Pollenanalytische Untersuchungen zur holozänen Vegetationsgeschichte entlang des östlichen unteren Odertals und südlichen unteren Wartatals in Nordwestpolen
Pollen analytical studies on holocene vegetation history in the eastern lower Oder valley and the southern lower Warta valley in North-Western Poland
by Christa Maria Herking
Date of Examination:2004-07-01
Date of issue:2005-03-01
Advisor:Prof. Dr. Eberhard Grüger
Referee:Prof. Dr. Eberhard Grüger
Referee:Prof. Dr. Robbert Gradstein
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Format:PDF
Description:Dissertation
Abstract
English
The postglacial vegetation development of an area in northwest Poland and its chronological course was reconstructed based on four pollen diagrams from two sites in the eastern Lower Oder valley and the southern Lower Warta valley. Great emphasis was laid on the immigration and spread of beech, which reaches its natural borders in this region. Primary the Lower Oder valley represents an area with a mixed deciduous forest, dominated by lime and elm. After immigrating in the Subboreal around 4300 cal. B.C. beech spread very slowly in this area. The same concerns the southern Lower Warta valley, where the beech arrived around 3500 cal. B.C.. It is shown that the spread of beech in the mesocratic forests around 2600 cal. B.C. coincides with the appearance of anthropogenic indicators. The largest extension of the distribution of the beech in the eastern Lower Oder valley was reached in the Migration Period with pollen percentages of 18 %. In the southern Lower Warta valley the pollen percentages of beech never exceeded values of 5 %. Obviously only a few kilometres southeast of the Lower Oder valley beech has entered an area of unfavourable environmental conditions beyond its ecological optimum. The increase of frost events in spring and especially of summer drought reduced the competitive strength of beech in regard to other trees. Unlike in the north-west of the eastern Lower Oder valley thus beech was prevented from becoming the dominant tree. Besides, other ecological conditions characteristic for the gentle sloping ground moraine landscape limited the spread of beech forest to small isolated populations. The spread of hornbeam occurred much earlier in the southern Lower Warta valley than in the eastern Lower Oder valley. Already in the Bronze Age pollen percentages of 15 % were reached in the southern Lower Warta valley. Although the competitive strength of beech was reduced, no extended hornbeam forests were established as it was the case in the Great Poland-Kujawy lowland. Hornbeams probable built the second tree layer in a mixed deciduous oak forest, strongly degraded by human impact.
Keywords: Poland; Oder valley; Warthe valley; Holocene; Pollen analysis; Vegetation history; Settlement history; Beech (<i>Fagus sylvatica</i>); Hornbeam (<i>Carpinus betulus<i/>)
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Anhand von vier Pollendiagrammen aus zwei Standorten
in Nordwestpolen, aus dem östlichen unteren Odertal und
aus dem südöstlich davon gelegenen südlichen unteren
Warthetal (Wartatal), wurde der chronologische Verlauf
der postglazialen Vegetationsentwicklung nachvollzogen.
Ein besonderer Focus richtete sich auf die Einwanderung
und Ausbreitung der Rotbuche, die an den hier
untersuchten Standorten an die Grenze ihres
Herrschaftsbereiches stößt. So stellt das östliche
untere Odertal primär ein von linden- und ulmenreichen
Eichenmischwäldern beherrschtes Gebiet dar. Die
Rotbuche breitete sich hier nach ihrer Einwanderung im
Subboreal um ca. 4300 cal. B.C. nur sehr zögerlich aus.
Gleiches gilt für das südliche untere Wartatal, das die
Rotbuche gegen 3500 cal. B.C. erreichte. Es zeigt sich,
dass die Ausbreitung der Rotbuche in den mesokratischen
Wäldern um ca. 2600 cal. B.C. an beiden Standorten mit
dem vermehrten Auftreten von Siedlungszeigern
korreliert. Erst während der Völkerwanderungszeit
erreichte die Rotbuche im östlichen unteren Odertal mit
einem Baumpollenanteil von 18 % ihre maximale
Verbreitung.Im südlichen unteren Wartatal waren die
maximalen Rotbuchenanteile zu keiner Zeit höher als 5
%. Die vorliegenden Untersuchungen zeigen, dass
offensichtlich nur wenige Kilometer südöstlich des
unteren Odertals die Rotbuche in ein Gebiet vorstieß,
in dem die edaphischen Bedingungen außerhalb ihres
ökologischen Optimums lagen. Das vermehrte Auftreten
von Spätfrösten im Frühjahr und insbesondere die höhere
Sommertrockenheit gegenüber weiter nordwestlich
gelegenen Untersuchungsgebieten entlang des östlichen
unteren Odertals ließen die Rotbuche an Konkurrenzkraft
einbüßen, so dass sie zu keiner Zeit die Vorherrschaft
erlangte. Zusätzlich haben die standörtlichen
Besonderheiten der flachkuppigen Grundmoränenlandschaft
die Ausbreitung der Rotbuchen auf kleine, inselartige
Bestände beschränkt.
Die Ausbreitung der Hainbuche erfolgte im südöstlichen
Untersuchungsgebiet deutlich früher als im weiter
nordwestlich gelegenen Untersuchungsgebiet. Bereits in
der Bronzezeit erreichte die Hainbuche im südlichen
unteren Wartatal Baumpollenanteile bis zu 15 %. Obwohl
hier der Konkurrenzdruck der Rotbuche fehlte,
entwickelten sich keine ausgedehnten Hainbuchenwälder,
wie sie weiter östlich aus der großpolnisch-kujawischen
Ebene belegt sind. Statt dessen bildeten Hainbuchen
vermutlich die zweite Baumschicht in den durch
anthropogene Nutzung stark degradierten
Eichenmischwäldern.
Schlagwörter: Polen; Odertal; Warthetal; Holozän; Pollenanalyse; Vegetationsgeschichte; Siedlungsgeschichte; Rotbuche (<i>Fagus sylvatica</i>); Hainbuche (<i>Carpinus betulus</i>)