Untersuchungen zu den Beziehungen von Kognition und klinischer Symptomatik zu sozialem Funktionsniveau innerhalb einer großen Schizophrenie-Stichprobe
Studies regarding the relation of cognition and clinical features to social functioning in a large schizophrenia population
von Richard Leppert
Datum der mündl. Prüfung:2011-02-28
Erschienen:2011-02-25
Betreuer:Prof. Dr. Dr. Hannelore Ehrenreich
Gutachter:Prof. Dr. Dr. Hannelore Ehrenreich
Gutachter:Prof. Dr. Eric Leibing
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Format:PDF
Description:Dissertation
Zusammenfassung
Englisch
Background: Cognitive Impairment is a core symptom of schizophrenia. It is ubiquitous, stable and has devastating impact on outcome, especially on normal social life. Smaller studies predominantly report that cognitive impairment and negative symptoms are the main reasons for bad social outcome. Data for the role of positive symptoms and other potentially treatable factors are contradictory. The role of a potential cognitive decline regarding social outcome is hardly investigated. Methods: In the current study we want to analyze the relation of cognitive impairment and clinical features to social outcome. We used a comprehensive neuropsychological test battery, standardized interviews, clinical rating scales and patient records. We calculated a score for presumed cognitive decline via the difference between premorbid intelligence (vocabulary test) and a cognitive composite score. Results: Social functioning in our population is low. Only 8% can cover their living expenses with their own work, 29% live in sheltered environments. Current cognitive performance is correlated to most sociodemographic factors. High presumed cognitive decline is negativly correlated to many sociodemographic factors, notably partnerships are less likely with decline. Low professional education, psychotic symptoms, anxiety, depression and long duration of untreated psychosis are associated with los social funtioning. Conclusion: To discover more about the causality of the found relationships, longitudinal studies with long follow-up periods would be desirable. The discovery of cognitive remediation could relieve the burden of the disease, but professional rehabilitation, early psychosis intervention could also improve the social outcome of this devasting disease.
Keywords: Schizophrenia; cognition; psychosocial functioning
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Hintergrund: Kognitive Beeinträchtigung wird als Kernsymptom der Schizophrenien betrachtet. Sie ist ubiquitär, stabil und hat verheerende Auswirkungen auf den Krankheitsausgang, nicht zuletzt auf die Teilnahme am normalen gesellschaftlichen Leben. Kleinere Studien berichteten überwiegend, dass schlechte kognitive Leistung und starke Negativsymptomatik die Hauptgründe für niedriges soziales Funktionsniveau sind. Daten zur Rolle der Positivsymptomatik und anderer klinischer Parameter, die einer Behandlung zugänglich wären, sind widersprüchlich. Die Rolle eines möglichen Verlusts geistiger Leistungsfähigkeit durch die Krankheit ist hinsichtlich ihrer Beziehung zu sozialem Funktionsniveau kaum untersucht. Methodik: Erstmals sollen anhand einer großen Stichprobe (GRAS-Querschnittserhebung) von 1085 schizophrenen Patienten die Beziehungen von Kognition und klinischer Symptomatik zu sozialem Funktionsniveau untersucht werden. Zum Einsatz kamen eine ausführliche neuropsychologische Testung, standardisierte Interviews, klinische Ratings und Aktenauswertungen. Ein Wert für vermuteten kognitiven Abbau wurde mittels der Differenz aus prämorbider Intelligenz (MWT-B) und einem kognitiven Composite Score gebildet. Der Einfluss behandelbarer, klinischer Parameter auf soziales Funktionsniveau wurde in einer kognitiv leistungsfähigen Subgruppe untersucht, da bei dieser die soziale Beeinträchtigung wahrscheinlich nicht durch kognitive Defizite bedingt ist. Rangkorrelationen und logistische Regressionen sind die genutzten statistischen Methoden. Die Analysen lieferten folgende Ergebnisse: 1. Das soziale Funktionsniveau in der Stichprobe ist schlecht: Es leben nur 8% der Patienten von eigener Arbeit, 29% leben in Heimen. 2. Die aktuelle kognitive Leistung korreliert hochsignifikant mit einer Vielzahl soziodemographischer Daten. 3. Hoher kognitiver Abbau korreliert negativ mit vielen Variablen des sozialen Funktionsniveaus, insbesondere feste Partnerschaften kommen bei starkem kognitiven Abbau seltener vor. 4. Auch die kognitiv leistungsfähige Subgruppe hat ein soziales Funktionsniveau, das deutlich unter dem Gesunder liegt. Niedriger Berufsabschluss, psychotische Symptome, Angst und Depressivität sowie eine lange Dauer der unbehandelten Psychose sind hier Parameter, die mit schlechtem sozialen Funktionsniveau einhergehen. Sie alle sind potentiell einer Behandlung zugänglich. Schlussfolgerung: Um die Kausalität der gefundenen Korrelationen zu ergründen, sind Langzeitstudien notwendig. Die Suche nach Therapien der kognitiven Defizite ist essentiell, doch auch berufliche Rehabilitationsmaßnahmen, Psychose-Früherkennung und optimierte Therapie der Psychopathologie könnten die Lage der Betroffenen verbessern und langfristig die ökonomische Belastung der Solidargemeinschaft reduzieren.
Schlagwörter: Schizophrenie; Kognition; Psychopathologie; psychosozial; Funktionsniveau