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Soziale Erwünschtheit im Licht des Rational-Choice Ansatzes

dc.contributor.advisorKühnel, Steffen Prof. Dr.
dc.contributor.authorLischewski, Julia
dc.date.accessioned2015-02-19T10:53:55Z
dc.date.available2015-02-19T10:53:55Z
dc.date.issued2015-02-19
dc.identifier.urihttp://hdl.handle.net/11858/00-1735-0000-0022-5DC6-A
dc.identifier.urihttp://dx.doi.org/10.53846/goediss-4937
dc.description.abstractSoziale Erwünschtheit ist ein in der sozialwissenschaftlichen Forschung bekanntes Phänomen. Es beschreibt die Tendenz von Befragten sich gegenüber dem Interviewer, Dritten oder einer fiktiven Öffentlichkeit in einem „guten Licht“ zu präsentieren, insbesondere wenn sensible Themenbereiche angesprochen werden. Trotz nunmehr rund 60 Jahren Forschung ist es jedoch bisher nicht hinreichend gelungen, das Ausmaß dieser Verzerrung methodisch zu erfassen. Das Forschungsfeld zu diesem Phänomen ist breit, aber genau hier liegt die Problematik. Viele der Studien beschäftigen sich mit isolierten Effekten der sozial erwünschten Antwortverzerrung (SD-Bias), ohne dabei weitere wichtige Einflussfaktoren zu berücksichtigen. Darüber hinaus werden in den Studien sehr unterschiedliche Dimensionen und/oder Operationalisierungen des SD-Bias angesprochen. Aus diesem Grund besteht der erste Abschnitt der vorliegenden Dissertation aus einer systematischen Auseinandersetzung mit den verwendeten Begrifflichkeiten, Operationalisierungen und theoretischen Ansätze im Rahmen der SD-Forschung. Da die meißten theoretischen Argumente auf dem Rational-Choice Ansatz basieren oder auf ihn zurückgeführt werden können, konzentriert sich die vorliegende Arbeit auf soziale Erwünschtheit im Kontext der Rational-Choice Forschung. Bei genauer Auseinandersetzung mit der Thematik wird deutlich, dass das Phänomen der „sozialen Erwünschtheit“ eine Reihe unterschiedlicher Dimensionen umfasst, die berücksichtigt werden müssen, um eine präzise Begriffsklärung zu ermöglichen. Je nachdem, welcher Aspekt betrachtet wird, verändert sich der Blickwinkel, aus dem heraus soziale Erwünschtheit analysiert wird. Um die Vergleichbarkeit der Forschungsergebnisse zu gewährleisten, ist es jedoch notwendig, das zu untersuchende Phänomen „soziale Erwünschtheit“ und seine jeweiligen Dimensionen so exakt wie möglich zu beschreiben. Unter welchen Bedingungen tritt nun sozial erwünschtes Antwortverhalten nach dem Racional-Choice Ansatz auf? Dem Ansatz von Hartmut Esser und seiner Weiterentwicklung durch Volker Stocké nach kann das Anerkennungsbedürfnis als Persönlichkeitskonstrukt nur zu einer Antwortverzerrung führen, wenn der Befragten eine Norm als sozial erwünscht wahrnimmt und sich nicht in einer völlig anonymen Situation befindet. Es konnte gezeigt werden, dass die verschiedenen Ansätze theoretische Schwächen haben, die bei der Umsetzung und Interpretation von Ergebnissen berücksichtigt werden müssen. Der unpräzise Umgang mit Begriffen und theoretische Lücken sind dabei besonders gravierend. Auch die Skalen, die zur Kontrolle des SD-Bias genutzt werden, zeigen unsystematische Bezüge zu den Dimensionen der Erwünschtheit. Gerade bei der Erwünschtheitswahrnehmung und den Täuschungsskalen wird deutlich, dass beim exakten Umgang mit der Operationalisierung verschiedene Ebenen des SD-Bias sichtbar werden, die bei der Analyse berücksichtigt werden müssen. Bisher ist nicht geklärt, ob die verschiedenen Messungen tatsächlich ein und dasselbe Konstrukt erfassen und im Rahmen der Erklärung des SD-Bias funktional äquivalent einsetzbar sind. Um das Forschungsproblem näher zu bestimmen werden empirischen Abschnitt die Ergebnisse von drei empirischen Studien präsentiert. Zunächst wird im ersten Schritt mittels Faktorenanalyse gezeigt, dass die sogenannten Lügenskalen nicht die theoretischen Erwartungen erfüllen. Da in Bevölkerungsumfragen trotz dieser Schwächen, die Skalen immer noch Verwendung findet, wird im darauffolgenden Schritt der Erklärungsbeitrag dieser Skalen auf Vorurteilsmessungen untersucht. Auch hier zeigen sich fast ausschließlich unsystematische Ergebnisse, die im Zusammenhang mit aktuellen Forschungsergebnissen den Nutzen der Täuschungsskalen als einzige Determinante zur Kontrolle des SD-Bias in Frage stellen. Im dritten Schritt wurde deshalb der Beitrag umfassenderer Modelle zur Erklärung von Vorurteilen untersucht. Die Daten basieren auf einer Studierendstichprobe. Die Befunde lassen erkennen, dass keines der Modelle die gewünschte Stabilität erreichte und zum Teil sehr empfindlich auf kleine Veränderungen in der Operationalisierung reagierten. Im abschließenden Kapitel wird festgehalten, dass die unsystematische Forschungslage in Bezug auf den SD-Bias eine Ursache unklarer theoretischer Konzepte und Operationalisierung ist. Des weiteren wird klar, dass eine große Anzahl zusätzlicher Messungen notwendig wäre, um den SD-Bias in einer Umfrage korrekt zu kontrollieren. Da bisher jedoch nicht geklärt ist, unter welchen Bedingungen der SD-Bias ein ernsthaftes Problem, gibt es keine Rechtfertigung für den kosten- und zeitintensive Aufwand dieser Messung im Rahmen von Befragungen. Um das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten und die Folgen ihrer Messung korrekt bewerten zu können, wäre ein umfassendes Forschungsprogramm dringend erforderlich.de
