Störungsspezifische, visuelle emotionale Stimuli bei der Agoraphobie mit Panikstörung

Abstract

Es wird angenommen, dass visuelle emotionale Stimuli psychovegetative Reaktionen provozieren, welche den unter natürlichen Bedingungen entstehenden Panikattacken ähneln. Visuelle Stimulierungsparadigmen sind bereits häufig in Studien mit Agoraphobie mit und ohne Panikstörung verwendet worden. Jedoch waren die angewandten Bilder bislang kaum störungs-und fachspezifisch. Es wurden 51 Patienten mit einer ICD 10 und DSM IV Diagnose von Agoraphobie mit oder ohne Panikstörung (PDA) und passende gesunde Kontrollen untersucht. Die Probanden wurden mit, zuvor von Experten ausgewählten, 146 Bildern konfrontiert, die charakteristische agoraphobiespezifische Situationen (Höhen, Engen, Menschenmengen, Vehrkehrsmittel und weite Flächen) sowie akute körperliche Notfälle zeigten. Die Teilnehmer wurden gebeten, die vorgeführten Bilder auf einer 9-stufigen Beurteilungskala (SAM) der Dimension "emotionale Erregung" zu bewerten. Zusätzlich wurden der PDA-Schweregrad (PAS), depressive Symptome (MADRS) wie auch sozialdemographische Daten der Patienten und Kontrollen erfasst. In einer zweiten Untersuchung wurden Speichelkortisolkonzentrationen vor und nach Exposition der jeweils individuell höchst gerateten Bildstimuli gemessen. 117 der PDA-spezifischen Bilder wurden von den Patienten signifikant höher bewertet als von den gesunden Kontrollen. Eine Subkategorisierung in spezifische Symptomcluster gemäß den Klassifikationskriterien der Agoraphobie zeigten deutliche Unterschiede im Bezug auf Geschlechterverteilung, Erkrankungsschwere und Kortisolkonzentration während der Exposition. In dieser Studie konnte ein Set von störungsspezifischen visuellen Stimuli zur differentiellen Erfassung von Agoraphobie/Panikstörung gemäß den Klassifikationskriterien sowie neurobiologischen und psychologischen Phänomen zusammengestellt werden, welches in zukünftigen Bildgebungsstudien verwendet werden kann.