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Text und Kontext des al-Wāqidī zugeschriebenen Futūḥ aš-Šām: Ein Beitrag zur Forschungsdebatte über frühe futūḥ-Werke

dc.contributor.advisorScheiner, Jens Prof. Dr.
dc.contributor.authorDehghani Farsani, Yoones
dc.date.accessioned2017-12-12T09:43:02Z
dc.date.available2017-12-12T09:43:02Z
dc.date.issued2017-12-12
dc.identifier.urihttp://hdl.handle.net/11858/00-1735-0000-0023-3FAA-9
dc.identifier.urihttp://dx.doi.org/10.53846/goediss-6638
dc.identifier.urihttp://dx.doi.org/10.53846/goediss-6638
dc.language.isodeude
dc.rights.urihttp://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/
dc.subject.ddc400de
dc.subject.ddc800de
dc.titleText und Kontext des al-Wāqidī zugeschriebenen Futūḥ aš-Šām: Ein Beitrag zur Forschungsdebatte über frühe futūḥ-Werkede
dc.typedoctoralThesisde
dc.title.translatedText and Context of the Futūḥ al-Shām Ascribed to al-Wāqidī: A Contribution to the Research on Early Futūḥ Literaturede
dc.contributor.refereeGünther, Sebastian Prof. Dr.
dc.date.examination2017-08-17
dc.description.abstractgerDas Buch Futūḥ aš-Šām, das üblicherweise in der Wissenschaft dem bekannten Historiker des 8. und Anfang des 9. Jh. Muḥammad b. ʿUmar al-Wāqidī (g. 207/823) zugeschrieben wird, gilt seit zwei Jahrhunderten als ein gefälschtes Buch, das in einer späteren Zeit (Zeit der Kreuzzüge) verfasst und al-Wāqidī zugeschrieben wurde. Es wurde in dieser Dissertation anhand der Ergebnisse der Untersuchung der Struktur, des Inhalts und der Isnāde des Futūḥ aš-Šām die These aufstellt, dass dieses Werk im Kern das ursprüngliche Futūḥ aš-Šām al-Wāqidīs ist, das nach dessen Lebenszeit eine Veränderung seiner Form und seines Inhalts erlebt hat. Im Folgenden werden die Ergebnisse sowie die Thesen der Arbeit vorgestellt: Es wurde durch die Analyse der Struktur des Futūḥ aš-Šām gezeigt, dass das Narrativ dieses Werkes ein homogenes Narrativ ist, das eine lückenfreie Struktur aufzeigt. Deswegen scheint die vorgenommene Veränderung eine systematische Redaktion des ursprünglichen Futūḥ aš-Šām gewesen zu sein. Diese Redaktionsarbeit besteht scheinbar aus den zwei folgenden Änderungen: Erstens: Die Berichte des ursprünglichen Futūḥ aš-Šām al-Wāqidīs wurden zusammengelegt und seine Isnāde wurden verkürzt bzw. gelöscht, um eine im größeren Maße ununterbrochene fließende Berichtserstattung in Form einer Erzählung herzustellen; Zweitens: religiöse Details und Elemente wurden zum Narrativ des ursprünglichen Futūḥ aš-Šām hinzugefügt, anscheinend um die Rolle der Religion zu verstärken, ein idealisiertes Bild des Islams und der Muslime aus der Zeit der Eroberungen zu vermitteln und den Islam gegenüber dem Christentum zu verherrlichen. Zu der Frage nach der Verfassungszeit wurde festgestellt, dass diese Redaktion vermutlich zwischen dem 12. und 13. Jh. vorgenommen wurde, denn zum einen sind direkte Zitate aus dem ursprünglichen Futūḥ aš-Šām in Ibn ʿAsākirs Taʾrīḫ madīnat Dimašq nachzuweisen, die formale und zum Teil inhaltliche Unterschiede zum al-Wāqidī zugeschriebenen Futūḥ aš-Šām aufzeigen. Das bedeutet, dass zur Lebenszeit Ibn ʿAsākirs (499/1106–571/1175) das ursprüngliche Futūḥ aš-Šām vorhanden war und immer noch seine ursprüngliche Form und Inhalt hatte. Zum anderen ist die älteste bekannte Handschrift des Futūḥ aš-Šām (Saray Ahmet III 2886), d. h. die älteste bekannte Version dieses Werkes, im Jahr 678/1279 verfasst worden. So wurde für den Zeitraum zwischen dem 12 und 13. Jh. als Entstehungszeit des Futūḥ aš-Šām argumentiert. Ein weiteres Indiz für diese These war, dass die angeblichen direkten Zitate aus dem ursprünglichen Futūḥ aš-Šām aus dem 14 Jh. eine sehr deutliche Ähnlichkeit mit dem Inhalt des Futūḥ aš-Šām aufzeigen, während die Zitate Ibn ʿAsākirs aus dem 12. Jh. nur gewisse inhaltliche Ähnlichkeit mit dem Inhalt dieses Werkes nachweisen. Zur Frage nach der Authentizität des Futūḥ aš-Šām wurde festgestellt, dass aufgrund der Hinzufügung von Inhalten im Redaktionsprozess nicht alle Inhalte dieses Werks al-Wāqidī zugeschrieben werden können. Die vorgeschlagene Zeit zur Verfassung des Futūḥ aš-Šām (zwischen dem 12. und 13. Jh.) fällt in die Zeit der Kreuzzüge im Nahen Osten. Es ist in der Forschung zum Futūḥ aš-Šām bereits gezeigt worden, dass einige in diesem Werk auftauchende Begriffe aus der Zeit der Kreuzzüge stammen können (wie