pro Fläche gingen für keine der untersuchten Insektenordnungen innerhalb der letzen Jahrzehnte zurück. Sowohl die Zikaden- und Heuschreckenpopulationen der Trockenrasen als auch die des Feuchtgrünlands blieben in ihren Artenzahlen pro Fläche in etwa konstant. Bei den Wanzen des Feuchtgrünlandes gab es 2009 sogar signifikant mehr Arten pro Fläche als 1951. Die Anzahl der insgesamt registrierten Arten ist bei beiden Untersuchungen für alle Gruppen heute leicht erhöht im Vergleich zu den 1950ern und 1960ern. Außer bei den Heuschrecken der Trockenrasen veränderte sich die Artenzusammensetzung bei allen untersuchten Gruppen. Sowohl die Artengemeinschaften der Wanzen- als auch der Zikadenpopulationen der einzelnen Feuchtgrünlandflächen sind im Laufe der letzten Jahrzehnte immer einheitlicher geworden. Außerdem hat der Anteil an Generalisten (vor allem Arten, die nährstoffreiche Standorte bevorzugen) zugenommen. Letzteres gilt auch für die Zikadenpopulationen der untersuchten Trockenrasen. Für die Individuendichten der untersuchten Insektengruppen gilt: viele der häufigen Zikadenarten des Feuchtgrünlands und der Trockenrasen wurden im Wiederholungszeitraum in signifikant geringeren Dichten pro Fläche erfasst als in beiden Vorgängerstudien. Auch die Individuenzahlen der Heuschrecken pro Fläche im Feuchtgrünland waren 2009 signifikant geringer als 1951 (für die Trockenrasen konnten keine Dichtevergleiche angestellt werden, da die Daten aus den 1960ern fehlen). Im Gegensatz dazu wurden 2009 mehr Wanzen pro Fläche gefangen als 1951. (ii) Vergleichende Luftbildanalyse hat gezeigt, dass sich sowohl die untersuchten Flächen beider Studien als auch deren unmittelbare Umgebung nur leicht verändert hatten. Eine Ausnahme bilden die sächsischen Flächen, die innerhalb der letzten Jahre zusehends verbuschten. Die Jahresdurchschnittstemperatur ist heute etwa ein Grad höher verglichen mit dem Untersuchungszeitraum der Erststudien und in den Jahren der Wiederholungsuntersuchungen gab es im Durchschnitt weniger Jahresniederschlag (hierbei sind vor allem die Wintermonate ausschlaggebend). Die aufgeführten Veränderungen in der Umwelt sind womöglich für einen Teil der Veränderungen in den untersuchten Insektengesellschaften verantwortlich. So waren unter den Zikadenarten der Trockenrasen vermehrt Ruderalarten und Arten von Gebüschsäumen zu finden. Diese treten sukzessionsbedingt häufiger auf. Der Einfluss des veränderten Klimas lässt sich nur schwer ermitteln, sollte sich aber, betrachtet man die Ergebnisse anderer Studien, eher begünstigend auf die Bestandsentwicklung von Insekten auswirken. Die Zunahme der Wanzendichten im Feuchtgrünland scheint dies zu bestätigen. Im Gegensatz hierzu ist der Rückgang bei den Individuenzahlen von Zikaden sowohl auf Trockenrasen als auch im Feuchtgrünland jedoch so stark, dass es Faktoren geben muss, die einer möglichen bestandsstärkenden Wirkung durch Klimaänderung entgegenstehen. Hier macht sich womöglich der Einfluss der modernen Landwirtschaft bemerkbar. Die Muster in der Artfrequenz in Kombination mit Änderungen in der Individuendichte legen nahe, dass Trockenrasenspezialisten im Rückgang begriffen sind. Demgegenüber breiten sich die an eine stickstoffreichere Agrarlandschaft angepassten Generalisten in diesem Habitattyp immer weiter aus.de
dc.format.mimetypeapplication/pdfde
dc.language.isoengde
dc.rights.urihttp://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de
dc.titleLong-term development of different grassland insect communities in Central Europe since the 1950sde
dc.typecumulativeThesisde
dc.title.translatedLangfristige Entwicklung verschiedener Insektengemeinschaften der Grasflächen Mitteleuropas seit den 1950er Jahrende
dc.contributor.refereeSchaefer, Matthias Prof. Dr.de
dc.date.examination2011-07-14de
dc.subject.dnb500 Naturwissenschaftende
dc.description.abstractengCentral European landscape considerably changed during the second half of the 20th century. These changes are probably mainly caused by modern agriculture. Today, Central Europe consists of a patchwork of intensively used arable fields and grasslands (~50% of total land cover) mixed with forests (mainly plantations, ca. 30%), human settlements, and nature reserves. The implications of the long-term changes in the landscape structure (i.e. effects of fragmentation, of diminishing population sizes, edge effects etc.) are largely understood, but very few empirical studies give data on the long-term consequences for the native fauna. In this context the insects are a very good example. Although the insects comprise a wide range of taxa and are often the most dominant group in a given ecosystem, very little is known about the real-world development of insect populations during the last five decades, in which the most pronounced changes in agricultural practices occurred. The aim of this thesis was to detect long-term shifts in species richness, species composition, and species abundance of various insect groups. It was based on the results of