“Es sind Deutsche, in unseren Augen sowjetische Satelliten...”: Christdemokratische Grundwerte der Adenauer-CDU im Spiegel der deutsch-deutschen Teilung und in Ableitung auf den realsozialistischen Osten (1945 bis 1966)

Abstract

Die Dissertation von Karolina Lang-Vöge ist dem Thema “‘Es sind Deutsche, in unseren Augen sowjetische Satelliten... ’ : Christdemokratische Grundwerte der Adenauer-CDU im Spiegel der deutsch-deutschen Teilung und in Ableitung auf den realsozialistischen Osten (1945 bis 1966)” gewidmet. Die Arbeit fokussiert die Wahrnehmung des von der UdSSR dominierten, realsozialistischen Ostblocks in der von Konrad Adenauer geführten Christlich-Demokratischen Union. Daraus resultiert der Untersuchungszeitraum der Jahre 1945 bis 1966 als diejenige Phase, in der Konrad Adenauer zu seiner führenden Rolle innerhalb der CDU aufstieg und diese bis zum Ende seines Bundesvorsitzes im März 1966 innehatte. In der Doktorarbeit wird eine Dechiffrierung des Antikommunismus bzw. Antisozialismus der Union im Kontrast zu ihrem ideellen Humus, dem christlichen Menschenbild, angestrebt. Der Antikommunismus als mächtiges Integrationsmenü dieser Partei wurde bis dahin von der Parteienforschung ebenso einhellig konstatiert wie nicht im Einzelnen analysiert, sodass die vorliegende Arbeit auf eine Forschungslücke abzielt. Die Untersuchung intendiert, das Phänomen des christdemokratischen Antikommunismus zuvorderst im Spiegel der deutsch-deutschen Teilung und der Perzeption dieser Teilung in der Adenauer-CDU offenzulegen. Weiterhin werden die Wahrnehmungen der weiteren realsozialistischen Staaten innerhalb der Union erforscht. Dabei tritt die Beziehungshaftigkeit zwischen der Rezeption des Ostens und den christlich inspirierten Grundwerten der Union deutlich zutage, ebenso wie sich die große Wirkungsmacht und die vielfältigen Facetten des Antikommunismus als innerparteiliches Integrations- und Kohäsionsinstrument auffächern. Die westliche CDU brauchte den östlichen Kommunismus, um zu werden und zu sein. Zugleich verwies ihre anti-östliche Frontstellung auf ihre eigenen kulturhistorischen Wurzeln, die in den katholischen und protestantischen Parteiformationen des Deutschen Kaiserreiches und der Weimarer Republik lagen. Die Verfasserin strukturierte die Dissertation entlang der leitenden Begriffe bzw. Figuren Würde, Freiheit und Frieden, Staat, Recht und Wahrheit, Volk und Auftrag sowie Christ im Westen und Antichrist im Osten. Sie fundierte ihre Untersuchung durch einen breiten Quellenkorpus, zu dem u.a. Zeugnisse der parteiinternen wie -externen Kommunikation, Gremienprotokolle, Presseveröffentlichungen sowie biographische und autobiographische Quellen zählten.