Einfluss einer optimierten präklinischen Versorgungsstrategie auf die Therapiezeiten beim schweren ischämischen Schlaganfall
by Anna Haller née Schaper
Date of Examination:2024-07-31
Date of issue:2024-06-24
Advisor:PD Dr. Nils Kunze-Szikszay
Referee:PD Dr. Nils Kunze-Szikszay
Referee:Prof. Dr. Jan Liman
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Name:Haller_Anna_Dissertation.pdf
Size:1.53Mb
Format:PDF
Abstract
English
Die Inzidenz von Schlaganfällen liegt in Deutschland bei etwa 260.000 Fällen pro Jahr und sie zählen damit zu den häufigsten medizinischen Notfällen. Im Jahr 2015 vollzog sich hinsichtlich der Versorgung von Schlaganfallpatienten ein Paradigmenwechsel. Nachdem mehrere Studien belegten, dass die alleinige Lysetherapie einer Thrombektomie unterlegen ist, wurden internationale und deutsche Leitlinien entsprechend angepasst. Insbesondere Patienten mit einem schweren Schlaganfall profitieren von einer Thrombektomie. Zudem beeinflusst die Dauer der Behandlung stark das klinische Outcome von Schlaganfallpatienten. Je schneller das verschlossene Blutgefäß wiedereröffnet wird, umso besser ist das klinische Outcome. Die vorliegende Studie untersuchte, inwiefern ein optimiertes präklinisches Vorgehen einen relevanten Einfluss auf die Versorgungszeiten beim schweren ischämischen Schlaganfall hat. Präklinische Abläufe wurden angepasst und mit innerklinischen Abläufen verknüpft. Dadurch sollte der Zeitraum von Erstkontakt mit dem Rettungsdienst bis zur erfolgreichen Therapie relevant verkürzt werden. Konkret erfolgte im August 2018 eine Anpassung der Versorgungsstruktur bei Schlaganfällen im Rettungsdienst der Stadt Göttingen. Insgesamt wurden über einen Zeitraum von zwei Jahren die Daten von Schlaganfallpatienten gesammelt, die nach dieser Umstellung in der Universitätsmedizin Göttingen aufgrund eines Schlaganfalls behandelt wurden. Dabei entsprachen die Daten von 37 Fällen den Einschlusskriterien der Studie. Sie bilden die Studiengruppe. Verglichen wurden diese Daten mit denen von Schlaganfallpatienten, die vor Umstellung der Versorgungsstruktur behandelt wurden. Die Vergleichsgruppe umfasste 44 Patienten. Alle Patienten der Studiengruppe wie auch die Patienten der Vergleichsgruppe wurden mittels einer Thrombektomie behandelt. Die Vergleichsgruppe wurde außerdem untergliedert in die „One-Stop-Subgruppe“ und „No- One-Stop-Subgruppe“. Es gab zwei wesentliche Unterschiede hinsichtlich dem Versorgungsablauf in der Studiengruppe und dem Versorgungsablauf in der Vergleichsgruppe: In der Studiengruppe wurde präklinisch der Field Assesment Stroke Triage for Emergency Destination-Score erhoben. Mithilfe dieses Scores kann präklinisch die Wahrscheinlichkeit eines schweren ischämischen Schlaganfalls ermittelt werden. Die Anwendung des Scores diente einerseits der Diagnosestellung und andererseits der frühzeitigen Triagierung der Patienten hinsichtlich der Thrombektomiewahrscheinlichkeit. Der zweite wesentliche Unterschied bestand darin, dass Patienten der Studiengruppe direkt zur Angiosuite transportiert wurden, während Patienten der Vergleichsgruppe zunächst in der Notaufnahme aufgenommen wurden. Die Patienten der One-Stop-Subgruppe wurden von hier aus nach Erhebung der National Institues for Health Stroke Scale zur Angiosuite transportiert, wo die Bildgebung mittels Computertomographie erfolgte. Die Patienten der No-One-Stop-Subgruppe wurden von der Notaufnahme zur Computertomographie gebracht, dann fiel die Entscheidung für eine Thrombektomie und dann erfolgte der Transport zu Angiosuite. Insgesamt wurden zehn Zielparameter untersucht und verglichen. Bei diesen Zielparametern handelt es sich jeweils um Versorgungszeiten aus dem prä- und innerklinischen Bereich. Es konnte gezeigt werden, dass durch die Anpassung der Versorgungsstruktur die präklinischen Zeitspannen weder signifikant verlängert noch verkürzt wurden. Dies bedeutet, dass mit dem Field Assesment Stroke Triage for Emergency Destination-Score ein effizientes Diagnostiktool etabliert wurde und Therapie-vorbereitende Maßnahmen, die zuvor innerklinisch erfolgten, in den präklinischen Ablauf integriert werden konnten, ohne das präklinische Intervall zu verlängern. Die innerklinischen Zeiten konnten im Gesamtvergleich zum Teil reduziert werden. In der One-Stop-Subgruppe und Studiengruppe wurden vergleichbare Versorgungszeiten erzielt, es zeigte sich jedoch eine Tendenz zu kürzeren Versorgungszeiten in der Studiengruppe. Weitere Untersuchungen mit einem größeren Studienkollektiv sind nötig, um die effizientere Versorgungsstruktur zu identifizieren. Die Versorgungszeiten, die durch die Optimierung der Abläufe in der Studiengruppe erzielt werden konnten, entsprachen vollumfänglich den Leitlinienempfehlungen.
