Zur Kurzanzeige

Blutung aus feuchter altersbedingter Makuladegeneration und Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten

dc.contributor.advisorPetersen, Jörgen Prof. em. Dr. Dr.de
dc.contributor.authorFricke, Otto Heinz Hermannde
dc.date.accessioned2012-04-16T17:27:10Zde
dc.date.available2013-01-30T23:50:23Zde
dc.date.issued2012-02-02de
dc.identifier.urihttp://hdl.handle.net/11858/00-1735-0000-0006-B2CC-Ede
dc.identifier.urihttp://dx.doi.org/10.53846/goediss-1162
dc.description.abstractEinleitung: Wenn spontane Blutungsneigung zusammenkommt mit der Notwendigkeit einer gerinnungshemmenden Behandlung, so sind Blutungskomplikationen vorgezeichnet. Genau dies ist der Fall bei Patienten mit feuchter altersbedingter Makuladegeneration (AMD) und internistischen Erkrankungen wie Vorhofflimmern, Thrombosen, Embolien oder Herzklappenersatz. Im Verlauf der feuchten AMD treten typischerweise subretinale Blutungen an der Stelle des schärfsten Sehens auf. Ist die Gerinnung gehemmt, so kann sich diese spontane Makulablutung zur gefürchteten Komplikation einer subretinalen Massenblutung ausweiten, die zu einem riesigen Zentralskotom (Verlust der Sehfähigkeit im Zentrum des Gesichtsfelds) bis hin zur Erblindung führt. Mit zunehmendem Lebensalter steigt das Risiko dafür stark an, weil sowohl die AMD als auch die Indikationen für Antikoagulation mit dem Alter überproportional zunehmen. Diese Problematik wird bei der Indikationsstellung zur Antikoagulation offensichtlich zu wenig berücksichtigt. Denn in den vergangenen Jahren wurden vermehrt antikoagulierte Patienten mit massiven subretinalen Blutungen aus feuchter AMD in der Universitäts-Augenklinik Göttingen (UAKG) behandelt. Quantitative Daten zu Nutzen und Risiken der Antikoagulation aus internistischer Sicht sind ausreichend vorhanden. Quantitative Daten zur oben genannten AMD-Augenproblematik gibt es bisher nur sehr wenige.Ziel der Arbeit: Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Risikolage zu untersuchen, um Daten für eine Nutzen-Risiko-Abwägung zwischen Überlebensvorteil durch Vitamin-K-Antagonisten und Steigerung des subretinalen Blutungsrisikos zur Verfügung zu stellen.Methode: Eine solche Untersuchung ist aus ethischen Gründen nicht als prospektive, kontrollierte Studie durchführbar. Daher wird retrospektiv auf Krankenblätter der UAKG aus der Zeit zwischen 01.01.2002 und 30.06.2008 zurückgegriffen. Die benötigten Daten wurden aus zwei Patientengruppen generiert: Das erste Kollektiv sind unselektierte, normale AMD-Fälle. Es handelt sich um 148 Augen von 110 Patienten, die aus den 1600 AMD-Datensätzen des Fotolabors ausgelost wurden. Alle Krankenblätter und Original-Fundusfotos wurden hinsichtlich Dauer der feuchten AMD, Blutung, Blutungsgröße und Medikamentenanamnese ausgewertet. Daraus lässt sich das inhärente Blutungsrisiko der feuchten AMD einschließlich dessen Schwere und zeitlichen Ablaufs ableiten. Weiter informiert dieses Kollektiv über die Häufigkeit von Antikoagulation bei AMD-Patienten. Das zweite Kollektiv sind Augen mit subretinaler AMD-Blutung. Diese wurden aus der Datenbank des Schwerpunktes Netzhaut-und Glaskörperchirurgie entnommen, welche alle dort behandelten Patienten ausführlich dokumentiert. Es handelte sich um 124 Augen mit subretinaler Blutung von 101 Patienten. Die zugehörigen Krankenakten wurden in derselben Weise ausgewertet. Diese Gruppe informiert über die Häufigkeit der Antikoagulation und die Blutungsschwere bei Blutungsaugen. Aus dem Verhältnis der Antikoagulationshäufigkeit bei AMD-Augen mit subretinaler Blutung zu der Antikoagulationshäufigkeit normaler AMD-Patienten folgt daraus die gesuchte Risiko-Erhöhung für Blutung unter Antikoagulation.Ergebnisse: 1. Das spontane Blutungsrisiko aus feuchter AMD liegt zwischen 16% und 25% für zwei Jahre und zwischen 25% und 64% für fünf Jahre. 2. Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten erhöht das Blutungsrisiko mindestens um das 2,3 bis 3,8 fache. 