Der prädiktive Wert von Heart-type Fatty Acid-Binding-Protein bei normotensiven Patienten mit akuter Lungenembolie in Abhängigkeit von der Symptomdauer
The predictive value of heart-type fatty acid-binding-protein in normotensive patients with acute pulmonary embolism dependent on the duration of symptoms
by Viola Theresa Freifrau Roeder von Diersburg née Benz
Date of Examination:2020-03-04
Date of issue:2020-02-21
Advisor:PD Dr. Mareike K. Lankeit
Referee:PD Dr. Alexander Freiherr von Hammerstein-Equord
Referee:Prof. Dr. Margarete Schön
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Format:PDF
Abstract
English
Es wurden im Rahmen dieser Studie zwischen Februar 2003 und Oktober 2010 insgesamt 257 (113 Männer, 144 Frauen; medianes Alter 68 Jahre) normotensive Patienten mit gesicherter akuter Lungenembolie eingeschlossen, die sich an der Universitätsmedizin Göttingen vorstellten und nach der Dauer ihrer Symptomatik in zwei Gruppen (Symptombeginn < 24 Stunden; n = 150 versus Symptombeginn ≥ 24 Stunden; n = 107) unterteilt wurden. Bei allen Patienten wurde zum Zeitpunkt der Aufnahme die Plasmakonzentration von H-FABP (HyCult Biotechnology, Uden, Niederlande) gemessen und bei 201 (78 %) der Patienten eine Echokardiographie durchgeführt, in der bei 89 Patienten (44 %) eine rechtsventrikuläre Dysfunktion diagnostiziert wurde. Patienten mit einem akuten Symptombeginn stellten sich signifikant häufiger mit einer Synkope vor (Symptombeginn < 24 Stunden: 28,7 % versus Symptombeginn ≥ 24 Stunden: 6,5 %; p < 0,001), wohingegen Patienten mit langandauernder Symptomatik signifikant häufiger an Dyspnoe litten (Symptombeginn < 24 Stunden: 80,7 % versus Symptombeginn ≥ 24 Stunden: 91,6 %; p = 0,020). Im Vergleich anderer Parameter wie Vorerkrankungen, klinischer Verlauf oder Risikofaktoren zeigten sich keine relevanten Unterschiede in der Häufigkeit. Innerhalb der ersten 30 Tage entwickelten 17 Patienten (6,6 %) schwerwiegende Komplikationen (definiert als Reanimation, endotracheale Intubation, Bedarf von Katecholaminen, Tod während der ersten 30 Tage). Wie bereits in anderen Studien unserer Arbeitsgruppe, konnten auch in dieser Studie bei diesen Patienten signifikant höhere H- FABP-Plasmakonzentrationen gemessen werden. Patienten mit erhöhten H-FABP-Spiegeln zeigten ein 6,8-fach höheres Risiko für das Auftreten von Komplikationen im Gegensatz zu Patienten mit H-FABP-Werten unter dem Grenzwert von 6 ng/ml (OR: 6,8; 95 % KI: 2,4 - 19,3; p < 0,001). Unsere Ergebnisse zeigen, dass einzig H-FABP unter den hier getesteten Biomarkern (Troponin T, NT-proBNP und H-FABP) eine stabile, vom zeitlichen Verlauf der Symptomatik unabhängige prognostische Aussagekraft hat (Symptombeginn < 24 Stunden: OR: 5,8; 95 % KI: 1,4 - 24,5; p = 0,016; Symptombeginn ≥ 24 Stunden: OR: 9,3; 95 % KI: 2,0 - 43,2; p = 0,004), die trotz der raschen Freisetzungskinetik von H-FABP auch im 24- Stunden-Verlauf stabil bleibt, sodass eine einmalige Messung der Plasmakonzentration im Gegensatz zu den bereits etablierten Biomarkern Troponin T und NT-proBNP ausreichend ist. Das Zeitintervall vom Auftreten der Symptomatik bis zur Diagnosestellung überschritt bei 18,7 % der untersuchten Patienten den Zeitraum von 24 Stunden, sodass angenommen werden kann, dass das Zeitintervall ebenso wenig Einfluss auf die H-FABP-Plasmaspiegel wie auf den prognostischen Aussagewert hat. Außerdem ist der Parameter, obwohl er bei einer vorliegenden rechtsventrikulären Dysfunktion ins periphere Blut ausgeschwemmt wird, nicht vom Vorliegen einer echokardiographisch gesicherten Rechtsherzbelastung abhängig, sondern steigt - vermutlich aufgrund seiner kleinen Molekülgröße - auch ohne echokardiographisch sichtbare Zeichen einer Rechtsherzbelastung im Blut als früher Marker an. Troponin T hingegen stellte sich als sicherer Prognosemarker ausschließlich bei Patienten mit langandauernder Symptomatik heraus (Symptombeginn < 24 Stunden: OR: 1,9; 95 % KI: 0,5 - 7,3; p = 0,360; Symptombeginn ≥ 24 Stunden: OR: 9,1; 95 % KI: 1,7 - 50,6; p = 0,011). Erhöhte Plasmakonzentrationen von NT-proBNP ≥ 1000 pg/ml waren im Gesamtkollektiv mit einem 3,8-fach erhöhten Risiko für das Auftreten von Komplikationen assoziiert (OR: 3,8; 95 % KI: 1,2 - 12,0; p = 0,023), der prognostische Aussagewert zeigte sich jedoch von der Dauer der Symptomatik beeinflussbar. Echokardiographischen Zeichen einer rechtsventrikulären Dysfunktion hatten nur bei Patienten mit akutem Symptombeginn prognostischen Stellenwert (OR: > 999; p < 0,001). Außerdem ergaben die Untersuchungen für einen positiven Echokardiographiebefund eine prognostische Sensitivität sowie einen negativ prädiktiven Wert von 100 %, sodass bei Fehlen einer rechtsventrikulären Dysfunktion ein schwerwiegender Verlauf ausgeschlossen werden kann. Weiterhin konnten wir zeigen, dass neben einer Erhöhung der H-FABP- Plasmakonzentration auch das Vorliegen einer Tachykardie (Symptombeginn < 24 Stunden: OR: 7,0; 95 % KI: 1,4 - 36,1; p = 0,018 und Symptombeginn ≥ 24 Stunden: OR: 12,3; 95 % KI: 1,5 - 103,6; p = 0,021) und einer Synkope (Symptombeginn < 24 Stunden: OR: 5,6 ; 95 % KI: 1,3 - 23,6; p = 0,018 und Symptombeginn ≥ 24 Stunden: OR: 6,3; 95 % KI: 1,0 - 39,3; p = 0,050) von der Symptomdauer unabhängige zuverlässige Prognosemarker für eine erhöhte Komplikationsrate darstellen. Ferner verspricht eine Kombination dieser - für sich genommenen bereits starken und stabilen Parameter - im sogenannten FAST-Score eine verbesserte und sicherere Risikoeinschätzung bei normotensiven Patienten mit einer akuten Lungenembolie, die sich unabhängig von der Dauer der Symptomatik zeigt und im klinischen Alltag leicht anwendbar ist.
Keywords: heart-type fatty acid-binding-protein+H-FABP+pulmonary embolism+duration of symptoms+normotensiv+risk stratification+tachykardia+symptom onset+rightventricular dysfunction+predictive value
Schlagwörter: H-FABP+ Risikostratifizierung+Lungenembolie+Symptombeginn+zeitlicher Verlauf+prädiktiver Wert+ prognostischer Aussagewert+