Keywords: Stroke
German
Die Inzidenz von Schlaganfällen liegt in Deutschland bei etwa 260.000 Fällen pro Jahr und sie zählen damit zu den häufigsten medizinischen Notfällen. Im Jahr 2015 vollzog sich hinsichtlich der Versorgung von Schlaganfallpatienten ein Paradigmenwechsel. Nachdem mehrere Studien belegten, dass die alleinige Lysetherapie einer Thrombektomie unterlegen ist, wurden internationale und deutsche Leitlinien entsprechend angepasst. Insbesondere Patienten mit einem schweren Schlaganfall profitieren von einer Thrombektomie. Zudem beeinflusst die Dauer der Behandlung stark das klinische Outcome von Schlaganfallpatienten. Je schneller das verschlossene Blutgefäß wiedereröffnet wird, umso besser ist das klinische Outcome. Die vorliegende Studie untersuchte, inwiefern ein optimiertes präklinisches Vorgehen einen relevanten Einfluss auf die Versorgungszeiten beim schweren ischämischen Schlaganfall hat. Präklinische Abläufe wurden angepasst und mit innerklinischen Abläufen verknüpft. Dadurch sollte der Zeitraum von Erstkontakt mit dem Rettungsdienst bis zur erfolgreichen Therapie relevant verkürzt werden. Konkret erfolgte im August 2018 eine Anpassung der Versorgungsstruktur bei Schlaganfällen im Rettungsdienst der Stadt Göttingen. Insgesamt wurden über einen Zeitraum von zwei Jahren die Daten von Schlaganfallpatienten gesammelt, die nach dieser Umstellung in der Universitätsmedizin Göttingen aufgrund eines Schlaganfalls behandelt wurden. Dabei entsprachen die Daten von 37 Fällen den Einschlusskriterien der Studie. Sie bilden die Studiengruppe. Verglichen wurden diese Daten mit denen von Schlaganfallpatienten, die vor Umstellung der Versorgungsstruktur behandelt wurden. Die Vergleichsgruppe umfasste 44 Patienten. Alle Patienten der Studiengruppe wie auch die Patienten der Vergleichsgruppe wurden mittels einer Thrombektomie behandelt. Die Vergleichsgruppe wurde außerdem untergliedert in die „One-Stop-Subgruppe“ und „No- One-Stop-Subgruppe“. Es gab zwei wesentliche Unterschiede hinsichtlich dem Versorgungsablauf in der Studiengruppe und dem Versorgungsablauf in der Vergleichsgruppe: In der Studiengruppe wurde präklinisch der Field Assesment Stroke Triage for Emergency Destination-Score erhoben. Mithilfe dieses Scores kann präklinisch die Wahrscheinlichkeit eines schweren ischämischen Schlaganfalls ermittelt werden. Die Anwendung des Scores diente einerseits der Diagnosestellung und andererseits der frühzeitigen Triagierung der Patienten hinsichtlich der Thrombektomiewahrscheinlichkeit. Der zweite wesentliche Unterschied bestand darin, dass Patienten der Studiengruppe direkt zur Angiosuite transportiert wurden, während Patienten der Vergleichsgruppe zunächst in der Notaufnahme aufgenommen wurden. Die Patienten der One-Stop-Subgruppe wurden von hier aus nach Erhebung der National Institues for Health Stroke Scale zur Angiosuite transportiert, wo die Bildgebung mittels Computertomographie erfolgte. Die Patienten der No-One-Stop-Subgruppe wurden von der Notaufnahme zur Computertomographie gebracht, dann fiel die Entscheidung für eine Thrombektomie und dann erfolgte der Transport zu Angiosuite. Insgesamt wurden zehn Zielparameter untersucht und verglichen. Bei diesen Zielparametern handelt es sich jeweils um Versorgungszeiten aus dem prä- und innerklinischen Bereich. Es konnte gezeigt werden, dass durch die Anpassung der Versorgungsstruktur die präklinischen Zeitspannen weder signifikant verlängert noch verkürzt wurden. Dies bedeutet, dass mit dem Field Assesment Stroke Triage for Emergency Destination-Score ein effizientes Diagnostiktool etabliert wurde und Therapie-vorbereitende Maßnahmen, die zuvor innerklinisch erfolgten, in den präklinischen Ablauf integriert werden konnten, ohne das präklinische Intervall zu verlängern. Die innerklinischen Zeiten konnten im Gesamtvergleich zum Teil reduziert werden. In der One-Stop-Subgruppe und Studiengruppe wurden vergleichbare Versorgungszeiten erzielt, es zeigte sich jedoch eine Tendenz zu kürzeren Versorgungszeiten in der Studiengruppe. Weitere Untersuchungen mit einem größeren Studienkollektiv sind nötig, um die effizientere Versorgungsstruktur zu identifizieren. Die Versorgungszeiten, die durch die Optimierung der Abläufe in der Studiengruppe erzielt werden konnten, entsprachen vollumfänglich den Leitlinienempfehlungen.
Schlagwörter: Schlaganfall; Thrombektomie