Nationale und regionale Identität von Fernsehprogrammen. Eine Analyse der Programminhalte von ZDF, ORF 2, BR und MDR.
National and Regionale Identity of TV Programmes. A Content Analysis of the TV Channels of ZDF, ORF 2, BR and MDR.
by Holger Ihle
Date of Examination:2011-05-13
Date of issue:2012-01-16
Advisor:Prof. Dr. Jörg Aufermann
Referee:Prof. Dr. Jörg Aufermann
Referee:Dr. Wilfried Scharf
Referee:Prof. Dr. Helmut Volpers
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Format:PDF
Description:Dissertation
Abstract
English
Already Benedict Anderson pointed out in his very influential work Imagined Communities what a powerful role mass communication can play in the development of modern nations.In Germany there are both national and regional public TV broadcasting corporations. One of the tasks of the nine regional TV broadcasters within the ARD is to support characteristics of the diverse German regions. This includes not only Supplying of news from all over the provinces but also care for regional culture. On the other hand one remit of the national public TV channel ZDF is to bring forward the solidarity of the unified Germany. This is an element of the legal framework for the ZDF. In Austria there is a centralized public broadcasting service. One of the legal tasks of the national public TV is to promote the Austrian identity as well as the identity of the Austrian provinces. The coexistence of both national and regional TV programmes raises questions wether TV pro-grammes are distinguished as national or regional beyond pure designation. Are there certain patterns in the media content which make them to be recognized as German or Austrian pro-grammes or Bavarian or Middle German? Which are the characteristics for a certain national or regional TV programme?This study gives a content analysis of two national (German and Austrian; ZDF, ORF 2) and two regional (Bavarian and middle German, BR, MDR) TV channels. This study addresses to the question if and how the broadcasted content of TV channels distinguishes them as specific Ger-man or Austrian or Bavarian or Middle German programmes. There are several studies on the importance of TV for the public negotiation of the relevance of national or regional identities. These studies assume that several TV programmes offer specific national or regional frames. But this cannot be taken for granted. Because of tendencies of glob-alization and standardization that are going on in TV. This study steps up to fill this academic void. It is revealed if and how formal patterns as well as the actual content can help to make a TV programme to be recognizable as a specific national or regional one.The content analysis shows different results. As there is no clear dichotomy of national and re-gional programmes regarding certain formal aspects like percentages of information programmes, fictional vs. non-fictional entertainment and the like. This means national and regional TV pro-grammes cannot be recognized abstractedly. The contents of the examined TV channels differ in several aspects. These differences can be explained by the historical and cultural peculiarities of Germany and Austria or Bavaria and Middle Germany. These differing contents do not show a clear dichotomy of national and regional TV programmes as well.Regional frames of public communication content cannot be presumed as the findings prove. Especially further research on the importance of regional identities should therefore focus on the singular specifics of regional TV programmes.
Keywords: national identity; regional identity; TV; German identity; Austrian identity; regional TV programme; nation; region; content analysis
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Massenkommunikation spielt eine bedeutende Rolle bei der Herausbildung und Perpetuierung nationaler und regionaler Identitäten. Das hat aus historischer Sicht nicht zuletzt Bendedict Anderson in seiner Arbeit über Nationen als vorgestellte Gemeinschaften gezeigt.In Deutschland gibt es sowohl nationale als auch regionale öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten. Eine der Aufgaben der neun Landesrundfunkanstalten innerhalb der ARD besteht darin, zum Erhalt regionaler Eigenarten der Bundesländer beizutragen und regionale Vielfalt zu fördern. Dabei geht es nicht nur darum, Lokal- und Regionalnachrichten aus allen Kreisen des Sendegebiets zu bringen sondern auch um die Förderung regionaler Kultur. Auf der anderen Seite ist es laut ZDF-Staatsvertrage Aufgabe des bundesweiten öffentlich-rechtlichen Fernsehens, die Zusammengehörigkeit im vereinten Deutschland zu fördern. In Österreich, wo der Rundfunk anders als in Deutschland nicht föderal, sondern zentralistisch organisiert ist, gehört es zu den (gesetzlich geregelten) Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, die österreichische Identität zu fördern, ebenso wie die Identität der Bundesländer.Wenn es nationales ebenso wie regionales Fernsehen gibt, stellt sich die Frage, auf welche Weise Fernsehprogramme über ihre Namen hinaus als spezifisch national oder spezifisch regional erkennbar werden. Gibt es bestimmte Strukturen der Programminhalte, durch die ein Programm als deutsch oder österreichisch, bayrisch oder mitteldeutsch erkennbar wird? Welche Kennzeichen machen ein Fernsehprogramm zu einem bestimmten nationalen oder regionalen Angebot?In der vorliegenden Arbeit werden Programminhalte zweier nationaler (deutsch und österreichisch; ZDF, ORF 2) und zweier regionaler (bayrisch und mitteldeutsch; BR, MDR) Fernsehsender untersucht. Dabei geht es um die Fragen ob und wie die ausgestrahlten Inhalte die Programme als spezifisch deutsch oder österreichisch beziehungsweise bayrisch oder mitteldeutsch kennzeichnen.In bisherigen Arbeiten zur Bedeutung des Fernsehens bei der öffentlichen Verständigung über den Bedeutungsgehalt nationaler oder regionaler Identität, wird stillschweigend davon ausgegangen, dass einzelne Fernsehprogramme einen jeweils spezifisch nationalen oder regionalen Rahmen dieser Aushandlungsprozesse bieten. Das ist vor dem Hintergrund der häufig bemängelten Globalisierungs- und Vereinheitlichungstendenzen jedoch keineswegs selbstverständlich. Die vorliegende Arbeit schließt einen Teil dieser Forschungslücke, indem aufgezeigt wird ob und wie formale und inhaltliche Strukturen von Fernsehprogrammen dazu beitragen können, einen Fernsehsender als spezifisch national oder regional erkennbar zu machen.Die Ergebnisse der durchgeführten Inhaltsanalyse zeigen, dass es hinsichtlich der Strukturen bestimmter Programmformen (Anteile von Information, fiktionale und non-fiktionale Unterhal-tung, u.ä.) keine eindeutige Zweiteilung zwischen nationalen und regionalen Fernsehsendern gibt. Eine abstrakt nationale oder regionale Programmstruktur existiert demnach nicht. Auf thematisch-inhaltlicher Ebene gibt es aber eine Reihe von Unterschieden. Diese begründen zwar ebenfalls keine klare Dichotomie von nationalem und regionalem Programm, lassen sich aber im Einzelfall relativ klar auf geschichtlich oder kulturell bedingte Unterschiede zwischen den zugrunde liegenden Sendegebieten Deutschland und Österreich sowie Bayern und Mitteldeutschland zurückführen.Vor allem für weitere Forschung zur Bedeutung regionaler Identität zeigen die Befunde, dass regionale Rahmungen öffentlicher Kommunikationsinhalte nicht abstrakt vorausgesetzt werden können. Vielmehr sind ihre jeweils regionaltypischen Ausprägungen in den Blick zu nehmen.
Schlagwörter: nationale Identität; regionale Identität; Fernsehen; deutsche Identität; österreichische Identität; Regionalfernsehen; Nation; Region; Inhaltsanalyse