Die Implementierung eines Kinderpalliativzimmers auf einer Normalstation - Eine qualitative Studie
The implementation of a palliativ room for children on a normal station - A qualitative study
von Janna Bardt
Datum der mündl. Prüfung:2017-07-24
Erschienen:2017-06-23
Betreuer:Prof. Dr. Friedemann Nauck
Gutachter:Prof. Dr. Knut Brockmann
Gutachter:Prof. Dr. Rainer Mausberg
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Name:Dissertation J. Bardt.pdf
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Format:PDF
Zusammenfassung
Englisch
In the context of an enhancement of the (medical) care structure for children receiving palliative care the Medical Care Unit at University of Göttingen has installed a special Children’s Palliative Care Room (CPCR). The room was implemented at a unit with curative purpose. This thesis investigated how employees involved in this process experienced it and what expectations they had of this CPCR. To answer the research question a qualitative study design was applied conducting 17 interviews with employees of different professions. The interviews followed a half-standardized interview procedure and were recorded and then transcribed with the help of the software “f4transkript”. The interview transcipts were analyzed according the principles of grounded theory (Glaser/Strauss; Strauss/Corbin) applying MAXQDA. As a result it can be assessed that the employees had very diverse perceptions of the implementation process of the CPCR. Being confronted with the CPCR the employees revealed the feeling of a ‘class society’ across the unit as a central phenomenon. The obvious main reason for this feeling was reported to lie in significant discrepancies regarding the equipment of the new CPC Room in comparison to the rest of the unit. This again can be understood as a reflection of the overall dissatisfaction of the staff with single aspects of the implementation process. It could be assessed that the negative atmosphere was triggered by organizational difficulties during the implementation phase as well as difficulties in defining their own tasks and responsibilities. The staff reacted distant to the ‘class society’. This reaction was influenced by the staff’s fear of being confronted with dying patients in a stronger and more psychologically stressing way. Besides, the interviewees reported a lack of integration into the implementation process of the CPC Room. Intra- and interprofessional conflicts made the cooperation within the team additionally more complicated. Keeping a distance resulted in a resignation which was strengthened in combination with unclear task descriptions and unsecure knowledge about tasks and goals of children’s palliative medicine. Despite these difficulties during the implementation process some employees saw the CPC Room as a chance to broaden their own competencies. A new professional focus could be established and although there were many challenges it was perceived as a positive complementary to their daily work. The result of this study show how important it is to take employees’ perspectives into account while planning and establishing a CPC Room at a regular care unit and the role these perspectives play for working in such a room.
Keywords: palliative care; Children’s Palliative Care Room; grounded theory; employees’ perspectives; implementation process
Deutsch
Im Rahmen einer Versorgungsstrukturerweiterung für Palliativkinder entstand ein Kinderpalliativzimmer (KPZ) an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Die Implementierung des KPZs erfolgte auf einer Station mit kurativer Ausrichtung. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, wie beteiligte Mitarbeiter diesen Implementierungsprozess erlebten und welche Erwartungen sie an das KPZ hatten. Für die Beantwortung der Fragestellung wurde ein qualitatives Studiendesign verwendet. Es wurden offene Leitfadeninterviews mit Mitarbeitern verschiedener Berufe geführt (n=17). Die Interviews wurden audiodigital aufgezeichnet und anschließend mithilfe der Transkriptionssoftware „f4transkript“ transkribiert. Die Interviewauswertung erfolgte mittels Grounded Theory (Glaser/Strauss; Strauss/Corbin) unter der Verwendung induktiver Schlussfolgerungen. Die Datenanalyse erfolgte mithilfe der Analyse Software „MAXQDA“. Die qualitative Interviewauswertung ergab, dass die Mitarbeiter den Implementierungsprozess des KPZs sehr unterschiedlich erlebt hatten. In der Konfrontation mit dem KPZ zeigte sich bei den befragten Mitarbeitern als zentrales Phänomen das Gefühl einer „Klassengesellschaft“ auf der Station. Die vordergründige Begründung dieser Empfindung mit den signifikanten Ausstattungsunterschieden zwischen dem KPZ und den regulären Stationszimmern kann als Ausdruck für die Unzufriedenheit des Personals mit einzelnen Aspekten des Implementierungsprozesses verstanden werden. Ursächlich für die Missstimmung waren organisatorische Schwierigkeiten während der Entstehungsphase sowie eine Abgrenzungsproblematik des eigenen Aufgaben- und Verantwortungsbereiches bei den Mitarbeitern. Das Personal reagierte distanziert auf die gefühlte „Klassengesellschaft“. Beeinflusst wurde diese Reaktion durch eine Sorge vor verstärkter und psychisch belastender Konfrontation mit sterbenden Patienten. Zusätzlich fühlten sich viele der befragten Mitarbeiter in den Entstehungsprozess des Zimmers zu wenig integriert. Intra- und interprofessionelle Konflikte komplizierten die Zusammenarbeit im Team. Die Distanzierung hatte eine Resignation zur Folge, welche mit unklaren neuen Arbeitsanforderungen zu Überforderung führte und durch unsicheres Wissen über Aufgaben und Ziele von Kinderpalliativmedizin verstärkt wurde. Trotz dieser Schwierigkeiten während des Entstehungsprozesses sahen einige Mitarbeiter im KPZ die Chance zur eigenen Kompetenzerweiterung. Ein neuer beruflicher Schwerpunkt konnte gesetzt werden, der trotz aller Herausforderung als positive Ergänzung des Arbeitsalltages wahrgenommen wurde. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, welch große Bedeutung die Mitarbeiterperspektive und die Einbeziehung der Mitarbeiter in den Planungsprozess für die erfolgreiche Entstehung eines Kinderpalliativzimmers auf einer Normalstation und die Arbeit in einem solchen Zimmer haben.
Schlagwörter: Palliativmedizin; Kinderpalliativzimmer; Mitarbeiterperspektive; Implementierungsprozess; Grounded Theory