»Wer konkurriert womit worum?« Ein neues Literaturpreis-Modell
»Who competes with whom by which for what?« A new model of literary awards
von Michael Dahnke
Datum der mündl. Prüfung:2015-04-20
Erschienen:2016-06-14
Betreuer:Prof. Dr. Simone Winko
Gutachter:Prof. Dr. Claudia Stockinger
Gutachter:Prof. Dr. Tobias Brandenberger
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Zusammenfassung
Englisch
Literary prizes are a phenomenon of twentieth century. Notably, they have become vastly numerous in German speaking area in the course of the last four decades. Extensive research over several years has shown that for analyzing literary awards comprehensively necessarily more actors have to be considered than sole presenting organizations and authors. In order to cover all relevant aspects of literary awards, another four kind of actors have to be taken into account, namely financial sponsors or backers, judges, employees of publishing houses and ›pure‹ readers, i. e. public itself. In the beginning literary prizes are put threefold into broader context of literary research: they are presented historically, contextually, i. e. as a certain kind of literature promotion, and conceptually. After, research into literary awards, and, until now sole existing, descriptive model of awards will be thoroughly discussed. Subsequently, a new three-part approach will be presented: first component are six kinds of actors modeled as competitors, i. e. they are characterized within two dimensions of their specific means of competition and competition objectives. Second component are two temporal dimensions for describing literary awards diachronic and asynchronic. By this, several sequential awarding ceremonies of one prize as well as simultaneous bestowals of different awards, and related actions of competitors, can be correlated and analyzed. Third part is Bourdieus concept of ›literary field‹. There is clear evidence that representatives of all six kinds of actors mentioned above, valuating cultural capital and in some sense discourages economic capital. This has been stipulated by Bourdieu as a principal characteristic of participants of all kinds of cultural fields, thus, of the literary one, too. Two conflicts in 1959/60, and 1979/80, respectively, are important for history of Bremen Literature Prize. By discussing both at length advantages of a diachronic view on literary awards will become lucid. Likewise, dispute about use of the name Thomas Mann for two different literary prizes in 2008 and 2009 shows unambiguosly: Not sole investigations into actions of authors and members of presenting institutions are indispensable for an in-depth understanding of literary awards. For such, it is also necessary that one can model frictions between representatives of different prize awards organizations. Furthermore, possible causes for failure of an award, for instance that wished effects do not materialize, will be probed. Finally, financing of literary awards also has been investigated extensively. Findings of this work are almost completely based on sources from and documents about presenting organizations. Their systematic evaluation has made clear which goals and means are important at all for representatives of all six kinds of actors. Possibly, however, knowledge about other actors can still be expanded decisively by studying further sources about authors, financial sponsors or backers, judges, employees of publishing houses and ›pure‹ readers themselves.
Keywords: Literary awards; action theory; Pierre Bourdieu; Bourdieu; capital theory; cultural capital; Georg Franck; presenting organizations; authors; judge; jugding panel; financial sponsors; financial backers; judges; publishing houses; publishers; readers; awarding ceremony; awarding ceremonies
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Literaturpreise sind ein Phänomen des 20. Jahrhunderts. Ihre Zahl ist im deutschsprachigen Raum in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. Die im Rahmen dieser Arbeit über mehrere Jahre erfolgte Forschung hat gezeigt, dass für ein umfassendes Verständnis dieser Art Preise zwingend weitere Akteure in den Blick zu nehmen sind. Neben den Vertretern Preise vergebender Organisationen, den Autoren und Geldgebern sind das die Juroren, die Repräsentanten der Verlage einschließlich weiterer Literatur vermarktender Unternehmen sowie die ›reinen‹ Leser.
