Zur Kurzanzeige

Tierethische Positionen in der Gesellschaft - Eine empirische Analyse

dc.contributor.advisorSpiller, Achim Prof. Dr.
dc.contributor.authorHölker, Sarah
dc.date.accessioned2021-03-05T09:29:08Z
dc.date.available2021-03-11T23:50:03Z
dc.date.issued2021-03-05
dc.identifier.urihttp://hdl.handle.net/21.11130/00-1735-0000-0005-1596-A
dc.identifier.urihttp://dx.doi.org/10.53846/goediss-8457
dc.identifier.urihttp://dx.doi.org/10.53846/goediss-8457
dc.language.isodeude
dc.rights.urihttp://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/
dc.subject.ddc630de
dc.titleTierethische Positionen in der Gesellschaft - Eine empirische Analysede
dc.typedoctoralThesisde
dc.title.translatedAnimal-ethical positions in society - An empirical analysisde
dc.contributor.refereeMergenthaler, Marcus Prof. Dr.
dc.date.examination2020-04-23
dc.description.abstractgerDie Mensch-Tier-Beziehung hat sich im Laufe des letzten Jahrhunderts, insbesondere in den westlichen Ländern, deutlich gewandelt. Infolgedessen sind die gesellschaftlichen Ansprüche an einen ethisch korrekten Umgang mit Tieren erheblich gestiegen. Dies verdeutlichen die intensiven Diskussionen, die rund um die heutige Nutzung von Tieren geführt werden. Von der gesellschaftlichen Kritik sind die verschiedensten Formen der Tiernutzung betroffen: z.B. landwirtschaftliche Nutztierhaltung, Tierversuche, Tiershows, Pferdesport und Heimtierhaltung. Solche tierethischen Bedenken beeinflussen das Konsum- und Kaufverhalten tierbezogener Produkte und Dienstleistungen (z.B. Lebensmittel, Kleidung, Kosmetika, Zirkus und Zoo) zum Teil erheblich. Vor diesem Hintergrund ist es für eine Vielzahl an Stakeholdern (z.B. Politik, Handel, Wissenschaft, Agrarwirtschaft, Sport- und Veranstaltungsbranche) von großer Bedeutung, ein tieferes Verständnis für die tierethischen Wertvorstellungen der Gesellschaft sowie deren Einfluss auf das Konsumentenverhalten zu entwickeln. In der Konsumforschung wird hierzu verbreitet auf den kausalen Zusammenhang zwischen dem menschlichen Wertesystem, bestehend aus globalen und bereichsspezifischen Werten sowie Einstellungen, und dem Verhalten zurückgegriffen. Bereichsspezifische Werte zeichnen sich durch zwei wesentliche Vorteile aus. Einerseits bieten sie eine gewisse prognostische Qualität, da sie vergleichsweise tief im menschlichen Wertesystem verankert sind. Andererseits sind sie zu einem gewissen Grad generalisierbar, da sie sich auf einen spezifischen Themenbereich beziehen und diesen abstrakt und umfassend aufgreifen. Dadurch lassen sich bereichsspezifische Werte auf verschiedene Fragestellungen innerhalb des betrachteten Themenkomplexes anwenden. Bisher wurde jedoch kein Versuch unternommen, bereichsspezifische Werte für den Themenkomplex der Mensch-Tier-Beziehung zu operationalisieren. Um diese Forschungslücke zu schließen, wurden in der vorliegenden kumulativen Dissertation erstmals bereichsspezifische Werte für den Themenkomplex der Mensch-Tier-Beziehung entwickelt (Studie 1). Diese greifen verschiedene Überzeugungen zum ethisch korrekten Umgang mit Tieren auf. Hierzu wurde ein interdisziplinärer Ansatz aus Philosophie (Tierethik) und Agrarmarketing (Konsumentenforschung) gewählt. Die Tierethik beschäftigt sich bereits seit Ende des 18. Jahrhunderts intensiv mit der Frage, wie ein ethisch korrekter Umgang mit Tieren auszusehen hat. Infolgedessen wurden in der Philosophie verschiedene tierethische Positionen entwickelt, die vom ursprünglichen Anthropozentrismus (der Mensch darf mit Tieren umgehen, wie er möchte) bis hin zum Abolitionismus (der Mensch darf Tiere grundsätzlich nicht nutzen) reichen. Im Rahmen der Operationalisierung bereichsspezifischer Werte wurden die komplexen Argumentationsstrukturen philosophischer Positionen auf ihre zentralen Kernideen reduziert. Aufgrund dieser deutlichen Abstraktion wird im Kontext bereichsspezifischer Werte nicht mehr von „tierethischen Positionen“, sondern von „tierethischen Intuitionen“ gesprochen. Mittels konfirmatorischer Faktorenanalyse konnte gezeigt werden, dass die entwickelten Skalen zur Erhebung bereichsspezifischer Werte im Kontext der Mensch-Tier-Beziehung über eine gute Reliabilität und Validität verfügen. Die deskriptiven Ergebnisse geben zudem einen Überblick über die Verteilung der tierethischen Intuitionen in der deutschen Gesellschaft. Der neue kontrakttheoretische Ansatz erhält die mit Abstand größte Zustimmung (75 - 94 %). Diesem Ansatz folgend darf der Mensch Tiere grundsätzlich nutzen, muss ihnen aber im Gegenzug ein gutes Leben ermöglichen. Mit den so entwickelten bereichsspezifischen Werten im Kontext der Mensch-Tier-Beziehung liefert die erste Studie einen wesentlichen Beitrag zur Identifizierung