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Evolution isolierter Teilpopulationen der Laubholz-Säbelschrecke Barbitistes serricauda (FABRICIUS 1798)

dc.contributor.advisorStumpner, Andreas Prof. Dr.de
dc.contributor.authorRichter, Christiande
dc.date.accessioned2013-01-22T15:43:29Zde
dc.date.available2013-01-30T23:51:07Zde
dc.date.issued2008-04-16de
dc.identifier.urihttp://hdl.handle.net/11858/00-1735-0000-000D-F147-3de
dc.identifier.urihttp://dx.doi.org/10.53846/goediss-3437
dc.description.abstractDas von der flugunfähigen baumbewohnenden Laubholz-Säbelschrecke Barbitistes serricauda (Fabricius 1798) besiedelte Gebiet in Zentraleuropa wurde in prähistorischer Zeit durch die wahrscheinlich anthropogen begünstigte Ansiedlung der Rotbuche fragmentiert. Damit veränderte der Mensch nachhaltig den Lebensraum dieser Art, in der Dauer der Veränderung und ihrer Nachhaltigkeit geologischen Prozessen vergleichbar. Die wenig mobilen Tiere können die Rotbuche als Nahrungspflanze nicht nutzen. Populationen dieser Heuschrecke lassen sich daher nicht auffinden, wo die Rotbuche zur Dominanz gelangt ist. Diese Populationen zeichnen sich durch äußerst geringe Individuendichten – oft weniger als 15 Tiere – aus. Eine solche geringe Individuendichte kann über mehrere Generationen erhalten bleiben. Die populationsgenetische AFLP-Analyse wies für die mittlere Distanz zwischen diesen Populationen einen Wert von FST = 0,2486 auf. Ermittelte genetische Distanzen lagen zwischen einzelnen Populationen auf dem gleichen Niveau wie zwischen anderen Barbitistes-Arten; der FST-Wert für die Distanz zwischen B. yersini und B. ocskayi war 0,2733; die Distanz zwischen zwei B. serricauda-Populationen aus dem norddeutschen Raum erreichte einen Wert von 0,385. Zwischen der genetischen und der geographischen Distanz konnte kein Zusammenhang hergestellt werden. Als Ursache hierfür wird genetische Drift in den Populationen angenommen. Für die genetische Diversität innerhalb der Populationen (hs) konnte ein Wert von 0,2577 (AFLP-Daten) ermittelt werden. Außerdem wurde eine RAPD-Analyse durchgeführt, die sich als vergleichbar valide erwies. Bei unter standardisierten Bedingungen gezüchteten Filialgenerationen von 20 Populationen konnten signifikant unterschiedliche Beinlängen adulter Tiere gemessen werden, was, wie die Unterschiede im Ablauf der durch maternelle Einflüsse maßgeblich beeinflussten Embryonalentwicklung, auf Differenzierungsprozesse zwischen den lokal isolierten Populationen hindeutet. Die Folgen einer bei kleinen Populationen anzune hmenden Inzucht wurden mit Versuchen zur Überlebenswahrscheinlichkeit abgeschätzt. Dabei zeigten verschiedene Populationen eine sehr unterschiedliche relative Überlebensrate, was darauf schließen lässt, dass lediglich einige, aber nicht alle Populationen, mutmaßlich durch den eingeschränkten genetischen Austausch einem erhöhtem Aussterberisiko ausgesetzt sind, zumal in keiner Population Fehlbildungen in der postembryonalen Entwicklung zu beobachten waren. Unter gleichen Untersuchungsbedingungen wiesen im Labor erzeugte Populationshybriden, deren Eltern aus jeweils unterschiedlichen Teilpopulationen stammten, auf eine zwischen einzelnen Populationen im Entstehen begriffene postzygotische Isolation hin. Zuchtlinien, in denen gezielt Inzucht betrieben wurde, zeigten hingegen keine verminderte Fitness gegenüber den Kontrollzuchten. In Partnerwahlversuchen zum Präferenzverhalten der Weibchen konnte festgestellt werden, dass die Weibchen mehrheitlich das populationsfremde Männchen bevorzugen, d. h. dass die Wahl des Weibchens auf das genetisch andersartige Männchen gefallen ist, wobei zu beobachten war, dass die eigentliche Auswahl erst bei direktem Kontakt der Tiere stattfand, hier also eine chemische Komponente bestimmend ist. Für einzelne Populationen konnten diesbezüglich unterschiedliche Befunde erhoben werden. Die bioakustischen Untersuchungen der Zeitmuster des Männchengesangs deuteten allerdings nicht auf eine sich entwickelnde präzygotische Isolation in Bezug auf das akustische Partnerfindungssystem zwischen Populationen hin. Zwar führte die Fragmentierung des Habitats zu einer drastischen Einschränkung des genetischen Austausches zwischen Populationen dieser Heuschreckenart, die für sie günstige Lebensräume in kleinen Subpopulationen mit gelegentlichem genetischen Austausch bewohnt. Doch durch diese Isolation lokaler Vorkommen kam es zu Diversifizierungsprozessen, woraus eine große genetische Vielfalt innerhalb der Art resultiert, die schließlich in Speziation münden kann. Damit kann eine Habitatfragmentierung langfristig einen Beitrag zur Biodiversität liefern, auch wenn einige Populationen lokal aussterben. Eine positive Bewertung anthropogener Habitatfragmentierung ist in Einzelfällen also durchaus möglich, weil diese langfristig die gleichen Auswirkungen haben kann wie natürliche, etwa geologische Prozesse.de