dc.language.isodeude
dc.rights.urihttp://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/
dc.subject.ddc300de
dc.titleSoziale Erwünschtheit im Licht des Rational-Choice Ansatzesde
dc.typedoctoralThesisde
dc.title.translatedSocial Desirability in light of Rational Choice Theoryde
dc.contributor.refereeKrebs, Dagmar Prof. Dr.
dc.date.examination2014-10-01
dc.description.abstractengSocial desirability (SD) is often mentioned as cause of unexpected results. It describes the tendency of respondents to present semself in front of interviewers, third party or a fictitious public in a "good light", especially when sensitive questions are asked. Despite of now almost 60 years of research, there is no reliable knowledge whether SD is a strong problem in survey research. There are a huge number of studies but most of them deal only with one posible cause of SD bias, without taking into account other important factors. Further, different studies use very different dimensions and/or different operationalizations of SD bias. As a consequence in the first part of this thesis a systematic discussion is presented of the terms, operationalization and theoretical approaches used to analyse SD and SD bias. Because most theretical arguments are based or can be based on rational choice theory I concentrate in this thesis on SD in the context of rational choice approach. Upon closer examination of the content it is clear that the phenomenon of SD includes a number of different dimensions that must be taken into account. In studies on SD bias the perspective of social desirability change depending on which aspect is considered. In order to ensure comparability of research results, however, it is necessary to classify empirical studies with respect to these dimensions of SD. Under which conditions occurs socially desirable response behavior? In the German context, the theoretical discussion was strongly influenced by Hartmut Esser's work that is developed further by Volker Stocké. To their approaches the need for social approval may lead to a response bias, if the respondents perceive a social norm and is not interviewed in a completely anonymous situation. It was shown that the various theoretical approaches have weaknesses that need to be considered in the implementation and interpretation of results. But in empirical research imprecise use of concepts and theoretical gaps occurs. More empirically the scales used to cope with SD have shown unsystematic results in factor analysis. It is obvously that different dimension of SD must be taken into account. Otherwise there is no way to prove whether various measurement instruments are functionally equivalent. To get more insight into this problem in the empirical part of this thesis the results of three empirical studies are presendet. First it will be shown using factor analysis that the so called “lie scales” do not confirm the theoretical expectations. Despite their weaknesses the “lie scales” are often used in population surveys. Because of this in a second study the power of these scales to expleain prejudice items are analyzed. The results are disappointing and seems to be more or less arbitrary. The conclusion is that SD scales shoud not be used as a singular factor to controll for SD-bias. Therefore in a third study it is investigated whether the more complex models of Stocké and Skarbek- Kozietulska et al. and a combination of these models can explain better answers on prejudices. The data are based on a student sample. The findings indicate that none of the models achieved stability in explaining prejudices. It is shown that the results are very sensitive to small changes in operationalization. In the concluding chapter it is noted that the unregular pattern of results in research on SD bias is due to unclear theoretical concepts and weak operationalization. Further, it becomes clear that a large number of additional measures are necessary if one want to controll for SD-bias. Because it is an open question under which conditions SD bias is a serious problem is is not recommended yet to apply such complex measures. There may be more harm than gain. In order to investigate interactions both of determinants and consequences of SD bias systematicically, a large research program is necessary.de
dc.contributor.coRefereeEifler, Stefanie Prof. Dr.
dc.subject.gerSoziale Erwünschtheitde
dc.subject.gerRational Choicede
dc.subject.gersensitive Fragende
dc.subject.engSocial Desirabilityde
dc.subject.engRational Choicede
dc.subject.engsensitive questionsde
dc.identifier.urnurn:nbn:de:gbv:7-11858/00-1735-0000-0022-5DC6-A-2
dc.affiliation.instituteSozialwissenschaftliche Fakultätde
dc.subject.gokfullSoziologie (PPN62125505X)de
dc.identifier.ppn818606355


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