Die Wirksamkeit von repetitiver kathodaler transkranieller Gleichstromstimulation (rc-tDCS) des visuellen Kortex in der Prophylaxe der menstruellen Migräne
Prophylactic treatment with repetitive cathodal transcranial direct current stimulation of the visual cortex decreases the number of attacks in patients with menstrual migraine
by Franziska Heyl
Date of Examination:2020-01-23
Date of issue:2020-01-15
Advisor:Prof. Dr. Andrea Antal
Referee:Dr. Joachim Erlenwein
Referee:Prof. Dr. Thomas Meyer
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Name:Diss 10.01.2020_pdf.pdf
Size:1.32Mb
Format:PDF
Description:Hauptband
Abstract
English
Objective: The present study aimed to investigate the efficacy of repetitive cathodal direct current stimulation (rctDCS) over the visual cortex (V1) as a prophylactic treatment in migraineurs. Method: 20 patients were recruited in this double-blind, randomized, placebo-controlled study and were assigned to cathodal or to sham stimulation. For 3 cycles of menstruation tDCS with 2mA intensity and 20 min duration was applied to the V1 of the patients in 5 consecutive sessions 1-5 days before the first day of their menstruation. The frequency and duration of attacks and the intensity of pain were recorded 3 months before, during and 3 months post-treatment. V1 excitability was determined by measuring the phosphene thresholds (PT) using single pulse transcranial magnetic stimulation (TMS) over the V1. Results: A significant decrease in the number of migraine attacks, compared to sham and migraine-related days, compared to the baseline values (but not to the sham stimulation) were found in the cathodal group during the three month treatment period. In parallel the PTs increased significantly in this group. Conclusion: Our results point out that the prophylactic treatment with rctDCS over the V1 decreases the number of attacks in patients with menstrual migraine, probably by decreasing cortical excitability and thus reducing the probability of the cortical spreading depression. Further studies should explore the duration of the after-effect of the stimulation and also if this treatment is effective in other types of migraine.
Keywords: Cathodal; migraine; prophylaxis; tDCS; V1
German
Da Migräne zu den Erkrankungen mit den stärksten krankheitsbedingten Beeinträchtigungen zählt (Coppola et al. 2015, Steiner et al. 2015, Vos et al. 2015), kommt ihrer Prophylaxe ein hoher Stellenwert zu. Obwohl eine Vielzahl pharmakologischer Optionen existiert, steigt das Interesse an nicht-medikamentösen Behandlungsalternativen mit geringerem Nebenwirkungsprofil und verbesserter Wirksamkeit (Sutherland und Sweet 2010, Varkey et al. 2011, Facco et al. 2013). Das Ziel der Studie war die Überprüfung der Wirksamkeit repetitiver kathodaler transkranieller Gleichstromstimulation (rc-tDCS) über dem visuellen Kortex in der prophylaktischen Behandlung menstrueller Migräne in Bezug auf die Migränesymptomatik und die gesundheitsbezogene Lebensqualität. Dazu wurde unter der Annahme einer der Migräne zu Grunde liegenden interiktal gesteigerten neuronalen Erregbarkeit des visuellen Kortex (Aurora et al. 1998, 2003, Mulleners et al. 2001a, Battelli et al. 2002, Brighina et al. 2002, Young et al. 2004, Gerwig et a. 2005, Chadaide et al. 2007, Antal et al. 2011a, Martin et al. 2011, Mickleborough et al. 2011) den Probandinnen über einen Zeitraum von drei Menstruationszyklen an fünf aufeinanderfolgenden Tagen vor der zu erwartenden Migräneattacke 20-minütige 2 mA Verum- oder Placebo-tDCS über dem visuellen Kortex appliziert. Darüber hinaus wurde die Phosphenschwelle (PT) als Parameter für die neuronale Exzitabilität des visuellen Kortex (Boroojerdi et al. 2002, Fumal et al. 2002, Gothe et al. 2002, Antal et al. 2003a, Gerwig et al. 2005) vor und nach der Stimulation mittels transkranieller Magnetstimulation (TMS) gemessen. Zusätzlich wurden potentielle Nebenwirkungen der tDCS und die subjektive, gesundheitsbezogene Lebensqualität anhand von Fragebögen erhoben. Im Vergleich zur Placebogruppe zeigte sich unter der Applikation von rc-tDCS eine signifikante Reduktion der Häufigkeit der Migräneattacken. Innerhalb der Verumgruppe kam es zu einer signifikanten Reduktion der Anzahl der Tage mit Migränesymptomatik, wobei sich zwischen den beiden Gruppen kein signifikanter Unterschied beobachten ließ. Für die Dauer und die Schmerzintensität der Migräne konnten keine eindeutigen Ergebnisse nachgewiesen werden. Die Phosphenschwelle stieg in der Verumgruppe im Vergleich zur Placebogruppe signifikant an. Jucken und Kribbeln wurden als die häufigsten Nebenwirkungen in beiden Stimulationsgruppen beschrieben. Darüber hinaus zeigten die SF-36 Fragebögen in mehreren Kategorien eine Tendenz zur Verbesserungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, unabhängig von der Art der Stimulation. Der prophylaktische Einsatz der rc-tDCS in der nicht-medikamentösen Migränebehandlung setzt die methodische Weiterentwicklung in größeren Probandenkollektiven unterschiedlicher Migräneformen und -subtypen unter Berücksichtigung verschiedener Studien- und Stimulationsprotokolle sowie einer Bestätigung des geringen Nebenwirkungsprofils in weiteren placebokontrollierten Studien voraus.
Schlagwörter: Kathodal; tDCS; Migräne; Prophylaxe; V1