Das Phänomen der <i>inettitudine</i> in der italienischen Erzählliteratur des frühen 20. Jahrhunderts

Abstract

Die Arbeit untersucht das Phänomen der inettitudine in ausgewählten Romanen der italienischen Erzählliteratur des frühen 20. Jahrhunderts unter Berücksichtigung erzähltheoretischer, kulturwissenschaftlicher und psychoanalytischer Theorien. Ausgehend von der Soziogenese und Psychogenese ausgewählter Motive des Scheiterns der Romanfiguren wird die inettitudine als ein konvergierendes Phänomen zwischen den Bezugsgrößen des (Anti-) Heroismus, des Dilettantismus und des Intellektualismus herausgestellt. Der Figurentypus des inetto wird als "hybrides Wesen" erkannt, dessen Eigenschaften sich zwischen denen des dilettante, des disgraziato, des intelletuale und des genio bewegen. Im Rahmen der autobiographischen Grundstruktur der Romane zeigt sich eine Abhängigkeit des Lebenslaufes der Protagonisten von kontingenten Ereignissen, wobei auch Elemente weiterer literarischer Gattungen in den romanzo dell inettitudine einfließen. Seine gesellschaftskritische Bedeutung beruht schließlich auf einer Karikatur des Intellektuellen und der Ambivalenz eines traditionellen Werteverständnisses.