3. Die schwerste Komplikation der Blutung bei feuchter AMD, nämlich Durchbruch in den Glaskörperraum und vollständige Erblindung des Auges, tritt in 6% der spontanen AMD-Blutungen ein. Unter Vitamin-K-Antagonisten ist dies 3,5mal häufiger (21%). 4. Spontane AMD-Blutungen (ohne Gerinnungshemmung) haben einen mittleren Durchmesser von ca. 30°. Die dadurch verursachte Netzhautschädigung hat eine Ausdehnung von 27 Papillenflächen. Unter Vitamin-K-Antagonisten ist der Blutungsdurchmesser doppelt so groß, die zerstörte Netzhautfläche hat mit 109 Papillenflächen nahezu die vierfache Größe. 5. Thrombozytenaggregationshemmer führen ebenfalls zu einer Vergrößerung der subretinalen Blutung aus feuchter AMD. Die Effekte sind etwa halb so groß wie die unter Vitamin-K-Antagonisten.Diskussion: Nach diesen Ergebnissen stellt die feuchte AMD eine bisher zu gering beachtete Kontraindikation für den Einsatz von Vitamin-K-Antagonisten dar. Die Antikoagulation bei feuchter AMD erfordert eine gemeinsame Abwägung durch Internist, Augenarzt und Patient. Dabei können folgende Überlegungen als Richtschnur gelten: 1. Bei Erkrankungen mit hohem vitalen Risiko und nachgewiesenem großen Nutzen der Antikoagulation ist das höhere subretinale Blutungsrisiko der feuchten AMD ein sekundäres Argument und muss in Kauf genommen werden. Dazu gehören Lungenembolie, Vorhofflimmern mit hohem CHA2DS2VASc-Score, bzw. CHADS2-Score oder mechanischer Herzklappenersatz. 2. Bei Erkrankungen mit niedrigem vitalem Risiko und fraglichem Nutzen der Vitamin-K-Antagonisierung überwiegt das Erblindungsrisiko der AMD-Augen in der Risikoabwägung. Die Antikoagulation sollte unterbleiben. Dazu gehören Vorhofflimmern mit niedrigem CHA2DS2VASc-Score, bzw. CHADS2-Score sowie biologischer Klappenersatz. 3. Die Indikationen zwischen diesen Extremen bedürfen einer ausgiebigen Aufklärung und Entscheidungsfindung zusammen mit dem betroffenen Patienten.de
dc.format.mimetypeapplication/pdfde
dc.language.isogerde
dc.rights.urihttp://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de
dc.titleBlutung aus feuchter altersbedingter Makuladegeneration und Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonistende
dc.typedoctoralThesisde
dc.title.translatedBleeding out of age-related macular degeneration and anticoagulation with vitamin K antagonistsde
dc.contributor.refereePetersen, Jörgen Prof. Dr. Dr.de
dc.date.examination2012-02-20de
dc.subject.dnb610 Medizin, Gesundheitde
dc.description.abstractengIntroduction: When spontaneous bleeding occurs together with the need for anticoagulant treatment, bleeding complications are predestined. This is exactly the case in patients with wet age-related macular degeneration (ARMD) and internal diseases such as atrial fibrillation, thrombosis, embolism, or heart valve replacement requiring anticoagulation with a vitamin K antagonist. Subretinal hemorrhage typically occurs in the course of wet AMD at the position of sharpest vision. If the coagulation is inhibited, spontaneous macular hemorrhage can lead to the dreaded complication of extended subretinal hemorrhage causing a huge central scotoma (loss of vision in the center of the visual field). With increasing age the risk of this increases, because both - the prevalence of ARMD and the indications for anticoagulation - increase with the age. Apparently, this problem is not considered appropriately when anticoagulation is indicated. In the last decade an increasing number of anticoagulated patients was treated with massive subretinal hemorrhage in the course of wet ARMD at the University Eye Clinic of Göttingen (UAKG).Purpose: The aim of this study is to investigate the risk-benefit trade-off between survival benefit of vitamin K antagonists and enhancement of the risk of subretinal hemorrhage.Method: The study was performed retrospectively on medical records of the UAKG from the period between 01.01.2002 and 30.06.2008. The required data were generated from two patient groups: the first (collective 1) contains an unselected collective of "normal" AMD cases. 