Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit unter Anwendung angepasster Anbausysteme in Bergregionen Vietnams

Abstract

Das Bergland Nordvietnams weist, begünstigt durch die topographische, geologische, geomorphologische und klimatische Situation im Zusammenspiel mit menschlichen Aktivitäten, eine ernsthafte Umweltdegradierung v.a. von Boden und Wasser auf. Daraus resultieren eine Abnahme der Ernteerträge, Verschlechterung des Lebensstandards und der Ernährungssituation der einheimischen Bevölkerung. Zur Verbesserung ihrer Situation ist eine Orientierung in Richtung nachhaltige Landnutzung erforderlich. Die sozioökonomische Auswertung zeigt, dass das Familieneinkommen im engen Zusammenhang mit der vorhandenen landwirtschaftlichen Fläche steht. Weiter konnte festgestellt werden, dass zunehmende Landdegradierung über die Zeit zur Abnahme der Ernteerträge führte. 32 % der Bauern waren die Ursachen der Bodenerosion jedoch gänzlich unbekannt und 62 % wussten nichts über Erosionsschutzmaßnahmen. Um der Nahrungsmittelknappheit aufgrund schnellem Bevölkerungswachstums entgegenzusteuern, wurde die natürliche Brachezeit auf 2 3 Jahre herabgesetzt. Zusätzlich verstärkte die Umwandlung von Wald in landwirtschaftliche Flächen den Prozess der Bodendegradierung. Bodenerosionsabtragsmessungen während der Regenzeit von April bis September zeigten eine Zunahme der Abtragsraten von 43 t/ ha im ersten Jahr nach Brandrodung auf 58,3 t/ha im 4. Jahr nach Brandrodung. Auf der Parzelle Agroforst mit Mulch wurde dagegen nur ein Abtrag von 3,7 t/ha gemessen. Die höchste gemessene Abtragsrate entspricht einem Verlust von 1234 kg organischer Substanz, 82 kg N, 1468 kg K und 82 kg P / ha/ a. Um diesen Nährstoffverlust über Düngung wieder auszugleichen, wären Kosten in Höhe von 9.000.000 VND (600 USD) erforderlich. Es scheint so, dass diese Ausgaben von Jahr zu Jahr steigen, wenn die traditionelle Landnutzung (Shifting cultivation) fortgesetzt wird. In Konsequenz betrug der Maisertrag im 4. Jahr nach Brandrodung nur ein Drittel des ersten Jahres. Bodenanalysen im Labor untermauern die Ergebnisse der Geländeaufnahmen. Danach nahmen der pH-Wert und die Basensättigung sehr deutlich nach langjähriger landwirtschaftlicher Nutzung ab (pH-Wert von 6,5 auf 4,4, V-Wert von 99,6% auf 28,9 %). Besonders deutlich wird die Degradation durch landwirtschaftliche Nutzung sichtbar anhand der Veränderung der organischen Substanz, des Gesamtstickstoffgehaltes und der Kationenaustauschkapazität. Die P-Verfügbarkeit nach Bray ist im Ober- und Unterboden als sehr gering einzustufen und ihre Abnahme ist sehr stark. Der Grund liegt darin, dass zum einen ein Teil der P-Verfügbarkeit durch Bodenerosion verloren geht und zum anderen aufgrund von Eisen- und Aluminiumanreicherung bei niedrigen pH-Werten eine verringerte P-Verfügbarkeit durch irreversible Phosphorfixierung gegeben ist. Eine Langzeitnutzung ohne Bodenschutzmaßnahmen führt daher unweigerlich zu Bodendegradierung. Agroforst mit Mulch als Alternative zur traditionellen Landnutzung im Bergland beinhaltet Maßnahmen zum Erosionsschutz und zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit. Dadurch wird auch eine Rehabilitierung traditionell nicht mehr nutzbarer Flächen möglich. Eine höhere Landnutzungsrate bei Agroforst mit Mulch gegenüber traditioneller Shifting cultivation stellt einen weiteren Vorteil dieses Systems dar. Es wäre daher erstrebenswert dieses Landnutzungsmodell auf die ganze Region auszuweiten. Diese Studie soll nicht nur einen Beitrag zu nachhaltiger Landnutzung leisten, sondern darüber hinaus auch eine Angleichung der Lebensstandards von Berg- und Flachland ermöglichen. Die Bergregion im Norden Vietnams wird von einer ethnischen Minderheit bevölkert, die selbst nach vietnamesischem Standard als besonders arm gilt.