relativ stabiler und themenumfassender Treiber. In der zweiten Studie wurden die entwickelten tierethischen Intuitionen als bereichsspezifische Werte in das menschliche Wertesystem integriert. Als konkretes Beispiel wurde der Konsum von Wildfleisch herangezogen. Die Jagd und der Konsum heimischer Wildtiere werden in der Gesellschaft kontrovers diskutiert, weshalb dieses Beispiel zur Untersuchung des Einflusses verschiedener tierethischer Intuitionen auf das Verhalten besonders geeignet erscheint. Das verwendete Strukturgleichungsmodell bildet dabei die kausalen Zusammenhänge zwischen globalen Werten, bereichsspezifischen Werten (tierethische Intuitionen), Einstellungen (Einstellung zur Jagd) und Verhalten (Konsum von Wildfleisch) ab. Es kann gezeigt werden, dass sich die tierethischen Intuitionen ohne Weiteres auf der Ebene der bereichsspezifischen Werte in das menschliche Wertesystem integrieren lassen. Das Konsumentenverhalten wird insbesondere durch die beiden Extreme, ursprünglicher Anthropozentrismus und Abolitionismus, beeinflusst. Mit der Integration tierethischer Intuitionen auf der Ebene der bereichsspezifischen Werte liefert diese Studie die Bestätigung, dass es sich bei tierethischen Intuitionen um stabile Hintergrundtreiber handelt. Darüber hinaus trägt sie zu einem tieferen Verständnis für die Zusammenhänge zwischen tierethischen Intuitionen und Konsumentenverhalten bei. Auf Grundlage der entwickelten tierethischen Intuitionen wurde in der dritten Studie eine Konsumentensegmentierung durchgeführt. Eine solche auf bereichsspezifischen Werten basierende Segmentierung ist relativ stabil und umfasst den Themenkomplex der Mensch-Tier-Beziehung in seiner gesamten Bandbreite. Mit Hilfe einer dreistufigen Clusteranalyse wurden fünf Konsumentensegmente identifiziert. Die deskriptive Analyse der Segmente weist zudem auf einen Zusammenhang zwischen tierethischem Werteprofil (Gesamtheit der tierethischen Intuitionen) und Ernährungsweise hin. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Ablehnung der relationistischen Intuition (unterschiedliche Berücksichtigung von Tieren aufgrund ihrer Beziehung zum Menschen) bei der Wahl einer nachhaltigen Ernährungsweise (flexitarisch, vegetarisch, vegan) von zentraler Bedeutung ist. Etwa ein Viertel der deutschen Bevölkerung ist durch ein Werteprofil charakterisiert, welches sich einerseits durch die Annahme tierwohlorientierter Intuitionen (v.a. neuer kontrakttheoretischer Ansatz, Tierrechte, Abolitionismus) und andererseits die Ablehnung des Relationismus auszeichnet. Diese spezifische Kombination bereichsspezifischer Werte korreliert mit einem überdurchschnittlichen Anteil an Flexitariern und Vegetariern. Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher, politischer und wissenschaftlicher Diskussionen um eine nachhaltige Ernährung ist das Wissen um diesen Zusammenhang von großem Interesse. Abschließend wurde untersucht, ob Laien die tierethischen Intuitionen auf alle Tiere gleichermaßen anwenden, zwischen verschiedenen Kategorien von Tieren unterscheiden oder von Tierart zu Tierart entscheiden (Studie 4). Mittels Varianzanalyse wurde untersucht, ob die Annahme bzw. Ablehnung der tierethischen Intuitionen bei konkretem Bezug auf fünf ausgewählte Tierarten (Fisch, Huhn, Kuh, Pferd und Hund) variiert. Mit Bezug auf die Intuitionen zum moralischen Handeln zeigen sich nur minimale Unterschiede zwischen den Tierarten, so dass eine Übertragbarkeit der allgemein erhobenen Intuitionen angenommen wird – zumindest auf klassische Nutz- und Heimtiere. Bei den Intuitionen zur Tötungsfrage sind die Unterschiede sehr viel grundlegender. Am Beispiel der Intuition Schmerzfreie Tötung von Tieren ist erlaubt zeigt sich dies exemplarisch. Mit konkretem Bezug auf Fische, Hühner und Kühe wird die Intuition angenommen, wohingegen sie für Hunde eher abgelehnt wird. Diese Differenzierung ist vermutlich auf die kulturelle Einordnung der Tierarten als ‚essbar‘ bzw. ‚nicht-essbar‘ zurückzuführen, da dies zwingend mit einer Tötung verknüpft ist. Das Wissen, ob tierethische Intuitionen auf alle Tiere gleichermaßen angewandt werden oder nicht, ist von großer Bedeutung, wenn die gewonnenen Erkenntnisse auf unterschiedliche Fragestellungen innerhalb des Themenkomplexes der Mensch-Tier-Beziehung übertragen werden sollen. Des Weiteren ist es beispielsweise für die Agrarbranche von großer Bedeutung, ob seitens der Gesellschaft dieselben ethischen Maßstäbe für Heim- wie für Nutztiere angesetzt werden oder eine Differenzierung erfolgt. Mit diesen vier Studien trägt die vorliegende Dissertation zu einem tieferen Verständnis der vorherrschenden tierethischen Wertvorstellungen bei. Damit bietet sie einer Vielzahl an Stakeholdern, die sich mit den gesellschaftlichen Diskussionen rund um einen ethisch korrekten Umgang mit Tieren konfrontiert sehen (z.B. Politik, Handel, Wissenschaft, Agrarwirtschaft, Sport- und Veranstaltungsbranche), die Möglichkeit, ihre künftigen Entscheidungen entsprechend auszurichten.de