two historical studies. The first one was conducted by Marchand in 1951, while the second survey was done by Schiemenz between 1963 and 1967. Both studies were repeated independently between 2008 and 2010 using the same sampling techniques at the same sites during a similar time frame as in the historical data. In the first study, Auchenorrhyncha, Heteroptera, and Orthoptera were re-sampled at nine sites (mainly pastures) in Lower-Saxony (federal state of northern Germany). In the second, auchenorrhynchan and orthopteran assemblages were investigated in dry grasslands of eastern Germany. Here, 26 sites were re-sampled, which were equally distributed in Brandenburg, Thuringia and Saxony. Whereas original data (including abundance) of the pastures study were completely available, the abundance data for Orthoptera of dry grassland unfortunately were incomplete and no quantitative comparisons were possible. However, dry grassland data on Auchenorrhyncha were preserved and could thus be compared to our new, in this case quantitative survey. A comparison capturing three years (1964 to 1966 vs. 2008 to 2010) additionally allowed us to assess interannual variability of auchenorrhynchan abundance. In the first investigation based on Marchand s work we found that the insect communities exhibited no consistent trends between years. Species richness of Auchenorrhyncha and Heteroptera increased on the plot as well as on landscape level but it remained unchanged for Orthoptera. While the abundance of auchenorrhynchans and orthopterans decreased significantly, the quantity of Heteroptera increased. There was a strong trend towards homogenisation in species composition for Heteroptera and also, albeit weaker, for Auchenorrhyncha. The frequency and abundance of species preferring disturbed and/or eutrophic habitats increased, whereas the number of species preferring low-productive habitats declined. This trend is especially pronounced in Auchenorrhyncha. Moreover, generalistic species were more abundant in relative proportions as well as in absolute numbers. We hypothesize that these trends arise from alterations of Central European landscapes due to agricultural intensification over the last several decades, which were also apparent with respect to the comparison of current vegetation samples with the brief historical description of the vegetation available for our sites. In the second investigation based on Schiemenz work we found that species richness on both the plot level and on the landscape level hardly differed between the two periods for Auchenorrhyncha as well as for Orthoptera. However, for Auchenorrhyncha some new species occurred, and species composition changed. The orthopteran community composition exhibited minor changes, which were mainly correlated with evidence of woody plant encroachment as inferred from historical aerial images. The frequency (share of sites were a given species was present) of some caeliferan species decreased from the 1960s to 2008/2009 with one species inhabiting bare soils (Myrmeleotettix maculatus) showing the strongest decline. Some Ensifera, especially two species inhabiting open woodland and scrub (Tettigonia viridissima, Phaneroptera falcata) exhibited increases. For Auchenorrhyncha, population densities markedly declined. On average, only 27 % of the total individuals caught between 1964 and 1966 were recorded in the years 2008 to 2010. Especially, the decline in abundance of some species known to be very common dry grassland specialists suggested a trend for a general change. A comparison of weather conditions and long-term climatic trends revealed that the abundance differences could not be simply explained by climate change effects. Instead, nutrient input and introduction of modern land use practices which induced the closing of formerly open grassland swards, and also habitat losses are presumably responsible for the abundance decline in auchenorrhynchan communities.de
dc.contributor.coRefereeVidal, Stefan Prof. Dr.de
dc.contributor.thirdRefereeWesche, Karsten PD Dr.de
dc.subject.topicBiology (incl. Psychology)de
dc.subject.gerAuchenorrhynchade
dc.subject.gerHeteropterade
dc.subject.gerOrthopterade
dc.subject.gerIndividuendichtede
dc.subject.gerArtenvielfaltde
dc.subject.gerArtzusammensetzungde
dc.subject.gerCaeliferade
dc.subject.gerEnsiferade
dc.subject.gerInsektenvielfaltde
dc.subject.gerNaturschutzgebietde
dc.subject.engAuchenorrhynchade
dc.subject.engHeteropterade
dc.subject.engOrthopterade
dc.subject.engabundancede
dc.subject.engspecies richnessde
dc.subject.engspecies compositionde
dc.subject.engCaeliferade
dc.subject.engEnsiferade
dc.subject.enginsect diversityde
dc.subject.engnature reservede
dc.subject.bk42.97de
dc.identifier.urnurn:nbn:de:gbv:7-webdoc-3133-8de
dc.identifier.purlwebdoc-3133de
dc.affiliation.instituteBiologische Fakultät inkl. Psychologiede
dc.subject.gokfullWN 000: Ökologie {Biologie}de
dc.identifier.ppn672754673de


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