dc.format.mimetypeapplication/pdfde
dc.language.isogerde
dc.rights.urihttp://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de
dc.titleEvolution isolierter Teilpopulationen der Laubholz-Säbelschrecke Barbitistes serricauda (FABRICIUS 1798)de
dc.typedoctoralThesisde
dc.title.translatedEvolution of Isolated Subpopulations of the Bushcricket Barbitistes serricauda (FABRICIUS 1798)de
dc.contributor.refereeStumpner, Andreas Prof. Dr.de
dc.date.examination2008-01-22de
dc.subject.dnb590 Tiere (Zoologie)de
dc.subject.gokWXU 000 Populationsdynamikde
dc.subject.gokTiergeographiede
dc.description.abstractengThe central European area populated by the ratite bushcricket Barbitistes serricauda (Fabricius 1798) has been fragmented in Prehistoric times by the settling of the copper beech, which was presumably promoted by man. The specimen with low mobility cannot use the copper beech as a means of nourishment. Therefore populations of this type of bushcricket can only be found in places where the copper beech does not grow. These populations are characterized by an outstanding poverty in regard of the number of individuals – sometimes less than 15 specimen – that remains constant for any length of time. The AFLP-analysis of population genetics shows a value of FST = 0,2486 regarding the distance between populations. There was no obvious connection between genetical and geographic distance. In regard to the gene diversity between populations (hs) a value of 0,2577 (AFLP-Data) has been determined. Additionally a RAPD-analysis was performed, which was equally reliable to the AFLP-method. Filial generations of single populations that were bred under standartized conditions, showed significantly diverse lengths of leg. This indicates processes of differentiation in locally isolated populations, as do the differences in the progress of embryonic development influenced by endogenic factors of maternal origin. The consequences of supposable inbreeding within small populations were estimated by tests evaluating fitness, which disclosed several populations to have a very diverse relative rate of survival. This indicates that some, but not all of the populations live under an heightened threat of extinction, supposedly promoted by limited genetical exchange, since none of the populations examined showed signs of malformation during postembryonic development. Population hybrids bred in the labratory under identical testing conditions, whose parents derived from different subpopulations, indicated a postzygotic isolation developing between several populations. Deliberately bred lines of inbreeds showed no signs of reduced fitness in comparison to control breeds. This strongly suggests that inbreeding depression within small local populations does not necessarily occur. When testing the females' preferences in mate choice it was observed that a majority of females prefer males alien to their own population, even if there was some diversity in the results concerning the different populations. In addition, tests regarding the specific temporal patterns of male calling songs did not indicate prezygotic isolation between populations. The fragmentation of the habitat of Barbitistes serricauda did indeed lead to a drastic restriction of genetical exchange between single populations, but the isolation of local populations also led to processes of diversification within the population in general and generated a large genetical variation within the species, which in turn might result in speciation. Therefore, any fragmentation of habitat may contribute to biodiversity in the long run, even if some populations extinguish locally. Hence a positive evaluation of anthropogenic fragmentation of habitat is possible in some cases, since it may have the same results as processes of a natural, i. e. geologic kind.de
dc.contributor.coRefereeWillmann, Rainer Prof. Dr.de
dc.subject.topicMathematics and Natural Sciencede
dc.subject.gerIsolationde
dc.subject.gerPopulationde
dc.subject.gerEvolutionde
dc.subject.geranthropogene Habitatfragmentierungde
dc.subject.engIsolationde
dc.subject.engpopulationde
dc.subject.engevolutionde
dc.subject.enganthropogenic habitat fragmentationde
dc.subject.bk42.21 Evolutionde
dc.identifier.urnurn:nbn:de:gbv:7-webdoc-1761-5de
dc.identifier.purlwebdoc-1761de
dc.identifier.ppn579214737de


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