„Ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen“: Gesundheitsvorstellungen, -risiken und -verhalten von Berufspolitikern – eine empirische Analyse
Empirical analysis of health concepts, risks and behavior of German members of parliament
by Deike Böning
Date of Examination:2014-04-15
Date of issue:2014-04-25
Advisor:Prof. Dr. Hannes Friedrich
Referee:Prof. Dr. Ilona Ostner
Referee:Prof. Dr. Michael B. Buchholz
Referee:Dr. Ottomar Bahrs
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Format:PDF
Abstract
English
The aim of the study titled Empirical analysis of health concepts, risks and behavior of German members of parliament is to analyze the work-related health strain of members of the German parliament. Objective of the study is the investigation of the parliamentarians’ personal health risks and health concepts as well as their health behavior. Therefore I focused e.g. on the concepts of Antonovsky, Siegrist, Karasek and Lazarus (salutogenesis, job strain, effort-reward imbalance, coping theory). Furthermore, I analyzed the influence of the politicians’ personal health concepts on their political position regarding health. Data acquisition was accomplished by a guided interview technique. The analysis is based upon Glaser and Strauss’ “grounded theory”, open coding technique and method of maximal contrast. I conducted a total of 21 interviews with a minimum of one male and one female parliamentarian of every political party represented in the German Bundestag in the 17th legislative period (CDU/CSU, SDP, FDP, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke). Different personal health behavior of the politicians in respect to gender, age and political orientation has been discovered. This became obvious in their concepts of management, workplace design, fitness, workload, leisure and family. Members of Bündnis 90/Die Grünen seemed to care better for their personal health than members of other factions. Surprisingly, most interviewees spoke frankly about their personal health status, coping mechanisms and medical history. I differentiated between 6 different types of politician’s behavior regarding health, work related stress and job strains. Additionally I found more occupational risk factors than resources. Rudiments of prevention and health promotion are seen. Currently, there is no previous data on the subject in Germany. Although different in methods and study design, I integrated ideas from three studies conducted in the UK, Denmark and The Netherlands into my concept.
Keywords: demands; strain; daily routine; coping; exercise; German Bundestag; parliamentary seat; alimentation; health; healthcare policy; concepts of health policy; risks to health; health behavior; concepts of health; gratification; Grounded Theory; categories; colleagues; disease; crisis; power; medicine; party; policy; prevention; resources; salutogenesis; sociology; stigma; stress; addiction; taboo; types
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Die Forschungsarbeit „Ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen“: Gesundheitsvorstellungen, -risiken und -verhalten von Berufspolitikern – Eine empirische Analyse befasst sich aus medizinsoziologischer Perspektive mit potentiellen Gesundheitsvorstellungen, -risiken sowie gesundheitsförderlichen bzw. -riskanten Verhaltensweisen deutscher Berufspolitiker. Der Einfluss gesundheitsrelevanter persönlicher Erfahrungen auf gesundheitspolitische Entscheidungen auf Bundesebene stellt einen ergänzenden Fokus dar. Grundlage der Forschungsarbeit ist die subjektiv zunehmende krankheits- und krisenbedingte (medial vermittelte) Belastung der Mandatsträger in der Öffentlichkeit. Die Arbeit stützt sich u.a. auf die Modelle der Salutogenese nach Antonovsky, der Gratifikationskrise nach Siegrist, auf das Anforderungs-Kontroll-Modell nach Karasek sowie die kognitiv-transaktionale Stresstheorie nach Lazarus. Weitere Basis ist das biopsychosoziale Krankheitsmodell.
Das empirische Vorgehen der qualitativ angelegten Studie wurde an die Grounded Theory angelehnt. Eine teilnehmende Beobachtung, die Durchführung und Auswertung von 21 Interviews samt sich anschließender Typenbildung wurde angestrebt und vollzogen. Das Interviewsample setzte sich aus Berufspolitikern aller in der 17. Wahlperiode des deutschen Bundestages vertretenen Parteien (CDU/CSU, SPD, FDP, Bündnis 90/die Grünen, Die Linke) zusammen.
In der Ergebnisdarstellung werden besonderer Wert auf die individuellen Gesundheitsvorstellungen der einzelnen Politiker gelegt, zudem gesundheitsförderliche Verhaltensweisen eruiert. So scheint Gesundheit durch persönliche Prioritätensetzung und zurückliegende Erfahrungen geprägt. Es können hierzu 14 Themenbereiche und drei zentrale Phänomene ermittelt werden. Krankheitsbilder und Krisenerfahrungen des Interviewsamples werden samt ihrer Einbettung in den sozialen Kontext dargestellt. So werden offensichtliche und allgemeingehaltene Krankheitsbilder durch die Mandatsträger oft am eigenen Beispiel geschildert, lebensbedrohliche im Gegenzug fast ausnahmslos an Kollegen illustriert. Deutlich werden krisen- und krankheitsbedingte Auswirkungen auf politische Akzente. Es können
sechs klar voneinander abgrenzbare Typen der Berufspolitiker bezüglich ihres Gesundheitsverhaltens im beruflichen Alltag eruiert werden (Extrempole: Das Opfer vs. Der Abgesicherte). Weiterhin werden besondere Risikofaktoren des arbeitsreichen Mandats illustriert, im Gegenzug Optimierungsmöglichkeiten aufgezeigt. Es zeigt sich ein berufsbedingtes Ungleichgewicht zwischen Risiko- und Schutzfaktoren zulasten der Ressourcen. Hier sind Ansätze zur (Verhaltens-/Verhältnis)Prävention und Gesundheitsförderung zu finden. Der Link zwischen Gesundheitspolitik im Allgemeinen sowie Gesundheitsverhalten im Speziellen wird geschaffen. Abschließend erfolgt eine Kategorisierung der zentralen Themen der Studie. Hierbei werden der Grounded Theory und dem offenen, axialen und selektiven Kodieren folgend Kategorien, Subkategorien sowie eine Kernkategorie ermittelt. Es zeigt sich eine Schwerpunktverlagerung bezüglich In- und Output der Leitfadenthemen (Stigmatisierbarkeit, Tabuisierung). Abschließend werden weiterführende Forschungsperspektiven aufgezeigt.
Schlagwörter: Anforderung; Belastung; beruflicher Alltag; Bewältigung; Bewegung; Bundestag; Bundestagsmandat; Coping; Ernährung; Gesundheit; Gesundheitspolitik; gesundheitspolitische Konzepte; Gesundheitsrisiken; Gesundheitsverhalten; Gesundheitsvorstellungen; Gratifikation; Grounded Theory; Kategorien; Kollegen; Krankheit; Krise; Tabuisierung; Macht; Medizin; Partei; Politik; Prävention; Ressourcen; Salutogenese; Soziologie; Stigmatisierbarkeit; Stress; Sucht; Typenbildung; Verbesserungsmöglichkeiten