dc.description.abstractengThe relationship between humans and animals has changed significantly over the last century, especially in Western countries. As a result, social demands for ethically correct treatment of animals have increased considerably. This trend is underlined by intensive discussions presently taking place on the use of animals. Social criticism affects various forms of animal use – for example, livestock farming, animal experiments, animal shows, equestrian sports, and the keeping of companion animals. Such animal-ethical concerns have a considerable effect on the consumption of and purchasing behaviour related to animal products and services (e.g., food, clothing, cosmetics, circuses, and zoos). Therefore, it is of great importance for stakeholders in various sectors (e.g., politics, retail, science, agriculture, sports, and events) to gain a deeper insight into societies’ animal-ethical values and the impact of these values on consumer behaviour. In consumer research, the causal relationship between the human value system, consisting of global and domain-specific values as well as attitudes, and behaviour is commonly used for this purpose. Domain-specific values are characterised by two essential advantages. Firstly, they offer a certain prognostic quality, since they are comparatively deeply rooted in the human value system. Secondly, they are generalisable to a certain extent, since they address a specific issue in an abstract and comprehensive way. Thus, domain-specific values are applicable to different questions within the considered thematic complex. However, thus far no attempt has been made to operationalise domain-specific values for the thematic complex of the human-animal relationship. In order to close this research gap, domain-specific values for the human-animal relationship were developed for the first time in the present cumulative dissertation (Study 1). These domain-specific values relate to different convictions on the ethically correct treatment of animals. For this purpose, an interdisciplinary approach combining philosophy (animal ethics) and agricultural marketing (consumer research) was chosen. Since the late 18th century, animal ethics has intensively dealt with the question of what ethically correct treatment of animals should look like. As a result, various animal-ethical positions have been developed in philosophy, ranging from original anthropocentrism (humans may treat animals in any way they see fit) to abolitionism (in principle, humans may not use animals). As part of the operationalisation of domain-specific values, the complex argumentation structures of philosophical positions were reduced to their key ideas. Due to this clear abstraction, the term ‘animal-ethical intuitions’ is used instead of ‘animal-ethical positions’ in the context of domain-specific values. By means of confirmatory factor analysis, it was determined that the scales developed for surveying domain-specific values are reliable and valid. The descriptive results provide an overview of the distribution of animal-ethical intuitions in German society. The new contractarian approach receives by far, the greatest approval (75–94%). In accordance with this approach, humans are allowed to use animals in principle, but, in return, humans have to ensure the animals have a good life. By developing domain-specific values, this study provides an essential contribution to the identification of relatively stable and comprehensive drivers within the human-animal relationship. In the second study, the animal-ethical intuitions developed were integrated into the human value system as domain-specific values. The consumption of game meat was used as an example. The hunting and consumption of local game is the subject of controversial discussions, which is why this example was deemed particularly suitable to investigate the impact of different animal-ethical intuitions on behaviour. A structural equation model was used to analyse the causal relationship between global values, domain-specific values (animal-ethical intuitions), attitudes (attitude towards hunting), and behaviour (consumption of game meat). Animal-ethical intuitions can be integrated well into the human value system at the level of domain-specific values. Consumer behaviour is affected, in particular, by the two polarising intuitions of original anthropocentrism and abolitionism. Integrating