Auseinandersetzungen um Gewerbereformen und um die Einführung der Gewerbefreiheit im Königreich Hannover

Abstract

Thema dieser Dissertation ist die Entwicklung des Gewerberechts im Königreich Hannover sowie deren öffntliche Wahrnehmung. Der besagte Staat entstand 1813 und umfaßte das vormalige Kurfürstentum Hannover, die bisherigen Bistümer Hildesheim und Osnabrück sowie das Fürstentum Ostfriesland. Mit der Besetzung und Annexion durch Preußen verlor er 1866 seine Selbständigkeit. Anhand von Gesetzestexten, Gesetzentwürfen und anderen einschlägigen Quellen zeigt die Darstellung, wie von 1813 bis 1819 die alte, von den französischen Besatzern einige Jahre zuvor beseitigte, Zunftverfassung nahezu vollständig restauriert wurde; wie verschiedenen Regierungen diese in den folgenden Jahrzehnten an einigen Stellen liberalisierten und vereinheitlichten; schließlich, wie Preußen 1867 in der (nunmehrigen) Provinz Hannover die Gewerbefreiheit einführte. Andererseits geht es um die z.T. heftigen Auseinandersetzungen, welche es sowohl um die jeweils aktuelle Gewerbepolitik als auch um die Frage der Gewerbeverfassung im allgemeinen gab. Dies zeichnet die Darstellung anhand von Petitionen und Publizistk nach. Dabei werden Bezüge zu übergeordneten Themenkomplexen hergestellt, insbesondere zur 48er - Revolution, zum Verhältnis zwischen Stadt und Land sowie zur Industrialisierung und dem damit verbundenen Mentalitätswandel. Dies macht abschließend deutlich, daß das Problem der Gewerbeverfassung bis heute nicht abschließend gelöst ist und daß die jetzt darüber geführten Diskussionen denen des 19. Jahrhunderts zum Teil erstaunlich ähneln.