Die fehleranalytische Relevanz der prädominanten Spracherwerbshypothesen
Untersuchung des Fehlererklärungspotentials der Kontrastiv-, der Identitäts- und der Interlanguagehypothese auf Grundlage einer Analyse linguistischer Fehlleistungen deutscher Muttersprachler beim Erwerb des Englischen
The error analytical applicability of the predominant language acquisition hypotheses
Comparative examination of the error explanation potential of the contrastive, identity and interlanguage hypotheses based on the analysis of linguistic errors made by native speakers of German when acquiring the English language
by Michael Achten
Date of Examination:2006-07-24
Date of issue:2007-01-03
Advisor:Prof. Dr. Thomas Gardner
Referee:Prof. Dr. Thomas Gardner
Referee:Prof. Dr. Dieter Cherubim
Referee:Prof. Dr. Renate Noll-Wiemann
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Format:PDF
Description:Dissertation
Abstract
English
TargetThe first objective of the work was to examine whether there are still errors which are typical for native speakers of German when learning English or whether the types of errors which are made by these learners have changed. The second objective of the work was to analyse the factors which caused these errors to be made. The error analysis was based on the three most important language acquisition hypotheses: the contrastive (linguistic factors), the L1 = L2 (developmental factors) and the interlanguage hypothesis (psychological factors).MethodThe results are based on a study which was carried out by the author of this work which differs decisively at certain points from preceding studies. The total number of participants was 868 - instead of the maximum of 50 which had previously been standard. The study comprised participants of different age groups, sex and educational background. The way the test was carried out ensured that a manipulation of the error types which were made could practically be excluded. In addition personality characteristics of the participants such as motivation, contacts with native speakers of English etc. were also taken into account.The error corpus was established by giving the participants a letter to write in English. The letter was based on five tasks which demanded the use of various grammatical constructions and tenses. The personality characteristics of the participants were elicited by means of a questionnaire.The letters were corrected by German linguists and by native speakers of English. The errors were subdivided into lexical, syntactical-morphological and orthographic categories. They were finally analyzed by the author of the work from the perspective of each of the three language acquisition hypotheses.ResultsThe analysis of the error results demonstrated that native speakers of German do indeed make characteristic errors when learning English which do not generally occur in the case of English learners of other native languages. These errors could be discerned in all groups regardless of age, sex, educational background or personality characteristics.Nevertheless a change in the occurrence in these characteristic errors can be observed. Traditional mistakes such as the wrong use of the verb 'to become' are only to be found in beginners groups. On the other hand error types such as the so-called false friends also occur in advanced groups. The errors made by these groups include the wrong use of words such as 'eventually', 'actually' or the preposition 'in'.The application of the three language acquisition hypotheses has demonstrated that they are generally speaking of equal importance. However their applicability was seen to vary within the individual linguistic categories. For example lexical errors cannot be attributed to developmental factors whereby the latter can be applied to the analysis of syntactical-morphological errors. Linguistic factors offer a plausible explanation for the occurrence of lexical errors, whereas syntactical-morphological errors can chiefly be ascribed to psychological factors.All in all the study revealed that the development of a universal theory applicable to learners of English with various native languages does not appear to be possible. The errors that occur are always determined by the students' native language and by the target language. Language acquisition and the errors which inevitably occur in the process are always also influenced by linguistic, developmental, and psychological factors and can only then be understood when all three factors are simultaneously taken into account.
