Generation principles for arm movements in humans
Erzeugungsprinzipien menschlicher Armbewegungen
von Katja Fiedler
Datum der mündl. Prüfung:2011-06-17
Erschienen:2012-06-14
Betreuer:Dr. Michael J. Herrmann
Gutachter:Prof. Dr. Theo Geisel
Gutachter:Prof. Dr. Florentin Wörgötter
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Format:PDF
Zusammenfassung
Englisch
This thesis comprises studies on the two major domains of motor control – posture and movement – with special focus on human upper limbs. Endeffector stiffness characterises the resistance of the arm against external disturbances in the hand coordinate frame, and is the key quantity to study arm posture. This thesis presents a method for stiffness estimation in three-dimensional endeffector space. The approach enables us to study stiffness in natural postures throughout the daily used workspace. Derived stiffness is tested in the light of results known from classical studies on human upper limbs restricted to a horizontal plane. A variation of stiffness direction and size with hand position as well as with arm posture is found. While the direction of highest stiffness is shown to be aligned with the hand-shoulder axis in planar studies, it turns out to be approximately in a line with the forearm axis in the unrestrained arm. This suggests that major compensations of external disturbances are accomplished at shoulder level. The second part of this thesis deals with human arm movements under time pressure in left- as well as right-handed participants using both preferred and non-preferred hand. A framework to set up virtual parcours to asses via-point movements in combination with an obstacle avoidance task has been developed. Hand trajectories were analysed with respect to dynamic characteristics. Furthermore, an uncertainty about the movement task was imposed by revealing the final movement target just when the participants had to choose on which side – either left or right – to pass the obstacle. Using this bottleneck of processing the new information about the task and its transformation into a motor command allows to study the participants' decision behaviour. It turns out that with increasing time pressure – or better: rush in execution – attention is more and more (with)drawn from sensory input towards a focus on the own behavioural pattern. Participants who show fast execution of the trials also show a strong stereotypisation of movement direction choice. If an initial overrepresentation of movement targets on the right side was presented, the preferred direction always coincided with it. For overemphasation of left target locations, not all participants preferred this direction, but some the opposite one. These phenomena were rather independent of handedness and used hand. One possible explanation could be found in cultural imprinting of rightwards movements in reading, time lines, and also visual communication. A direct response to the presented target locations can be excluded on several time scales, especially in the fast participants. Behaviour is shown to mainly depend on the own behavioural history. Furthermore, stereotypisation increased with increasing movement speed. This heuristic that saves computation time in critical situations and the organisation of subsequent error corrections can serve as an inspiration for the design of flexible but fast robot controllers.
Keywords: Motor Control; Endeffector Stiffness; Motor Decisions; Time Pressure; Handedness
Weitere Sprachen
Diese Dissertation umfasst Studien zu den
beiden Hauptbereichen des Fachgebietes der Motor Control – Posture
(Körperhaltung) und Bewegung – mit speziellem Fokus auf dem
menschlichen Arm.
Die Steifigkeit (endeffector stiffness) beschreibt den Widerstand
des Armes gegenüber externen Störungen und ist eine Schlüsselgröße
im Studium von Armhaltungen. Diese Arbeit präsentiert eine Methode
zur Messung der Steifigkeit im dreidimensionalen Handraum. Der
Ansatz ermöglicht das Studium des menschlichen Armes in seinem
natürlichen Arbeitsbereich. Die gemessene Steifigkeit wird mit
Blick auf klassische Resultate aus Studien, in denen die Freiheit
des Armes auf eine horizontale Ebene beschränkt wurde, verglichen.
Es findet sich analog zu diesen eine Variation der Ausrichtung und
des Ausmaßes der Steifigkeit in Abhängigkeit von der Handposition
und der Armhaltung. Abweichend von der bisher in der Ebene
gefundenen Ausrichtung der höchsten Steifigkeit entlang der
Hand-Schulter-Achse weist die hier gemessene Steifigkeit eine
Ausrichtung parallel zur Vorderarm-Achse der Probanden auf. Dies
legt nahe, dass der Hauptbeitrag zur Kompensation externer
Störungen auf Schulterniveau geschieht.
Der zweite Teil dieser Arbeit beschäftigt sich mit menschlichen
Armbewegungen unter Zeitdruck. Untersucht wurden Probanden
unterschiedlicher Händigkeit, die sowohl ihre bevorzugte als auch
ihre nicht bevorzugte Hand nutzten. Eine zu diesem Zwecke
entwickelte Umgebung zur Erstellung virtueller Parcours ermöglicht
Szenarios, in denen Bewegungen zwischen verschiedenen visuellen
Zielen mit Hindernisvermeidung kombiniert werden können. Aus einem
derartigen Parcours resultierende Arm- bzw. Handbewegungen wurden
hinsichtlich ihrer dynamischen Eigenschaften analysiert. Zusätzlich
verfügte die Bewegungsaufgabe über eine Unsicherheitskomponente:
den Probanden zeigte sich das finale Bewegungsziel erst in dem
Augenblick, als sie ihre Entscheidung, ob sie sich links oder
rechts am Hindernis vorbeibewegen, treffen mussten. Dieser
Flaschenhals aus Verarbeitung neuer Informationen über die Aufgabe
und der entsprechenden Umsetzung in Motorkommandos kann genutzt
werden, um das Entscheidungsverhalten der Probanden zu studieren.
Es stellt sich heraus, dass Zeitdruck – oder besser:
Bewegungsnotwendigkeit – die Aufmerksamkeit mehr und mehr von den
sensorischen Gegebenheiten weg hin zu Mustern im eigenen Verhalten
zieht. Probanden, welche die Bewegungsaufgabe schnell ausführen,
zeigen ein hohes Maß an Stereotypisierung in der Wahl ihrer
Bewegungsrichtungen. Eine initiale Überpräsentation von
Bewegungszielen auf der rechten Seite hinter dem Hindernis führte
jeweils auch stets zu einer Bevorzugung dieser Richtung. Bei
eingangs häufigerer Präsentation von Zielen links hinter dem
Hindernis bevorzugten jedoch nicht alle Probanden diese
Bewegungsrichtung. Dieses Phänomen ist unabhängig von Händigkeit
und Handnutzung. Eine mögliche Erklärung ist in der kulturellen
Prägung durch nach rechts gerichtete Lesebewegung, Zeitstrahlen und
andere Elemente der visuellen Kommunikation zu suchen. Eine direkte
Bezugnahme auf eben präsentiere Zielpositionen kann besonders für
schnelle Probanden auf verschiedenen Zeitskalen ausgeschlossen
werden. Das Verhalten zeigte sich im Wesentlichen abhängig vom
bisherigen Verlauf der Entscheidungen. Außerdem verstärkte sich die
Stereotypisierung mit zunehmender Bewegungsgeschwindigkeit. Diese
Heuristik, die in kritischen Momenten die Entscheidungszeit
verkürzt, und die damit verbundene Fehlerkorrektur kann als
Inspirationsquelle für die Entwicklung flexibler, aber schneller
Robotersteuerungen dienen.
Schlagwörter: Bewegungssteuerung; Steifigkeit; motorische Entscheidungen; Bewegungsanalyse; Händigkeit