animal-ethical intuitions at the level of domain-specific values, this study confirms that animal-ethical intuitions are relatively stable drivers in the human-animal relationship. Furthermore, the study contributes to a deeper understanding of the link between animal-ethical intuitions and consumer behaviour. Based on the developed animal-ethical intuitions, consumer segmentation was carried out in the third study. Such segmentation, based on domain-specific values, is relatively stable over time and covers the whole range of the human-animal relationship. Five consumer segments were identified using a three-step cluster analysis. The descriptive analysis of the segments additionally demonstrates a correlation between animal-ethical value profile (totality of all intuitions) and diet. The results reveal that the rejection of relationism (different consideration of animals based on their relationship to humans) is of central importance in the choice of a sustainable diet (flexitarian, vegetarian, or vegan). About a quarter of the German population is characterised by a value profile that, on the one hand, applies animal-welfare-oriented intuitions (e.g., new contractarian approach, animal rights, and abolitionism) and, on the other hand, rejects relationism. This specific combination of domain-specific values correlates with an above-average proportion of flexitarians and vegetarians. In the light of social, political, and scientific discussions about sustainable diet, knowledge of this link is of great interest. Finally, it was examined whether laypeople apply animal-ethical intuitions uniformly to all animals, distinguish between different categories of animals, or decide on a species-specific basis (Study 4). An analysis of variance was used to determine whether the application or rejection of animal-ethical intuitions varies with specific reference to five selected animal species (fish, chickens, cows, horses, and dogs). In terms of intuitions on moral acting, there are only slight differences between the animal species, assuming a transferability of the generally surveyed intuitions – at least to traditional farm and companion animals. In terms of intuitions on the question of death, the differences are much more pronounced. The intuition painless killing of animals is allowed demonstrates this exemplarily. With specific reference to fish, chickens, and cows, this intuition is applied, while, for dogs, it is rather rejected. This differentiation is probably due to the cultural classification of animal species as edible or inedible, as edibility is necessarily linked to killing. Understanding whether or not animal-ethical intuitions are applied uniformly to all animals is of great importance if the insights gained are to be applied to different questions within the thematic complex of the human-animal relationship. Furthermore, it is of great interest to, for example, the agricultural sector whether society applies the same ethical standards to companion animals as to farm animals or whether a differentiation is made. The present dissertation, based on these four studies, contributes to a deeper insight into prevailing animal-ethical values. Thus, stakeholders in various sectors, who are confronted with societal discussions about ethically correct treatment of animals (e.g., politics, retail, science, agriculture, sports, and events), are given the opportunity to align their future decisions with societies’ animal-ethical intuitions.de
dc.contributor.coRefereeSteinfath, Holmer Prof. Dr.
dc.contributor.thirdRefereeTetens, Jens Prof. Dr.
dc.subject.gerTierethikde
dc.subject.gerTierwohlde
dc.subject.germoralischer Statusde
dc.subject.germoralisches Handelnde
dc.subject.gerTötungsfragede
dc.subject.gerempirische Ethikde
dc.subject.gerbereichsspezifische Wertede
dc.subject.gerMensch-Tier-Beziehungde
dc.subject.gerKonsumentenverhaltende
dc.subject.gernachhaltige Ernährungde
dc.subject.gerHeimtierede
dc.subject.gerNutztierede
dc.subject.enganimal ethicsde
dc.subject.enganimal welfarede
dc.subject.engmoral statusde
dc.subject.engmoral actionde
dc.subject.engquestion of deathde
dc.subject.engempirical ethicsde
dc.subject.engdomain-specific valuesde
dc.subject.enghuman-animal relationshipde
dc.subject.engconsumer behaviourde
dc.subject.engsustainable dietde
dc.subject.engcompanion animalsde
dc.subject.englivestockde
dc.identifier.urnurn:nbn:de:gbv:7-21.11130/00-1735-0000-0005-1596-A-1
dc.affiliation.instituteFakultät für Agrarwissenschaftende
dc.subject.gokfullLand- und Forstwirtschaft (PPN621302791)de
dc.description.embargoed2021-03-11
dc.identifier.ppn1750713926


Dateien

Thumbnail

Das Dokument erscheint in:

Zur Kurzanzeige