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Flip - Reading processes when reading mirrored script

dc.contributor.advisorPittrich, Katharina
dc.contributor.authorPittrich, Katharina
dc.date.accessioned2023-03-03T15:56:36Z
dc.date.available2023-03-10T00:50:10Z
dc.date.issued2023-03-03
dc.identifier.urihttp://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?ediss-11858/14552
dc.identifier.urihttp://dx.doi.org/10.53846/goediss-9737
dc.format.extentXXX Seitende
dc.language.isoengde
dc.rights.urihttp://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
dc.subject.ddc150de
dc.titleFlip - Reading processes when reading mirrored scriptde
dc.typedoctoralThesisde
dc.contributor.refereeSchroeder, Sascha Prof. Dr.
dc.date.examination2022-06-29de
dc.description.abstractgerEs besteht ein allgemeiner Konsens darüber, dass die orthographische Verarbeitung tief in der Struktur des visuellen Systems verwurzelt ist. Ein zentraler Aspekt, der bei der visuellen Verarbeitung besonders wichtig ist, ist die sogenannte Spiegel-Invarianz. Das ist die Tendenz, visuelle Objekte und deren Spiegelbild gleichwertig zu behandeln. Die meisten Kleinbuchstaben des modernen lateinischen Alphabets wurden so konzipiert, dass sie von links nach rechts und von oben nach unten gelesen werden können. Dies hat zur Folge, dass einige Buchstaben, vor allem "b", "d", "p" und "q", reversibel sind. Das heißt, dass sie, je nach Ausrichtung, unterschiedlich interpretiert werden, obwohl sie die gleiche Form haben. 5 bis 6-jährige Kinder spiegeln häufig genau diese reversiblen Buchstaben, jedoch auch andere. Dies ist ein bekanntes Phänomen, was allgemeinen, visuellen Mechanismen der Spiegel-Invarianz zugeschrieben wird. Dieses Verhalten verschwindet allerdings meist im Alter von 8 Jahren wieder spontan. Man nimmt an, dass Spiegel-Invarianz hauptsächlich zu Spiegelungen über die vertikale (rechts-links) Achse erfolgt und mit dem Erwerb des Lesens verlernt, unterdrückt oder gehemmt wird. Jüngste Forschungen haben jedoch anhand von Priming-Verfahren - die frühe, automatische Phasen der visuellen Worterkennung untersuchen - gezeigt, dass selbst geübte, erwachsene Leser beim Lesen unbewusst immer noch Buchstaben spiegeln. In diesem Zusammenhang hat sich gezeigt, dass Wörter die nur aus nicht reversiblen Buchstaben bestehen (z. B. e, r, c, s), sogenannte Priming-Effekte erzeugen (d. h. sie fördern die Worterkennung), während Wörter, die reversiblen Buchstaben enthalten (z. B. b, d, p, q), keine Priming-Effekte erzeugen und dadurch eine gewisse hemmende Wirkung auf die Worterkennung haben. Dies wirft mehrere Fragen auf. Erstens: Könnte die Spiegelanfälligkeit von Buchstaben und Wörtern eine visuelle Eigenschaft sein, die die Effizienz der Worterkennung beeinflusst? Zweitens, beschränken sich unwillkürliche Buchstabenverwechslungen beim Lesen auf vertikale Spiegelungen (z.B. b vs. d) oder treten solche Spiegelungen auch auf der horizontalen Achse (von oben nach unten) auf (z.B. b vs. p)? Drittens: Wenn Spiegelungseffekte absichtlich durch die Spiegelung der Buchstaben innerhalb eines Wortes herbeigeführt werden, wirkt sich die Spiegelung dann hauptsächlich auf die Erkennung einzelner Buchstaben aus? Oder wird das Wort auch schon erkannt, bevor alle einzelnen Buchstaben identifiziert wurden? Zur Beantwortung dieser Fragen wurden drei Studien durchgeführt. Die erste war eine maskierte Priming-Studie, bei der der Schwerpunkt auf dem zeitlichen Ursprung des Priming Effekts von gespiegelten Buchstaben während der frühen, automatischen Verarbeitungsphase lag, sowie auf der Richtung des Priming Effekts. Dazu wurde untersucht, ob sowohl vertikal als auch horizontal gespiegelte Buchstaben, Priming-Effekte bei der Worterkennung erzeugen können. Dies wurde an- hand zweier verschiedener Aufgaben untersucht: Einer Aufgabe, die lexikalischen Prozesse untersucht (Lexikalische Entscheidungsaufgabe) und einer Aufgabe, die prälexikalische Prozesse untersucht (Same-different Match Task). Die Ergebnisse zeigen, dass Spiegel-Priming-Effekte auf beiden Spiegelachsen auftreten und von Natur aus prälexikalisch sind. Insbesondere treten Spiegel-Priming-Effekte auch bei Nicht-Wörtern auf (die keine lexikalische Repräsentation haben), und sie sind reduziert, wenn in den verwendeten Stimuli spiegelanfällige Buchstaben enthalten sind (z.B. d, b, p, q, f, t, u, n). Dies deutet darauf hin, dass allgemeine visuelle Mechanismen der Spiegel-Invarianz sowohl