Sexuelle Gesundheit in der Altenpflege
Sexual Health in Elderly Care
von Juliana Therèse Warneck
Datum der mündl. Prüfung:2021-07-28
Erschienen:2021-07-27
Betreuer:Prof. Dr. Jens Wiltfang
Gutachter:Prof. Dr. Jens Wiltfang
Gutachter:Prof. Dr. Wolfgang Himmel
Gutachter:Prof. Dr. Christine von Arnim
Gutachter:Prof. Dr. Margarete Schön
Dateien
Name:25.07.21.eDiss.pdf
Size:3.54Mb
Format:PDF
Zusammenfassung
Englisch
The main objective of the study was to evaluate the importance of sexual health in institutionalized elderly care and geriatric nursing training. A cross-sectional study was conducted in Göttingen and the surrounding area (ca. 150 km radius) from June to November 2017. The study included 599 participants, working as geriatric nursing trainees and geriatric nursing staff in nursing homes and nursing schools. The study was based on the importance of sexual health and sexual needs of older people living in nursing homes. The study reports on five main research questions: sexual health in the elderly and its role during class (1) as well as its role in everyday care in nursing homes (2), objective sex education (3), attitudes and beliefs towards own sexuality, the sexuality of older people and that of family members (4). Furthermore, the topics of sexuality in parental homes and sex education (5) were inquired. Findings show a discrepancy between the subjective importance of the topic of sexual health in geriatric nursing training, as participants considered it a helpful subject for later work experience, although only few had been taught about it in class. Sexual health in everyday care in nursing homes seemed to be a relevant topic: nearly half of the participants had experienced sexual activity amongst residents. Education interventions concerning the sexual health of residents were considered important by participants but were seldomly implemented. In nursing homes, privacy or personal space for residents to act out their sexuality were mainly absent. Sexual aids or sexual assistance were rarely provided by nursing homes. Questions concerning objective sex education were frequently answered wrong or checked with “don´t know”, yet participants mainly considered themselves well informed. Generally, findings show a positive attitude towards the participants’ own sexuality and the sexuality of older people. However, the attitudes towards sexuality of family members and the own parents were less permissive. Sex education was mainly provided in school, but also friends, the mother and the internet played a part in the participants’ sex education. The study’s results suggest that later life sexuality and sexual health should be included in geriatric nursing training throughout all stages of training to overcome uncertainties and increase the level of knowledge, as it could lead to an improvement of the participants’ working environment and residents’ quality of life.
Keywords: Sexual Health; Elderly Care; Geriatric Nursing; Sexuality; Nursing Education; Sexuality in older Adults; Cross-sectional Study
Deutsch
Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der Aktualität und dem Stellenwert von sexueller Gesundheit in der Altenpflege und Pflegeausbildung. Hierzu wurde eine prospektive Fragebogenstudie in Göttingen und Umland (ca. 150 km) durchgeführt. Befragt wurden auszubildende und examinierte Altenpflegende (n= 599) im Zeitraum von Juni bis November 2017. Anhand von fünf Hauptforschungsfragen wurde der Stellenwert von sexueller Gesundheit und Alterssexualität in der Pflegeausbildung (1) und im Pflegealltag (2), der Wissensstand zum Thema Sexualität (3), die Wahrnehmung von Sexualität im eigenen Umfeld (4) sowie Sexualität im Elternhaus und Sexualaufklärung (5) untersucht. Insgesamt zeigte sich eine Diskrepanz zwischen der subjektiv empfundenen Wichtigkeit des Themas „Umgang mit Alterssexualität“ und der Umsetzung des Themas in der Ausbildung. So scheint sexuelle Gesundheit im Pflegealltag ein aktuelles und relevantes Thema zu sein, obwohl bislang in der Ausbildung und im Pflegealltag nur gering priorisiert: Befragte gaben an, dass wenig Privatsphäre und Rückzugsorte zur Verfügung standen, die ein ungestörtes Ausleben von Sexualität für Heimbewohnende ermöglicht hätten. So hatten fast die Hälfte der Befragten zum Erhebungszeitraum sexuelle Aktivität unter Heimbewohnenden erlebt. Sexuelle Hilfsmittel und Sexualassistenz wurden selten von Einrichtungen zur Verfügung gestellt. Ein Fortbildungswunsch bestand seitens der Teilnehmenden, eine Umsetzung fehlte allerding zum Großteil. Wissensfragen wurde häufig falsch oder mit „Weiß nicht“ beantwortet. Die Unsicherheit und Unwissenheit standen im Gegensatz zur subjektiv empfundenen Aufgeklärtheit. Mehrheitlich bestand eine überwiegend positive Einstellung zur eigenen Sexualität und auch zur Sexualität älterer Menschen. Generell zeigte sich zum Thema Offenheit in der Familie und zur Sexualität der eigenen Angehörigen eine eher restriktive Einstellung. Insbesondere die Sexualität der Eltern wurde zurückhaltend thematisiert. Hauptaufklärungsquelle war die Institution Schule, doch auch Freunde, die Mutter und das Internet spielten ebenfalls eine wichtige Rolle in der Sexualaufklärung. Zusammenfassend deuten die Ergebnisse der Studie daraufhin, dass eine verstärkte Thematisierung von sexueller Gesundheit und Alterssexualität im Rahmen der Altenpflegeaus- und Weiterbildung wichtig wäre, um Unsicherheiten zu überwinden und den allgemeinen Wissensstand zu verbessern. In Verbindung mit einer Umstrukturierung des Arbeitsumfeldes, könnte dies dann zu einer Verbesserung der Lebensqualität der Heimbewohnenden führen.
Schlagwörter: Sexuelle Gesundheit; Altenpflege; Alterssexualität; Altenpflegeausbildung; Fragebogenstudie