Die Herzfunktion während milder Hypothermie bei anästhesierten Schweinen: gesteigerte Inotropie auf Kosten einer diastolischen Dysfunktion

Abstract

Während die Induktion der milden Hypothermie zur Minderung hypoxischer Hirnschäden nach kardiopulmonaler Reanimation allgemein akzeptierter therapeutischer Standard geworden ist, werden die kardialen Effekte der Hypothermie kontrovers diskutiert. Ein positiv inotroper Effekt der Hypothermie konnte durch zahlreiche Arbeitsgruppen in in-vitro-Modellen nachgewiesen werden, wohingegen in in-vivo-Modellen widersprüchliche Effekte der Hypothermie berichtet worden sind. 10 weibliche Schweine wurden anästhesiert und mit einem Konduktanzkatheter, einem Swan-Ganz-Katheter und einem rechtsatrialen Schrittmacher katheterisiert. Über die Femoralvenen wurden ein Vena-cava-Okklusions-Ballon sowie ein Kühlkatheter zur Induktion der MH eingeführt. Nach Einleitung der MH (von 37°C auf 33°C) sanken die Herzfrequenz (85±4 vs 74±3 spm) und der Gesamtkörpersauerstoffverbrauch (217±17 vs 161±10 ml/min), während die arterielle Laktatkonzentration konstant blieb. Änderungen von Herzminutenvolumen, enddiastolischem Volumen, Schlagvolumen, systolischem Spitzendruck, enddiastolischem Druck und dP/dtmax lagen nicht im signifikanten Bereich. Verminderungen der maximalen Druckabfallsgeschwindigkeiten und die entsprechenden Erhöhungen der Zeitkonstante der isovolumetrischen Relaxation τ zeigten eine Beeinträchtigung der aktiven linksventrikulären Relaxation. Des Weiteren nahm der Anteil der Systole am Herzzyklus zu. Die während transienter Vena-cava-Okklusion erhobenen Daten wurden zur Generierung von Druck-Volumen-Beziehungen benutzt. Die Analyse der Druck- Volumendaten zeigte eine erhöhte endsystolische sowie enddiastolische Steifheit, was zum einen positive Inotropie, zum anderen eine reduzierte enddiastolische Dehnbarkeit belegt. Die positive Inotropie blieb auch bei Steigerung der Herzfrequenz auf 100/min erhalten, während sich die diastolische Füllung weiter verschlechterte. Schlussfolgerung: Die Induktion der milden Hypothermie ist positiv inotrop und vermindert den Gesamtkörper-O2-Verbrauch. Die diastolische Funktion verschlechtert sich, was jedoch durch einen parallelen Abfall der spontanen Herzfrequenz kompensiert wird. Diese Daten weisen darauf hin, dass die Induktion der milden Hypothermie eine neue Behandlungsoption beim therapierefraktären akuten Herzversagen sein könnte.