Diagnostik und Therapie des Polyzystischen Ovarsyndroms im Rahmen der klinischen Routineversorgung

Abstract

Das Polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) betrifft circa 6 bis 10 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter und ist eine der häufigsten endokrinologischen Erkrankungen in dieser Lebensphase. Die vorliegende Dissertation untersuchte retrospektiv die Routineversorgung von Patientinnen mit PCOS in einer Praxis für Endokrinologie. Es wurden die Diagnosesicherheit des PCOS unter Praxisbedingungen und der therapeutische Effekt von Metformin unter einer sechs- bis zwölfmonatigen Therapie analysiert. Zudem wurde zur kontroversen Diskussion eines geeigneten diagnostischen Mittels einer Insulinresistenz Stellung bezogen. PCOS-Patientinnen (n=102) unterschieden sich in vielen krankheitstypischen Parametern eindeutig von Patientinnen mit ausgeschlossenem PCOS (n=58). PCOS-Patientinnen litten häufiger an Hirsutismus und Zyklusstörungen, hatten einen höheren freien Androgenindex (FAI) und LH/FSH-Quotienten, ein höheres Nüchterninsulin, eine höhere Insulingesamtausschüttung und waren anhand der Indizes HOMA-IR und QUICKI insulinresistent. Zur Differenzierung ungeeignete Paramater waren SHBG, Akne und die Hashimoto-Thyreoiditis. Die Ergebnisse sind vor dem Hintergrund eines Altersunterschiedes von 7 Jahren zwischen beiden Gruppen, einer Hyperandrogenämie anhand des FAI in beiden Gruppen sowie der Anwendung der Rotterdam-Kriterien zur Definition des PCOS zu werten. Unter der Therapie mit Metformin konnten bei 30 adipösen PCOS-Patientinnen signifikante Body-Mass-Index-/ und Gewichtsabnahmen sowie eine signifikante Reduktion der Zyklusstörungen erzielt werden. Der FAI sank lediglich in Kombination mit einem Ovulationshemmer signifikant, wobei weiterhin eine Hyperandrogenämie vorlag. Die Patientinnen waren unter Metformintherapie weniger insulinresistent mit signifikant niedrigerem Nüchterninsulin, niedrigerem HOMA-IR und höherem QUICKI (im Sinne einer abnehmenden Insulinresistenz). Der mögliche Einfluss von diätetischen Maßnahmen und Sport fand keine Berücksichtigung, sodass die Frage offen verblieb, ob Metformin allein im Zuge verbesserter Insulinresistenz zur klinisch relevanten Reduktion einer Hyperandrogenämie beiträgt. Zur Diagnostik einer Insulinresistenz waren HOMA-IR, QUICKI und ein OGTT über zwei Stunden geeignet, insulinresistente PCOS-Patientinnen von Patientinnen ohne PCOS und ohne Insulinresistenz zu unterscheiden. Die diagnostische Aussagekraft des HOMA-IR kann bei den untersuchten Patientinnen auf Grund des Alters und des BMI als hoch eingeschätzt werden. Zudem war der HOMA-IR zur Verlaufskontrolle der Metformintherapie besser geeignet als ein OGTT über zwei Stunden.