vertikal, als auch horizontal wirken und dass sie einen Einfluss auf prälexikalische Phasen der Wortverarbeitung haben. Um zu untersuchen, ob die Spiegelanfälligkeit eines Wortes die Wortlesezeiten bei Erwachsenen beeinflusst, wurden in Studie 3, drei verschiedene Experimente durchgeführt. Zuerst wurde die Spiegelanfälligkeit des lateinischen Alphabets in einem buchstaben- basierten Score quantifiziert (Exp 1). Zweitens wurde die Spiegelanfälligkeit von Zielwörtern auf Grundlage des Scores quantifiziert und manipuliert, und die Wörter wurden in einer lexikalischen Entscheidungsaufgabe in Wörter mit hoher und in Wörter mit niedriger Spiegelanfälligkeit eingeteilt (Exp 2). Drittens wurden die Blickbewegungen der TeilnehmerInnen aufgezeichnet, während sie diese Wörter, die in Exp 3 in Sätze eingebettet worden waren, im Stillen lasen. Die Ergebnisse von Studie 3 deuten darauf hin, dass Buchstaben in ihrer Spiegelanfälligkeit erheblich variieren und dass die durchschnittliche Spiegelanfälligkeit eines Wortes, die Wortlesezeit bei Erwachsenen beeinflusst. Studie 2 befasste sich mit der Frage, ob sich die durch gespiegelte Buchstaben, absichtlich herbeigeführten Spiegel-Interferenzeffekte, auf die frühe, visuell-orthografische Verarbeitung von Buchstaben beschränken, oder ob sich solche Spiegel-Interferenzeffekte auch auf die lexikalische Wortverarbeitung auswirken. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Buchstabenspiegelungen auch auf spätere, sprachbezogene Prozesse der Wortverarbeitung auswirken, was auf eine kaskadenartige Verarbeitungsarchitektur der visuellen Worterkennung hindeutet. Zusammengenommen bieten die Ergebnisse der drei Studien einen umfassenden Überblick über die Art und den zeitlichen Verlauf von Spiegelkonfusionen bei erwachsenen Lesern. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse stelle ich dar, wie kaskadierte Modelle der visuellen Worterkennung diese Spiegeleffekte bei Erwachsenen über verschiedene Phasen und Verarbeitungseinheiten hinweg erklären können. Insbesondere deuten meine Ergebnisse darauf hin, dass während einer frühen, automatischen und rein visuellen Verarbeitungsphase, Buchstaben unbewusst vertikal und horizontal gespiegelt werden. In einer späteren Phase der visuellen und orthografischen Verarbeitung, wenn einzelne Buchstaben identifiziert werden, führen Buchstabenspiegelungen zu Interferenzeffekten, die sich bis auf die Wortebene auswirken. Diese Interferenzeffekte sind bei Wörtern mit hoher Spiegelanfälligkeit stärker ausgeprägt als bei Wörtern mit geringer Spiegelanfälligkeit. Die Forschungsarbeit liefert umfassende empirische Belege und einen theoretischen Rahmen, der unser Verständnis darüber erweitert, ob, wie und wann Buchstabenspiegelungen den Leseprozess bei Erwachsenen beeinflussen.de
dc.description.abstractengThere is a common consensus that orthographic processing is deeply rooted in the structure of the visual system. One central aspect that is particularly important in visual processing is mirror-generalization, which is the tendency to treat visual objects and their mirror-image reversal equivalently. Most lower-case letters of the modern Latin alphabet were designed to be read from left to right and from the top the bottom of a page. Some of these letters, in particular those which have a mirror-image counterpart (e.g., "b", "d", "p", and "q") receive different interpretations, although they have the same shape and differ mainly in their orientation. Young children between the age of 5 to 6 tend to produce spontaneous mirror-confusions of letters, and in particular of those letters which are reversible. This behaviour is thought to be rooted in general visual principles of mirror-generalization and it commonly disappears by the age of 8. Mirror-generalization is thought to occur mainly across the vertical (left-right) axis and it is thought to be unlearned, suppressed or inhibited with reading acquisition. However, recent research using a priming procedure - which taps into early, automatic stages of visual word recognition - has shown that even skilled adult readers unconsciously mirror letters in reading. In this context, it has been shown that words which comprise only non-reversible letters (e.g., e, r, c, s) produce priming effects (i.e. they boost word recognition) whereas words which comprise vertically reversible letters (e.g. b, d, p, q) do not produce priming effects, indicating the presence of some inhibitory