Migrationsstress, Alter und Lernen - Betrachtungen der Zusammenhänge sowie Implikationen für die Didaktik (am Beispiel in Deutschland lebender, gealterter türkischstämmiger Menschen)
Stress of Migration, age and learning - Considerations of the relationships and implications for didactics (on the example of elderly people of Turkish origin living in Germany)
von Ibrahim Özkan
Datum der mündl. Prüfung:2011-07-08
Erschienen:2011-08-10
Betreuer:Prof. Dr. Hans-Dieter Haller
Gutachter:Prof. Dr. Hans-Dieter Haller
Gutachter:Prof. Dr. Ulrich Sachse
Dateien
Name:oezkan.pdf
Size:1.33Mb
Format:PDF
Description:Dissertation
Zusammenfassung
Englisch
This work deals with the concept of knowledge transfer with relation to elderly immigrants with language barriers. Using the grounded theory as both a scientific theoretical basis for empirical hypotheses and as developmental concept, different approaches to the topic are accessed with relation to given projects. Initially, the work deals with an anthropological analysis of culture and its impact on the collective and individual identities of migrants; the concept of migration is defined, the historical development of migration in Germany is outlined and the issues facing migrants currently living in Germany are discussed. The primary focus of this work is on aged migrants in Germany, thus a definition of "elderly" people is given in order to clarify the term elderly migrants . In order to give a greater understanding of educational mechanisms, different theories of learning are explained, focusing on learning at an older age and taking into account current concepts, for example "Lifelong learning". The identity development of migrants living in Germany is then discussed in terms of "acculturation". Brain research and the living conditions of elderly migrants are related to each other, considering individual stress and stress due to migration as a collective experience in the "destination country". Next, case studies from psychiatric and psychotherapeutic practice are given to highlight pathological inabilities for the final stage of Learning Inability". A nationwide non-experimental survey on life satisfaction is presented to verify certain theoretical considerations and available statistical data on participation in German-language or integration courses is used to show discontinuation as well success rates. The formation and use of "neurodidactics", a combination of biological and educational research, is outlined leading to a discussion on options for informal learning. Older theories of informal and formal education from Plato to Freire are also presented. The "Ageing in Germany" project and Information-Case are set out and explained in detail as an example of a practical possibility, taking into account those elements critical to learning for elderly migrants which have been previously identified. Finally, conclusions are drawn on future research to find ways of working with elderly immigrants living in Germany. This work adds current research approaches to the socially debated issue of integration and the field of biophysical studies on migrants. In order to ensure the reader's complete understanding of the topic and provide comprehensive coherency, all necessary tangential issues, concepts and aspects are presented and explained in full.
Keywords: Migration; stress; stress of migration; acculturative stress; learning; foreigners; Neurobiology; Brain Research; education; pedagogy; elderly; guest workers; socio-cultural Borderline; herd behavior
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Die Arbeit beschäftigt sich mit der Möglichkeit der Wissensvermittlung für alte Migranten mit Sprachbarrieren. Mithilfe der Grounded Theory, die gleichermaßen als wissenschaftstheoretische Grundlage für die empirische Hypothesen- sowie Konzeptentwicklung als Fazit der Arbeit dienen soll, werden über unterschiedliche Zugänge zum Thema am Beispiel eines gegebenen Projektes, Handlungsansätze für zukünftige Methoden und Forschungsbereiche erschlossen. Zunächst beschäftigt sich die Arbeit mit einer Abhandlung über Kultur(-anthropologie) und die Auswirkungen auf kollektive und individuelle Identität eines Migranten. Der Begriff der Migration wird definiert, die historische Entwicklung der Migration in Deutschland skizziert, um im Anschluss die Lebenssituation in Deutschland lebender Migranten darzustellen. Da es sich bei dieser Arbeit hauptsächlich um in Deutschland gealterte Migranten handelt, schließt sich eine Definition des alten Menschen an, woraus schließlich der Begriff des alten Migranten entwickelt wird. Um pädagogische Mechanismen des Lernens verständlich zu machen, werden Lerntheorien erläutert, woraus sich dann Besonderheiten für das Lernen im Alter unter Berücksichtigung aktueller Konzepte (z.B. Lebenslanges Lernen ) ableiten lassen. Die Identitätsentwicklung der in Deutschland lebenden Migranten wird weiter unter dem Gesichtspunkt des Akkulturationsstresses erörtert. Es werden hirnbiologische Zusammenhänge für die Lebenssituation der alten Migranten erarbeitet, um einerseits individuellen Stress dieser Menschen und andererseits Stress durch Migration als kollektive Erfahrung mit Folgen im Ankunftsland in Einklang zu bringen. Fallbeispiele aus der psychiatrisch-psychotherapeutischen Praxis als pathologisches Endstadium für die Unfähigkeit des Nicht-Lernen-könnens werden eingebracht. Mithilfe einer nicht-experimentellen bundesweiten Erhebung zur Lebenszufriedenheit (FLZ: Fragebogen zur Lebenszufriedenheit) werden theoretische Überlegungen belegt. Dazu werden ferner verfügbare statistische Daten beispielsweise über die Teilnahme an Deutsch- bzw. Integrationskursen sowie Abbruch- und Erfolgsquoten herangezogen. Die Entstehung und Nutzung der Neurodidaktik - eine Verschmelzung der biologischen und pädagogischen Forschung - dient als Überleitung zu pädagogisch-didaktischen Möglichkeiten des informellen Lernens, wobei zuvor formelles und informelles Lernen mit historischen Beispielen (von Platon bis Freire) definiert werden. Der Infokoffer des Projektes Älter werden in Deutschland wird als Beispiel einer praktikablen Möglichkeit unter Berücksichtigung der in der Arbeit bereits genannten kritischen Momente des Lernens für ältere Migranten ausführlich dargestellt und erläutert. Letztlich werden als Fazit Elemente für zukünftige Entwicklungen von Methoden für die Arbeit mit in Deutschland lebenden älteren Migranten dargeboten. Durch diese Arbeit ergeben sich zusätzlich Ansätze zu aktuell gesellschaftlich diskutierten Thema der Integration und das Feld biophysiologischer Untersuchungen an Migranten als weitere Forschungsbereiche. Um beim Leser das Verständnis zu gewährleisten und Zusammenhänge ausreichend und umfassend vermitteln zu können werden im Verlauf der Arbeit Exkurse zu tangierenden Themen, Konzepten und Aspekten geboten.
Schlagwörter: Migration; Stress; Migrationsstress; Akkulturationsstress; Lernen; Ausländer; Neurobiologie; Hirnforschung; Infokoffer; Pädagogik; Gastarbeiter; soziokulturelle Borderlinehaftigkeit; Herdenverhalten