z. B. afranǧ und al-muḥammadīyūn). Aus diesem Grund ist es vorstellbar, dass dieses Werk beim Redaktionsprozess Inhalte aus dieser Zeit übernommen habe. Es sieht so aus, dass vor allem die Betonung der religiösen Elemente, die auf die Verherrlichung des Islam gegenüber dem Christentum abzielen, zum Teil aus dieser Zeit stammt. Deswegen könnte man die These aufstellen, dass diese Redaktion hauptsächlich aus religiösen Gründen vorgenommen worden ist. Darüber hinaus, da im Futūḥ aš-Šām eine Neigung zur Herstellung einer fließenden und lückenlosen Erzählung beobachtet werden kann, sieht es so aus, dass man diese Redaktion ursprünglich als eine Erzählung für ein breiteres Publikum angefertigt hat. Wir wissen, dass bereits im 10 und 11. Jh. futūḥ-Werke (angeblich in den arabischsprachigen Regionen der islamischen Welt) einem breiteren Publikum vorgelesen wurden. Aus diesem Grund ist es durchaus vorstellbar, dass diese Redaktion vorgenommen wurde, um einem breiteren muslimischen Publikum während der Kreuzzüge die Superiorität ihrer Religion einzuprägen. Bezüglich der Frage, wo das Futūḥ aš-Šām redigiert worden sein könnte, gibt der Text keinen Hinweis darauf. Man könnte argumentieren, dass der Redaktionsprozess in einer Region stattgefunden haben müsse, die von den Kreuzzügen betroffen war, weil dieses Werk Hinweise auf diese beinhaltet. Dies könnte entweder Ägypten oder Syrien sein. Zwischen dem 12. und 13. Jh. haben die Ayyubiden (reg. 1174-1260) in Ägypten und Syrien regiert, die u. a. von religiösen Gedanken als ein Element zur Vereinigung der muslimischen Welt gegen die Kreuzfahrer profitiert haben. Man könnte also vermuten, dass die Redaktion des ursprünglichen Futūḥ aš-Šām al-Wāqidīs in diesem Kontext in Auftrag gegeben worden sei, so dass die Leserschaft nicht nur eine politische sondern auch eine religiöse Wahrnehmung von den Kreuzzügen erhält. Darüber hinaus wissen wir, dass gegen Ende des 12. Jh. und in der frühen Ayyubidenzeit eine Wiederbelebung der Geschichtsschreibug beobachtet werden kann, die dann unter den Mamluken weiter fortgesetzt wird. Man könnte die Aussage treffen, dass auch dieser Kontext zur Herstellung von zahlreichen Geschichtswerken zur Rehabilitierung des Futūḥ aš-Šām al-Wāqidīs in Form einer Redaktion dieses Werkes, was uns heute unter dem Namen al-Wāqidī zugeschriebenen Futūḥ aš-Šām vorliegt, beigetragen habe.de
dc.description.abstractengThe book Futūḥ al-Shām which is commonly ascribed in the scholarship to the distinguished historian of the 8th and early 9th centuries Muḥammad b. 'Umar al-Wāqidī (d. 207/823), has been considered for more than two centuries as a forged work, which was compiled in a later period (time of the Crusades) and was attributed to al-Wāqidī. Based on the results of an analysis of the structure, the content and the isnāds of the Futūḥ al-Shām, the thesis was suggested in this dissertation, that this work is essentially the original Futūḥ al-Shām of al-Wāqidī, whose form and content, however, was modified after al-Wāqidīs lifetime. In the following the results of the research as well as the theses of the dissertation are presented: By the analysis of the structure of the Futūḥ al-Shām, it was shown that the narrative of this work is a homogeneous narrative, which demonstrates a complete and gap-free structure. Therefore, the undertaken alteration in the original Futūḥ al-Shām seems to have been a systematic editorial work on this work. This redaction consists apparently of the following two types of modifications: firstly, the reports contained in the original Futūḥ al-Šām have been merged and the isnāds have been shortened or deleted, apparently in order to produce a larger uninterrupted fluent narrative than the original narrative of the work; secondly, religious details and elements have been added to the narrative of the original Futūḥ al-Shām, seemingly to enhance the role of religion, to convey an idealized image of Islam and Muslims from the time of the conquests, and to glorify Islam over Christianity. On the question of the time of the editorship, it was proposed that it was probably made between the 12th and 13th centuries, since on the one hand, direct quotations from the original Futūḥ al-Shām in Ibn'Asākirs Ta'rīkh madīnat Dimashq are in terms of form and to some extent content at difference with relevant places in the present