In der Dissertation werden literarische Auszeichnungen zunächst innerhalb der literaturwissenschaftlichen Forschung verortet. Dafür werden sie aus drei verschiedenen Blickwinkeln vorgestellt: einem historischen, einem kontextuellen und einem begrifflichen. Anschließend wird die bisherige Forschung zu Literaturpreisen vorgestellt und das Potential des bisher einzigen Modells deutschsprachiger Literaturpreise gewürdigt. Der neue Ansatz besteht aus drei Komponenten: erstens einer theoretischen Modellierung der genannten sechs Arten von Akteuren. Diese werden als über bestimmte Möglichkeiten verfügende ›Konkurrenten‹ betrachtet, die sich um für sie spezifische ›Konkurrenzobjekte‹ bemühen. Die zweite Komponente ist die diachrone und asynchrone Beschreibung literarischer Auszeichnungen. So können mehrere, zeitlich einander folgende Verleihungen einer Auszeichnung genauso wie gleichzeitig stattfindende Vergaben verschiedener Preise sowie die dabei erfolgenden Handlungen der einzelnen Akteure theoriegeleitet zueinander in Beziehung gesetzt und analysiert werden. Die dritte Komponente ist Bourdieus ›literarisches Feld‹. Es wird als für diese Akteure zentraler Bereich vorausgesetzt.
Die Vorzüge der diachronen Betrachtung werden unter anderem mit zwei für die Geschichte des Bremer Literaturpreises wichtigen Konflikten der Jahre 1959/60 und 1979/80 belegt. Auch der Streit um die Verwendung des Namens ›Thomas Mann‹ für zwei verschiedene literarische Auszeichnungen in den Jahren 2008 und 2009 zeigt deutlich: Das für Literaturpreise relevante Geschehen spielt sich keineswegs nur jeweils zwischen den Vertretern einer einen Preis vergebenden Organisation und einem oder mehreren Autoren ab. Darum müssen auch Konflikte zwischen den Mitgliedern mehrerer Preise vergebender Organisationen theoretisch modellierbar sein. Weiter werden mit dem Modell Erklärungen dafür angeboten, warum nicht immer alle Auszeichnungen die von den Gründern gewünschten Wirkungen erzielen. Schließlich gilt der Finanzierbarkeit von Literaturpreisen ein besonderes Augenmerk.
Bei der Forschung für die vorliegende Arbeit wurden fast ausschließlich Quellen zu Preise verleihenden Organisationen benutzt. Nach deren systematischer Auswertung ist klar geworden, welche Objekte und Mittel für die Vertreter der einzelnen Konkurrentengruppen überhaupt in Frage kommen. Die Kenntnisse über die verschiedenen Arten Konkurrenten sind möglicherweise noch deutlich erweiterbar, wenn darüber hinausreichende Quellen zu Autoren, Juroren und Verlagsrepräsentanten sowie die anderer Literatur vermarktender Unternehmen hinzu gezogen würden. Dafür werden am Ende der Arbeit Vorschläge unterbreitet.
Schlagwörter: Georg-Büchner-Preis; Joseph-Breitbach-Preis; Wilhelm-Raabe-Literaturpreis; Deutscher Jugendliteraturpreis; Ingeborg-Bachmann-Preis; Thomas-Mann-Preis; Gottfried Keller-Preis; Bremer Literaturpreis; Kleist-Preis; Mara-Cassens-Preis; Hermann-Hesse-Literaturpreis; Mülheimer Dramatikerpreis; Förderpreis Literatur der Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler; Hugo-Ball-Preis; Lyrikpreis Meran; open mike; Ida Dehmel Literaturpreis; GEDOK Literaturförderpreis; Junges Literaturforum Hessen-Thüringen; Corine Internationaler Buchpreis; Literaturpreise; Literaturpreis; Handlungstheorie; Pierre Bourdieu; Bourdieu; Kapitaltheorie; kulturelles Kapital; Georg Franck; Autor; Autoren; Preise verleihende Institutionen; Preisgeber; Geldgeber; Juror; Juroren; Verlage; Verlag; Preisverleihung; Verleihungszeremonie