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Antibiotikaverbrauch in der medizinischen Versorgung von Geflüchteten

dc.contributor.advisorSimmenroth, Anne Prof. Dr.
dc.contributor.authorHillermann, Nele
dc.date.accessioned2021-04-22T06:39:05Z
dc.date.available2022-12-16T00:50:11Z
dc.date.issued2021-04-22
dc.identifier.urihttp://hdl.handle.net/21.11130/00-1735-0000-0008-57FD-A
dc.identifier.urihttp://dx.doi.org/10.53846/goediss-8571
dc.identifier.urihttp://dx.doi.org/10.53846/goediss-8571
dc.language.isodeude
dc.rights.urihttp://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/
dc.subject.ddc610de
dc.titleAntibiotikaverbrauch in der medizinischen Versorgung von Geflüchtetende
dc.typedoctoralThesisde
dc.title.translatedAntibiotic prescriptions in refugees' healthcarede
dc.contributor.refereeSimmenroth, Anne Prof. Dr.
dc.date.examination2021-05-04
dc.description.abstractgerHintergrund Steigende Zahlen an Asylantragstellern in Deutschland mit eingeschränkten Deutsch- und Englischkenntnissen stellen die hausärztliche Versorgung vor neue Herausforderungen. Diagnosen und Verordnungen werden z. T. in größerer Unsicherheit getätigt. Vor allem die korrekt indizierte Verordnung von Antibiotika erscheint im Hinblick auf mögliche Resistenzentwicklungen wichtig. Fragestellung Ziel dieser Arbeit ist es, Antibiotikaverordnungen (Anzahl und Wirkstoffe) in zwei verschiedenen Erstaufnahmelagern für Geflüchtete zu ermitteln und zu untersuchen, inwiefern es Unterschiede zwischen soziodemografischen Gruppen, Patienten mit unterschiedlichen Diagnosen und zwischen den beiden Aufnahmelagern, die sich durch die Anwesenheit professioneller Dolmetscher unterscheiden, gibt. Methoden Anhand der allgemeinmedizinischen Sprechstunde in den Krankenstationen zweier Erstaufnahmelager (Celle und Friedland) wurden retrospektiv Patientendaten zu soziodemografischen Merkmalen, Diagnosen und verschriebenen Medikamenten erhoben. Aufgrund des unterschiedlichen Erhebungszeitraumes (1 Jahr Friedland vs. 4 Monate Celle) und um jahreszeitliche Schwankungen zu berücksichtigen, erfolgte die Auswertung in zwei Schritten: Zunächst wurden Daten aus dem Grenzdurchgangslager Friedland ausgewertet und in einem zweiten Schritt die Daten aus den Monaten September bis Dezember aus Celle und Friedland verglichen. Die Auswertung erfolgte mithilfe deskriptiver statistischer Verfahren und Signifikanztestungen durch den Mann-Whitney-U-Test bei metrischen, nicht normalverteilten Variablen und den Chi²-Test nach Pearson bei kategorialen Variablen. Ergebnisse In der Krankenstation in Friedland gab es zwischen 08/2017 und 08/2018 4.094 Vorstellungen zur regulären Sprechstunde durch 2.238 Patienten. Das Geschlechterverhältnis der Patienten war ausgeglichen, die Patienten waren im Mittel 26 Jahre alt und ihre Hauptherkunftsländer waren Syrien, Irak und Afghanistan. Etwa 40% der Geflüchteten hatten den Aufenthaltsstatus eines Resettlement-Geflüchteten, diese Patienten waren signifikant jünger als die anderen 60% der Patienten mit dem Status „asylsuchend“. Es waren nur in Ausnahmefällen professionelle Dolmetscher anwesend und in 25% der Fälle wurde durch Laiendolmetscher übersetzt. Im Studienzeitraum wurde an 21% der Patienten ein systemisch wirksames Antibiotikum verordnet, davon 61% in Form einer Tablette/Kapsel. Der am häufigsten verordnete Wirkstoff war mit 64% Amoxicillin. Die Patienten, denen ein systemisch wirksames Antibiotikum verordnet wurde, waren signifikant jünger als Patienten ohne Antibiotikaverordnung, und die Resettlement-Geflüchteten hatten eine signifikant höhere Verordnungsrate als die Asylsuchenden. Im ersten Quartal wurden 50% mehr Antibiotika verordnet als im dritten Quartal. Ein Großteil der Diagnosen bei Antibiotikaverordnung ließ sich in die ICD10-Kategorie J00-99 „Krankheiten des Atmungssystems“ einordnen, besonders häufig waren „Akute Bronchitis“, „Angina tonsillaris“ und „Infekte der oberen Atemwege“. Häufigster verordneter Wirkstoff bei diesen