Futūḥ al-Shām attributed to al-Wāqidī. This means that during the lifetime of Ibn 'Asākir (499/1106 - 571/1175) the original Futūḥ al-Shām existed and had still its original form and content. On the other hand, the oldest known manuscript of the present Futūḥ al-Shām (Saray Ahmet III 2886), i. e. the oldest known version of this work, has been written in 678/1279. Hence, it was argued for the period between the 12th and 13th centuries as the date of the development of the present Futūḥ al-Shām. An additional indication which speaks for this thesis was that the alleged direct quotes from the original Futūḥ al-Shām in 14th centry display a clear resemblance to the content of the present Futūḥ al-Shām, while the 12th-century quotes by Ibn'Asākirs show only a certain similarity. Regarding the question of the authenticity of this work, it was suggested that due to the addition of contents in the editorial process, not all of the contents of this work can be attributed to al-Wāqidī. The proposed period for the development of the present Futūḥ al-Shām (between the 12th and 13th centuries) falls into the time of the Crusades in the Middle East. It has already been shown in the scholarship on the present Futūḥ al-Shām that some of the terms appearing in this work can originate from the time of the Crusades (such as "afranj" and "al-muḥammadīyūn"). For this reason it is conceivable that contents from this period was adopted in this work in the editorial process. It seems that, above all, the emphasis on religious elements, which are aimed at the glorification of Islam against Christianity, comes partly from this period. Hence, one could suggest the thesis that this editorial work has had mainly a religious agenda. In addition, since the present Futūḥ al-Shām has a tendency to produce a fluid and complete narrative, it seems that this redaction was made, also to serve as a narrative for a wider Muslim audience. We know that in the 10th and 11th centuries, futuḥ works (supposedly in the Arabic-speaking regions of the Islamic world) were read to a wider audience. Therefore, it is conceivable that this editorial work was done to memorialize the superiority of Islam over Christianity to a wider Muslim audience during the Crusades. Regarding the question, where the present Futūḥ al-Shām was developed, this work provides no clue. It could be argued that the editorial process must have taken place in a region affected by the crusades, since the work contains indications to it. Given its content, it could be either Egypt or Syria. Between the 12th and 13th century, the Ayyubids (reigned 1174-1260) ruled Egypt and Syria and have benefited from religious thoughts as a strong element to unite the Muslim world against the crusaders. It could therefore be assumed that the editor(s) of the original Futūḥ al-Shām were commissioned in this context to undertake the redaction, so that the readership receives not only a political but also a religious perception of the crusades. Moreover, we know that in the late 12th and early Ayyubid periods, a revival of the historical writing can be observed, which then continues under the Mamluks. It could be suggested that this context of the production of numerous historical works also contributed to the rehabilitation of the original Futūḥ al-Shām of al-Wāqidī in the form of a redaction of this work.de
dc.contributor.coRefereeToral-Niehoff, Isabel PD Dr.
dc.subject.gerMuḥammad b. ʿUmar al-Wāqidīde
dc.subject.gerdas al-Wāqidī zugeschriebene Futūḥ aš-Šāmde
dc.subject.gerFutūḥ aš-Šāmde
dc.subject.gerEroberung Syriensde
dc.subject.gerFutūḥ-Literaturde
dc.subject.gerfrühe muslimische Geschichtsschreibungde
dc.subject.germuslimische Eroberungende
dc.subject.gerQuellenkritikde
dc.subject.gerKreuzzügede
dc.subject.engMuḥammad b. 'Umar al-Wāqidīde
dc.subject.engFutūḥ al-Shām ascribed to al-Wāqidīde
dc.subject.engFutūḥ al-Shāmde
dc.subject.engEarly Muslim historiographyde
dc.subject.engMuslim conquestsde
dc.subject.engTextual criticismde
dc.subject.engCrusadesde
dc.subject.engFutūḥ literaturede
dc.subject.engConquest of Greater Syriade
dc.identifier.urnurn:nbn:de:gbv:7-11858/00-1735-0000-0023-3FAA-9-2
dc.affiliation.institutePhilosophische Fakultätde
dc.subject.gokfullPhilologien (PPN621711713)de
dc.identifier.ppn1008752657


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