effect of reversible letters on word recognition. This raises several questions: First, may the propensity of letters and words to be mirror-confused (their mirror-confusability) be a visual property which moderates the ease with which words can be recognized? Second, are involuntary confusions of letters in reading confined to vertical confusions (e.g. b vs d) or do they also occur across the horizontal (up-down) axis (b vs p)? Third, when mirror-confusions are purposely induced through mirroring the letters within text, can a word be recognized before all its constituent letters are identified? Or are words only recognized once all letters have been identified? Three studies were designed to tackle these questions. The first was a masked priming study placing special emphasis on the locus and nature of early, automatic mirror reversals of letters during word recognition in adults. This was done by examining whether both vertically and horizontally mirrored letters produce priming effects on word recognition in two different tasks: one tapping into lexical (lexical decision task) and one tapping into pre-lexical processes (same-different match task). Results show that mirror-priming effects occur across both mirror axes and that they generalize to non-words (which do not have a lexical representation). Furthermore, mirror-priming effects are reduced for targets which comprise confusable letters (e.g., d, b, p, q, f, t, u, n). This indicates that general visual principles of mirror- generalization operate both vertically and horizontally and that mirror-priming effects are pre-lexical by nature. To examine whether a word’s mirror-confusability moderates word reading times in adults, study 3 involved three experiments. First, the mirror-confusability of the Latin alphabet was quantified in a letter-based score (Exp 1). Second, the mirror-confusability of target words was quantified and manipulated based on the score and words were categorized as high and low confusability words in a lexical decision task (Exp 2). Third, the eye-movements of participants were recorded as they silently read these high and low confusability words when they were embedded in sentences (Exp 3). The results of study 3 imply that letters vary considerably in their mirror-confusability and that a word’s average mirror-confusability moderates word reading times in adults. Study 2 addressed the question of whether interference effects induced by mirrored letters are confined to early, visual-orthographic processing of letters or whether they also affect lexical stages of the reading process. Results show that mirroring letters disrupts also later, language related processes on the word level, before individual letters are identified, suggesting that processing is cascaded across levels. Taken together, the results from the three studies provide a comprehensive overview on the nature and time-course of mirror-confusions in functional reading adults. On the ground of these findings, I present how cascaded models of visual word recognition can account for these mirror-effects in adults across different stages and units of processing. In particular, my findings indicate that during an early, automatic and purely visual stage of processing, letter features are generalized to their vertical and horizontal mirror-image counterpart and that this produces priming effects visual word recognition. During a later stage of visual and orthographic processing, mirroring produces interference effects which permeate to the word level. These interference effects are more pronounced for words with a high mirror-confusability. The dissertation provides comprehensive empirical evidence and a theoretical frame-work that advances our understanding of if, how and when mirroring letters affects the reading process in adults.de
dc.contributor.coRefereeMattler, Uwe Prof. Dr.
dc.subject.engEye movementsde
dc.subject.engReadingde
dc.subject.engVisual word recognitionde
dc.subject.engMasked primingde
dc.subject.engMirrored lettersde
dc.identifier.urnurn:nbn:de:gbv:7-ediss-14552-2
dc.affiliation.instituteBiologische Fakultät für Biologie und Psychologiede
dc.subject.gokfullPsychologie (PPN619868627)de
dc.description.embargoed2023-03-10de
dc.identifier.ppn1838159754
dc.identifier.orcidhttps://orcid.org/0000-0003-0310-5230de
dc.notes.confirmationsentConfirmation sent 2023-03-06T06:15:01de


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