148 eyes of 110 patients were drawn from the 1600 AMD records of the photo lab. All original medical records and fundus photographs were evaluated in terms of duration of wet AMD, hemorrhage, hemorrhage size, and drug history. This collective represents the inherent bleeding risk of wet AMD, including its severity and timing. Further, this collective provides information about the frequency of anticoagulation in patients with ARMD. The second collective (collective 2) compromises eyes with subretinal hemorrhage in the course of ARMD. This collective was taken out the database of the section of retinal and vitreal surgery. 124 eyes of 101 patients with subretinal hemorrhage were included. The corresponding medical records were evaluated in the same way. This group provides information about the frequency of anticoagulation and bleeding severity in eyes with subretinal hemorrhage. The increase in risk for subretinal hemorrhage under anticoagulation was calculated out of the ratio of anticoagulation frequency in AMD eyes with subretinal hemorrhage (collective 2) and the antikoagulation frequency in "normal" AMD patients (collective 1).Results: The risk of spontaneous bleeding in the course of wet ARMD is between 16% and 25% for two years and between 25% and 64% for five years. Anticoagulation with vitamin K antagonists increases the risk of bleeding by at least a 2.3 to 3.8 fold. The most severe complication of bleeding in the course of wet ARMD, the breakthrough in the vitreous of the eye and total blindness occurs in 6% of spontaneous bleeding AMD. With vitamin K antagonist that is 3.5 times more likely (21%). ARMD related spontaneous bleedings (without anticoagulation) have an average diameter of about 30 °. The consequent damage to the retina represents 27 disc areas. Vitamin K antagonists related bleedings lead on average to a destroyed retinal surface with 109 disc areas which is nearly four times the size. Platelet aggregation inhibitors also lead to an increase in the size of the subretinal hemorrhage from wet ARMD. The effects are about half as strong as those from vitamin K antagonists.Conclusion: According to these results, wet ARMD represents a so far underestimated contraindication for the use of vitamin K antagonists. Anticoagulation combined with wet ARMD requires a joint assessment by an internist, an ophthalmologist and the patient. The following considerations apply as guidance: Diseases with a vital risk and proven major benefits of anticoagulation: the increased risk of subretinal hemorrhage due to wet AMD is a secondary argument, and must be taken into account, f. e. pulmonary embolism, atrial fibrillation with a high CHA2DS2VASc score, or CHADS2 score or mechanical heart valve replacement. In diseases with low risk and questionable benefits of the vitamin K antagonism the risk of ARMD related blindness outweighs the risk assessment. Anticoagulation should be avoided in these cases. These include atrial fibrillation with low CHA2DS2VASc score, or CHADS2 score and biological valve replacement. The indications between these extremes require thorough clarification and decision making together with the affected patients.de
dc.contributor.coRefereeDellas, Claudia PD Dr.de
dc.subject.topicMedicinede
dc.subject.gerAltersbedingte Makuladegenerationde
dc.subject.gerAMDde
dc.subject.gerMarcumarde
dc.subject.gerVitamin-K-Antagonistende
dc.subject.gerBlutungsrisikode
dc.subject.gersubretinale Blutungde
dc.subject.engAge-related maculadegenerationde
dc.subject.engARMDde
dc.subject.engWarfarinde
dc.subject.engvitamin k antagonistsde
dc.subject.engbleeding risikde
dc.subject.engsubretinal hemorrhagede
dc.subject.bk44.95 Augenheilkundede
dc.identifier.urnurn:nbn:de:gbv:7-webdoc-3348-3de
dc.identifier.purlwebdoc-3348de
dc.affiliation.instituteMedizinische Fakultätde
dc.subject.gokfullMED 520 Ophthalmologiede
dc.identifier.ppn715101358de


Dateien

Thumbnail

Das Dokument erscheint in:

Zur Kurzanzeige