Medien, Journalismus und Public Relations
Eine kritische Betrachtung der systemtheoretischen Forschung mit Überlegungen zu theoretischen Veränderungen
Media, journalism and public relations
A critical view on system theoretical research with thoughts on theoretical changes
von Axel Zander
Datum der mündl. Prüfung:2001-02-12
Erschienen:2001-06-13
Gutachter:Prof. Dr. Elisabeth Klaus
Gutachter:Prof. Dr. Konrad Thomas
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Size:1.03Mb
Format:PDF
Description:Dissertation
Zusammenfassung
Englisch
The central issue of the present study is the system theory of Niklas Luhmann that within the last three decades became the mainstream of scientific media, journalism and public relations research. Based on this theoretical frame communication science takes media, journalism or public relations into theory-fitted pieces without watching the consequences that arise for a scientific research that takes practical matters into account. This is demonstrated in an exemplary manner: the theory-based construction of clear boderlines between social systems like mass media and economy or journalism and public relations is untenable in practical mass communication. The study also focuses on the individual journalist that in a communication science which is based on Luhmann"s theory has no meaning. However, relevant research following Luhmann"s theory refers back to individual journalists. The discussion leads to new thoughts on theoretical changes. It is attempted to fit present views of the system theoretical research into an evident and even in science undoubted practice of everyday media-life. In this sense it is attempted to overcome gaps between Luhmann"s system theory and existing practice. Therefore closed social systems in Luhmann"s meaning are re-designed as open social spheres in which a wide variety of social sense can be overlapping. Furthermore individuals which are excluded in Luhmann"s system theory are now understood as the cause of social differentiation. In consequence individuals are taken into account as immediate factors of any social process. Based on these thoughts a circulation model of social processes is developed. In this model spheres and actors find themselves in a dynamic exchange. All determining social systems are now replaced by the idea of actions which are determined by a variety of factors, including spheres and actors.
Keywords: Luhmann; system theory; media; journalism; public relations; spheres
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Den Dreh- und Angelpunkt der Arbeit bildet die Luhmannsche Systemtheorie, die in den letzten drei Jahrzehnten zum Mainstream der Medien-, Journalismus- und Public Relations-Forschung avanciert ist. Auf ihrer Basis werden in der Publizistikforschung Medien, Journalismus oder Public Relations in systemtheoriegerechte Einzelteile zerlegt, ungeachtet der Folgen, die sich daraus für die Praxisbezogenheit der wissenschaftlichen Betrachtung ergeben. Exemplarisch wird dieses an der Konstruktion theoretisch abgesicherter Grenzlinien zwischen gesellschaftlichen Teilbereichen dargestellt, die im praktischen Medienalltag unhaltbar sind - etwa der theoretisch begründeten Grenzziehung zwischen Medien und Wirtschaft, aber auch zwischen Journalismus und Public Relations. Gleichzeitig hinterfragt die Arbeit, welche Stellung das journalistische Einzelwesen, auf das in der systemtheoretisch gestützten Publizistikforschung vielfach rekurriert wird, im Theoriegebäude Luhmanns haben kann. Die Diskussion mündet in Überlegungen zu theoretischen Veränderungen. Es wird der Versuch unternommen, die bisherige systemtheoretische Sichtweise an die offensichtlichen und auch wissenschaftlich unstrittigen Gegebenheiten des Medienalltags anzupassen und bestehende Verwerfungen des praktisch-theoretischen Gefüges durch Überlegungen zu Veränderungen auf seiten des Theoriegebäudes zu glätten. Dazu werden im Luhmannschen Theoriewerk abgeschlossene Sinnwelten zu offenen gesellschaftlichen Teilbereichen, soziale Sphären, in denen es zur Überlagerung diverser Sinnbezüge kommen kann. Darüber hinaus werden die in der Systemtheorie ausgeschlossenen Akteure als Ursächlichkeit systemischer Differenzierung verstanden und gehen folglich als unmittelbare Faktoren in die Betrachtung sozialer Prozesse ein. Auf dieser Grundlage wird ein Kreislaufmodell des Sozialen modelliert, innerhalb dessen Sphären und Akteure in ein dynamisches Wechselverhältnis gebracht werden. Die vormals einseitige Voraussetzung einer spezifischen, alles bestimmenden Sinnwelt wird abgelöst, durch die Annahme eines von vielen Faktoren bestimmten medialen Handelns, das sich nicht mehr der Ausschließlichkeit des Systemischen im Sinne Luhmanns hingibt.
Schlagwörter: Luhmann; Systemtheorie; Medien; Journalismus; Public Relations; Sphären