Schrift auf den Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit
Untersuchungen zu den Formen der Schriftzeichen und zu formalen und inhaltlichen Aspekten der Inschriften
Writing on the Migration-Period Gold Bracteates
Investigations of the Inscriptions — Character Forms, Arrangement and Content
by Sean Nowak
Date of Examination:2003-04-28
Date of issue:2003-12-10
Advisor:Prof. Dr. Klaus Düwel
Referee:Prof. Dr. Klaus Düwel
Referee:Prof. Dr. Wilhelm Heizmann
Persistent Address:
http://hdl.handle.net/11858/00-1735-0000-0006-AEE1-A
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Name:nowak.pdf
Size:7.22Mb
Format:PDF
Description:Dissertation
Abstract
English
The Migration-Period Gold Bracteates are among the most important sources for the investigation of Germanic culture in southern Scandinavia around the middle of the first milennium. To date some 900 of these amulets have been found and roughly one fourth bear an inscription.The language of that part of the inscriptions that is legible is predominantly Proto-Norse rendered in runes; Latin language and writing are restricted to a few copies of Roman coin legends. The majority of the inscriptions, however, are linguistically unintelligible in part or wholly. Either they consist of characters that may well be identified but are combined in sequences that cannot be related to linguistic entities; or they contain shapes that only seem to resemble runes or, to a lesser extent, Latin letters.The object of the dissertation is to contribute to a fuller understanding of the bracteate inscriptions by facilitating the examination of patterns and regularities within the corpus on various levels.By way of introduction some general observations and considerations are offered concerning the specific conditions that apply to the bracteate tradition. Some aspects of alphabet history and of the theory of writing that are of special importance to the study of runic inscriptions are dealt with. The graphic structure of the runes is reflected upon with the focus on differentiating and naming their components.Work on the corpus begins with classifying all characters by shape. This classification can serve as a tool in the evaluation of proposals for readings. Observations concerning graphic peculiarities in individual characters and the arrangement of the inscriptions follow.On a higher level, the bracteate inscriptions can be grouped on the basis of textual parallels. Some of the most noteworthy recurring elements are these: the fuþark (the inventory of runes equivalent to the alphabet in the Latin writing system); some words standing in isolation (with no syntactic connection), alu, laukaR, laþu and ota, and possibly names referring to mythical figures, especially Óðinn. Abbreviations and the category of inscriptions with no recognizable linguistic substance are also given attention.In the next section possibilities of correlating inscriptions and/or character shapes with external details are discussed. This approach is tested with the following parameters: the scene depicted on the bracteate, the rank of the bracteate in a seriation, and the region where the bracteate was found.A special introduction precedes the section of characteristics in which standardized information is given for all bracteate inscriptions. Each set of characteristics begins with a graphic representation of the inscription. The characteristics serve as an index, of sorts, to the bracteate corpus. They can be referred to whenever quick summary information about an inscription is desired.In the epilogue the attempt is made to draw conclusions from the preceding sections in order to fathom the general function and significance the inscriptions have for the bracteate tradition. It is argued that they are not magical in and of themselves but rather contribute to the amulets' power by complementing the depicted scenes.
Keywords: Gold bracteates; bracteates; runes; runic inscriptions; Proto-Norse language; amulets; history of writing; Migration Period
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Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit gehören zu den wichtigsten Quellen für die Erforschung der germanischen Kultur in Südskandinavien um die Mitte des ersten Jahrtausends. Bis jetzt sind gut 900 dieser Amulette gefunden worden, von denen ungefähr ein Viertel eine Inschrift trägt.Die Sprache des lesbaren Teils der Inschriften ist überwiegend Urnordisch, das in Runen wiedergegeben wurde; Latein und lateinische Schrift sind auf einige Kopien römischer Münzlegenden beschränkt. Die Mehrheit der Inschriften ist aber sprachlich zu einem Teil oder vollständig unverständlich. Entweder bestehen sie aus Zeichen, die zwar bestimmbar sind, aber zu Sequenzen verbunden sind, die sich keinen sprachlichen Einheiten zuordnen lassen; oder sie enthalten Formen, die nur eine gewisse Ähnlichkeit zu Runen oder, in geringerem Umfang, zu lateinischen Zeichen aufweisen.Das Ziel der Arbeit ist es, die Erforschung von Mustern und Regelmäßigkeiten auf verschiedenen Ebenen innerhalb des Korpus zu erleichtern und so zu einem besseren Verständnis der Brakteateninschriften beizutragen.Vorausgeschickt werden einige allgemeine Beobachtungen und Überlegungen zu den spezifischen Bedingungen der Brakteatenüberlieferung. Einige Aspekte der Alphabetgeschichte und der Schrifttheorie, die für die Untersuchung von Runeninschriften von besonderer Wichtigkeit sind, werden behandelt. Bei der Erörterung der graphischen Struktur der Runen stehen die Unterscheidung und Benennung ihrer Komponenten im Vordergrund.Die Bearbeitung des Korpus beginnt damit, daß alle Schriftzeichen nach ihrer Form klassifiziert werden. Durch diese Klassifikation können Lesevorschläge besser überprüft werden. Es schließen sich Beobachtungen zu graphischen Besonderheiten bei einzelnen Zeichen und zur Disposition von Inschriften an.Auf einer höheren Ebene können die Brakteateninschriften nach Textparallelen gruppiert werden. Einige der bemerkenswertesten wiederkehrenden Elemente sind das fuþark (das Runeninventar, das dem Alphabet des lateinischen Schriftsystems äquivalent ist), einige für sich (ohne syntaktischen Bezug) stehende Wörter, alu, laukaR, laþu und ota, und eventuell Namen, die sich auf mythische Figuren, besonders auf Odin, beziehen können. Auch Abkürzungen und die Kategorie der Inschriften ohne erkennbaren sprachlichen Inhalt werden bearbeitet.Im nächsten Teil werden Möglichkeiten diskutiert, die Inschriften und/oder Zeichenformen zu externen Details in Beziehung zu setzen. Parameter, mit denen dieser Ansatz erprobt wird, sind die auf dem Brakteaten bildlich dargestellte Szene, die Position des Brakteaten in einer Seriation und die Fundregion des Brakteaten.Ein eigener Einführungsabschnitt geht dem Steckbriefteil voraus. In den Steckbriefen werden zu allen Brakteateninschriften standardisierte Angaben gemacht. Sie beginnen jeweils mit einer zeichnerischen Darstellung der Inschrift. Die Steckbriefe dienen gewissermaßen als Index zum Brakteatenkorpus. In ihnen kann immer nachgeschlagen werden, wenn kurze summarische Informationen zu einer Inschrift gebraucht werden.Im Epilog wird versucht, aus den vorangegangenen Teilen Schlüsse zu ziehen, um die grundsätzliche Funktion und Bedeutung der Inschriften für die Brakteatenüberlieferung auszuloten. Es wird die Auffassung vertreten, daß sie nicht an sich magisch sind, sondern zur Amulettwirkung beitragen, indem sie die bildlich dargestellten Szenen ergänzen.
Schlagwörter: Goldbrakteaten; Brakteaten; Runen; Runeninschriften; urnordische Sprache; Amulette; Geschichte der Schrift; Völkerwanderungszeit