Keywords: addition errors; contrastive hypothesis; didactics of foreign language learning; error; error analysis; error sources; false friends; first language acquisition; German learners of English; interlanguage hypothesis; interlingual interference; intralingual interference; L1=L2 hypothesis; lack of contrast; language acquisition; language acquisition hypotheses; language acquisition research; lexis; linguistics; morphology; omission errors; orthography; second language acquisition; strategies of second language communication; strategies of second language learning; substitution; syntax; target language
Other Languages
ZielErstes Ziel der Arbeit war es zu untersuchen, ob man heute noch von 'typischen Fehlern deutscher Muttersprachler beim Erwerb des Englischen' sprechen kann, oder ob sich die Fehlertypen der Lernenden verändert haben. Zweites Ziel war die Analyse der Faktoren, die zur Entstehung von Fehlern führen. Die Fehleranalyse basierte dabei auf den drei wichtigsten Spracherwerbshypothesen, die die Fehlerentstehung auf jeweils unterschiedliche Faktoren zurückführen: die Kontrastiv- (linguistische Faktoren), die Identitäts- (entwicklungsbedingte Faktoren) und die Interlanguagehypothese (psychologische Faktoren).MethodeDie Ergebnisse basieren auf einer Untersuchung, die vom Autor dieser Arbeit durchgeführt wurde, und die sich in entscheidenden Punkten von vorhergehenden Studien unterschied: Die Gesamtzahl der Probanden lag bei 868 - anstelle der bis dahin üblichen maximal 50. Die Studie erfaßte Teilnehmer unterschiedlichen Alters, Geschlechts und Bildungshintergrunds. Das Testverfahren war so konzipiert, dass die Beeinflussung der Art der entstehenden Fehler weitgehend ausgeschlossen war. Zusätzlich wurden Persönlichkeitsmerkmale der Probanden wie Motivation, Kontakte zu englischen Muttersprachlern etc. berücksichtigt.Für die Erstellung des Fehlerkorpus sollten die Probanden einen englischsprachigen Brief verfassen. Die Briefe basierten auf fünf Aufgaben, die den Einsatz unterschiedlicher grammatischer Konstruktionen und Tempora erforderten. Zur Ermittlung der Persönlichkeitsmerkmale der Lernenden wurde diesen ein Fragebogen vorgelegt.Die Briefe wurden von deutschen Linguisten und englischen Muttersprachlern korrigiert. Die Fehler wurden in die Kategorien lexikalische, syntaktisch-morphologische und orthographische Fehler unterteilt. Entsprechend den drei Spracherwerbshypothesen wurden sie schließlich vom Autor der Arbeit aus deren jeweiliger Sicht analysiert.ErgebnisseDie Analyse der Fehlerergebnisse zeigte, daß deutsche Muttersprachler beim Erwerb des Englischen tatsächlich typische Fehler produzieren, die in der Regel bei Englischlernenden, die eine andere Erstsprache sprechen, nicht auftreten. Diese Fehler wurde in allen Gruppen deutlich und zeigten keine Verbindung zu Alter, Geschlecht, Bildungshintergrund oder Persönlichkeitsmerkmalen der Lernenden.Dennoch ist beim Auftreten dieser typischen Fehler eine Veränderung zu verzeichnen. Traditionelle Fehler wie etwa der falsche Gebrauch des Verbs 'become' sind nur noch in Anfängergruppen zu finden. Nichtsdestotrotz treten Fehlertypen wie etwa die sogenannten 'false friends' auch in fortgeschrittenen Gruppen auf. Zu den Fehlern dieser Gruppen gehören z. B. der falsche Gebrauch von Wörtern wie 'eventually', 'actually' oder der Präposition 'in'.Die Anwendung der drei Spracherwerbshypothesen hat gezeigt, daß die Hypothesen allgemein betrachtet von gleich großer Bedeutung sind. Jedoch variierten die Anwendungsmöglichkeiten in bezug auf die einzelnen linguistischen Ebenen. Entwicklungsbedingte Faktoren z. B. können nicht zur Erklärung lexikalischer Fehler herangezogen werden, kommen jedoch bei der Analyse syntaktisch-morphologischer Fehler zur Anwendung. Linguistische Faktoren bieten eine plausible Erklärung für das Auftreten lexikalischer Fehler, während syntaktisch-morphologische Fehler vornehmlich auf psychologische Faktoren zurückgehen.Insgesamt zeigte die Untersuchung, daß die Entwicklung einer Universaltheorie, die für Englischlernende unterschiedlicher Erstsprachen geeignet ist, nicht möglich erscheint. Die Fehler die entstehen, sind immer von der Erstsprache der Lernenden und der Zielsprache bestimmt. Spracherwerb und die Fehler, die dabei unweigerlich entstehen, werden zudem immer von linguistischen, entwicklungsbedingten und psychologischen Faktoren beeinflußt und können nur verstanden werden, wenn alle drei Faktoren nebeneinander betrachtet werden.
Schlagwörter: Auslassungsfehler; Deutsche Englischlernende; Erstspracherwerb; falsche Freunde; Fehler; Fehleranalyse; Fehlerentstehungsfaktor; Fremdsprachendidaktik; Hinzufügungsfehler; Identitäts-Hypothese; Interlanguage-Hypothese; Interlinguale Interferenz; Intralinguale Interferenz; Kommunikationsstrategien; Kontrastivhypothese; Kontrastmangel; Lernstrategien; Lexik; Linguistik; Morphologie; Orthographie; Spracherwerb; Spracherwerbsforschung; Spracherwerbshypothesen; Substitution; Syntax; Zielsprache; Zweitspracherwerb