Diagnosen war Amoxicillin. Eine weitere häufige Diagnose waren Harnwegsinfektionen, wobei am häufigsten der Wirkstoff Ciprofloxacin verordnet wurde. Im Zeitraum 09/2015-12/2015 gab es in Celle 2.282 Vorstellungen zur regulären Sprechstunde durch 1.017 Patienten, während sich im Teilabschnitt 09/2017 bis 12/2017 in Friedland 822 Patienten 1.366 Mal zur Sprechstunde vorstellten. In Friedland gab es signifikant mehr Frauen und die Patienten waren mit durchschnittlich 26 Jahren signifikant älter als in Celle (22 Jahre). Insgesamt wurde an 17% der Patienten in Celle und Friedland ein systemisch wirksames Antibiotikum verordnet, wobei der Anteil in Celle mit 15% der Patienten signifikant niedriger war als in Friedland (19%). Der am häufigsten verordnete Wirkstoff war an beiden Standorten Amoxicillin. Diskussion Im Grenzdurchgangslager in Friedland erhielten viele Patienten systemisch wirksame Antibiotika. Die Diagnosen „Akute Bronchitis“ und „Infekt der oberen Atemwege“ wurden entgegen der Empfehlungen der DEGAM-Leitlinien häufig antibiotisch therapiert und bei den Diagnosen „Angina tonsillaris“ und „Harnwegsinfektion“ erfolgte die antibiotische Therapie mit Amoxicillin bzw. Ciprofloxacin, von denen in der Leitlinie abgeraten wird. Die signifikante Mehrverordnung von systemisch wirksamen Antibiotika in der Krankenstation des Grenzdurchgangslagers Friedland verglichen mit Celle lässt sich wahrscheinlich auf die fehlenden professionellen Dolmetscher zurückführen. In diesem Fall würden Ärzte bei gegenseitigem Nichtverstehen eher ein systemisch wirksames Antibiotikum auch ohne harte Indikation verordnen. Deshalb sollten, besonders im Hinblick auf Resistenzentwicklungen und damit verbundene Risiken, in Deutschland flächendeckend Lösungen zur Kommunikation zwischen Ärzten und nichtdeutschsprachigen Patienten entwickelt und etabliert werden, auch weil sprachliche Probleme von Ärzten verschiedener Studien als größte Barriere in der Behandlung Geflüchteter bewertet wurden. In der Betreuung von Patienten mit Migrationshintergrund sollten sich Ärzte über mögliche Fehler in der Kommunikation und die besonderen Lebensumstände der Geflüchteten vor, während und nach der Flucht bewusst sein, um diese Patienten individuell behandeln zu können.de
dc.description.abstractengUnnecessary and inappropriate use of antibiotics is a widespread problem in primary care. However, current data on the care of refugees and migrants in initial reception centers is pending. This dissertertion provides data on prescription frequencies of various antibiotics and associated diagnoses. In this retrospective observational study, patient dataof two initial reception centers in Germany were analyzed. Patient data, collected by chart review, included sociodemographic characteristics, diagnoses, and prescriptions. Antibiotic prescription behavior and corresponding physician-coded diagnoses were analyzed. Twentyone percent of all patients in our study received systemic antibiotics during the observation period. The most commonly prescribed antibiotics were penicillins (65%), macrolides (12%), and cephalosporins (7%). The most frequent diagnoses associated with antibiotic prescription were acute tonsillitis, bronchitis, infections of the upper respiratory tract, and urinary tract infections. Unnecessary use of antibiotics is a global problem contributing to gratuitous costs, side effects, and antimicrobial resistance.de
dc.contributor.coRefereeBrockmöller, Jürgen Prof. Dr.
dc.subject.gerAntibiotikade
dc.subject.gerGeflüchtetede
dc.subject.gerAntibiotikaresistenzende
dc.subject.engrefugeesde
dc.subject.engantibioticsde
dc.subject.engantibiotic resistancede
dc.identifier.urnurn:nbn:de:gbv:7-21.11130/00-1735-0000-0008-57FD-A-8
dc.affiliation.instituteMedizinische Fakultätde
dc.subject.gokfullAllgemeinmedizin (PPN619875720)de
dc.description.embargoed2021-05-11
dc.description.embargoed2022-12-16
dc.identifier.ppn1755765150


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