Discourse Comprehension in L1 and L2
The role of context in the processing of discourse-bound words
by Tatiana Kohlstedt
Date of Examination:2014-09-22
Date of issue:2015-02-09
Advisor:Prof. Dr. Gerhard Lauer
Referee:Prof. Dr. Gerhard Lauer
Referee:Prof. Dr. Nivedita Mani
Referee:Prof. Dr. Markus Steinbach
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Format:PDF
Abstract
English
The present dissertation contributes to the research on bilingual language processing by investigating the influence of increasing discourse context on the semantic processing of words by advanced learners of German (L2) as compared to native speakers (L1). In a laboratory setting, the cognitive processing of familiar words and meaning deduction of novel words from the semantic clues provided in the growing preceding discourse were explored in reading and listening comprehension tasks. In an EEG study, individuals’ brain reaction to the critical word in a text was recorded during silent reading. The analysis of the event-related brain potential N400, a marker of semantic processing, indicated that even reduced biasing context rich in semantic cues related to the meaning of the critical known word eased the processing of this word in both groups of participants. Coherent neutral context which provided no specific information to the meaning of the critical word did not have such a facilitatory effect. However, when a novel word occurred in a text, only native speakers and not L2 learners appeared to benefit from an increased biasing context to deduce the meaning of the incoming novel word in real time. The research question was extended to investigate the comprehenders’ ability to predict the upcoming target word by using the semantic cues provided in the preceding discourse context. In an eye-tracking study, during listening to coherent texts and viewing scenario-related images on the screen the individuals’ looks to critical picture were recorded before the corresponding critical word was explicitly named in the discourse. The results suggest that native speakers were able to anticipate the upcoming input even on the basis of semantic details in reduced biasing context. Whereas for L2 learners reduced biasing context appeared to have lower predictive power. Contrary to the results of the reading study, both L1 and L2 speakers demonstrated equal ability to deduce the meaning of the novel critical word from the semantic details provided by the increased discourse context. This might imply that in a more naturalistic language processing environment provided multi-sensory information input, increased discourse elicits a similar facilitation effect on the processing of context-bound words in L2 learners as in native speakers. The results of both studies were discussed against the background of memory-based theories of discourse processing. It was assumed that reported differences in L1 and L2 discourse-bound word processing might be attributed to their partial disparity in the construction of mental models of processed discourse in real time. The findings of the current thesis contribute to overall better understanding of discourse processing strategies by providing new empirical evidence of how written and spoken texts are processed in real time by L2 learners of German and in which aspects text processing in L1 and L2 differ from each other. From the point of view of second language didactics, the gained results might be interpreted as evidence of the effectiveness of context-based semantization strategy. The conclusions drawn from the analysis of the empirically obtained data can be implemented in second language didactics to improve the efficiency of discourse comprehension in second language learners.
Keywords: L1; L2; cognitive discourse processing; semantic processing; semantic integration; semantic prediction; biasing context; ERP; N400; eye-tracking; anticipatory looks
Other Languages
Die vorliegende Dissertation trägt zur Erforschung der fremdsprachlichen Sprachverarbeitung bei, indem sie den Einfluss von wachsendem Diskurs auf die semantische Verarbeitung von Wörtern durch fortgeschrittene Deutschlerner (L2) im Vergleich zu Muttersprachlern (L1) untersucht. Im Moment des Lese- und Hörverstehens wurde unter Laborbedingungen die kognitive Verarbeitung von bekannten Wörtern und die Bedeutungserschließung von unbekannten Wörtern mit Hilfe von kontextuellen Hinweisen im vorausgehenden Kontext erforscht. In der EEG-Studie wurde im Prozess des leisen Lesens die Gehirnreaktion der Versuchspersonen auf das kritische Wort im Text gemessen. Die Analyse des ereigniskorrelierten Potentials N400, das semantische Verarbeitung reflektiert, implizierte, dass selbst ein reduzierter unterstützender Kontext die Verarbeitung des kritischen bekannten Wortes erleichtert. Im Gegensatz dazu fördert ein zusammenhängender neutraler Kontext, der keine Hinweise auf die Bedeutung des kritischen bekannten Wortes enthält, dessen kognitive Verarbeitung nicht. Wenn aber in einem Text ein unbekanntes Wort vorkommt, scheinen nur die Muttersprachler, jedoch nicht die L2-Lerner, von erweitertem unterstützendem Kontext zu profitieren, um die Bedeutung dieses Wortes in realer Zeit zu erschließen.
Die ursprüngliche Forschungsfrage wurde erweitert, um zu testen, ob Personen dazu fähig sind, ein nachfolgendes Wort im Kontext auf Grundlage der vorausgehenden semantischen Hinweise vorauszusagen. Diese Fähigkeit wurde im Moment der auditiv-visuellen Diskursverarbeitung untersucht. In der Eye-Tracking-Studie wurden die Blickbewegungen der Versuchsteilnehmer zu den kritischen Bildern auf dem Monitor aufgenommen, bevor das entsprechende kritische Wort genannt wurde. Die gewonnenen Daten belegen, dass Muttersprachler den nachfolgenden Input selbst auf Basis eines reduzierten unterstützenden Kontextes voraussagen können. Für die L2-Lermer scheint ein reduzierter unterstützender Kontext keine prädiktive Kraft zu besitzen.
Im Kontrast zu den Ergebnissen der früheren Lesestudie demonstrierten beide Versuchspersonengruppen eine ähnlich ausgeprägte Fähigkeit dabei, die Bedeutung eines unbekannten Wortes aufgrund der semantischen Signale des vorausgehenden erweiterten Kontextes zu erschließen. Das könnte bedeuten, dass fortgeschrittene L2-Lerner in einer natürlicheren Sprachverarbeitungssituation – insbesondere wenn sie die Informationen über verschiedene sensorische Kanäle bekommen – die kontextuellen Signale eines erweiterten unterstützenden Kontextes ähnlich effektiv wie die Muttersprachler einsetzen können, um die nachfolgenden Wörter leichter zu verarbeiten. Die berichteten Ergebnisse wurden vor dem Hintergrund von gedächtnisbasierten Theorien der Diskursverarbeitung diskutiert. Es wurde angenommen, dass die gemessenen Unterschiede bei der kontextgebundener Wortverarbeitung mit der ungleich ausgeprägten Fähigkeit zusammenhängen könnten, in L1 und L2 mentale Modelle des verarbeiteten Diskurses aufzubauen.
Die Erkenntnisse der vorliegenden Dissertation tragen zu dem Wissensstand über Diskursverarbeitungsstrategien durch neue empirische Daten bei, die einen Einblick darin gewähren, wie geschriebene und gesprochene Texte von L2-Sprechern und Muttersprachlern ähnlich oder unterschiedlich verarbeitet werden. Vom Standpunkt der Fremdsprachendidaktik aus könnten die Ergebnisse als Effizienzbeweis für die kontextbasierten Semantisierungsstrategie interpretiert werden. Die gewonnenen Erkenntnisse können in der Fremdsprachendidaktik eingesetzt werden, um die Diskursverarbeitung bei L2-Sprechern zu fördern.
Schlagwörter: L1; L2; kognitive Diskursverarbeitung; sematische Verarbeitung; semantische Integration; semantikbasierte Voraussagefähigkeit; unterstützender Kontext; EKP; N400; Eye-tracking; antizipatorische Blicke