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Vergleich der physiologischen Stressreagibilität von Frauen mit komplexen Traumafolgestörungen und gesunden Frauen

dc.contributor.advisorHerrmann-Lingen, Christoph Prof. Dr.
dc.contributor.authorBornschein, Gesine
dc.date.accessioned2014-08-14T09:10:33Z
dc.date.available2014-09-08T22:50:07Z
dc.date.issued2014-08-14
dc.identifier.urihttp://hdl.handle.net/11858/00-1735-0000-0022-5F52-F
dc.identifier.urihttp://dx.doi.org/10.53846/goediss-4637
dc.description.abstractHintergrund: Vegetative Übererregbarkeit ist ein zentrales Symptom der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), welche durch eine präfrontale Disinhibition des limbischen Systems mit hieraus folgenden maladaptiven peripheren Stressreaktionen erklärt wird. Lange Zeit hat die Forschung den starken Einfluss des Parasympathikus auf die Stressregulation vernachlässigt und durch Erfassung zu weniger Parameter der Komplexität der autonomen Stressregulation nicht ausreichend Rechnung getragen. In dieser Studie sollen die Auswirkungen der sympathovagalen Dysbalance auf alltägliche Stressreaktionen und das Entspannungsvermögen von Frauen mit PTBS im Vergleich zu gesunden Frauen untersucht und Erkenntnisse über verschiedene autonome Regulationsmechanismen gewonnen werden. Hierbei sollen auch medikamentöse Einflüsse berücksichtigt und das subjektive Stressempfinden mit den physiologischen Messwerten korreliert werden. Methoden: 52 Patientinnen (P) und 39 gematchte, gesunde Frauen (K) wurden mit Hilfe eines hämodynamischen Monitorsystems während zweier 5-­minütiger Stresstests (Rechentest: RT, Babyschreien: BS) und in Ruhe untersucht. Mittels EKG-­, Impedanz-­ und Blutdruckmessungen wurden für jeden Herzschlag die folgenden Parameter erhoben: Herzrate (HR), Herzindex (CI), Präejektionszeit (PEP), peripherer Gefäßwiderstandsindex (TPRI), systolischer Blutdruck (sBP), hoch-­ und niederfrequente Herzratenvariabilität (HF-­ und LF-­HRV), Standardabweichung der regulären RR-­‐Intervalle (SDNN) und Barorezeptorsensitivät (BRS). Neben dem globalen Gruppenvergleich wurde auch ein Subgruppenvergleich durchgeführt, bei welchem die Reaktionen der Patientinnen ohne kardial wirksame Medikamente (P0, n=21) jeweils mit denen der Patientinnen mit kardial wirksamer Medikation (P1, n=27) und denen der Kontrollgruppe verglichen wurde. Zu Beginn der Untersuchung, nach jeder Stressphase und nach der abschließenden Entspannungsmusik wurde zudem das subjektive Stressempfinden auf einer SUD-­Skala von 0-­10 erfragt. Ergebnisse: Die HF-­HRV und die BRS von K fielen während des RT ab, während es zu einer Aktivierung der β-­adrenergen Parameter kam (CI↑, HR↑, PEP↓). Das BS verursachte bei K hingegen einen Anstieg von HF-­HRV und BRS, ohne dass hier starke sympathischen Reaktionen beobachtet werden konnten. P lag mit der HF-­HRV während aller Messphasen signifikant unter den Werten von K (p=0,0003). Signifikante Wechselwirkungen konnten für HR (p<0,0001), PEP (p=0,0032), BRS (p=0,0002) und CI (p=0,0106) nachgewiesen werden: während des RT stiegen die HR (p<0,0001) und der CI (p=0,041) von P signifikant schwächer an als bei K, während die PEP entsprechend weniger abfiel (p=0,006). Der Anstieg der BRS während des BS war bei P ebenfalls signifikant geringer ausgeprägt (p=0,009), zu vermehrten sympathischen Reaktionen kam es bei P dennoch ebenfalls nicht. Insgesamt zeigten sich auch keine signifikanten Unterschiede für den sBD. Dafür war das subjektive Stressempfinden von P über alle Messphasen und insbesondere während des BS signifikant höher (p=0,01). Eine geringe Korrelation war hier vor allem mit der HF-­HRV und der HR zu finden, für die meisten Parameter zeigte sich allerdings kein korrelativer Zusammenhang. Im Vergleich zwischen P0 und P1 fanden sich nur für CI, TPRI und SDNN signifikante Gruppenunterschiede (P1: CI↓, TPRI↑, SDNN↓) und für keinen der Parameter konnten im Subgruppenvergleich eine signifikante Wechselwirkung nachgewiesen werden. Insbesondere die HF-­HRV war auch bei P0 signifikant niedriger als bei K (p=0,0432). Das subjektive Stressempfinden beider Subgruppen unterschied sich nicht signifikant. Interpretation: Die gesunden Frauen reagierten während des Rechentests wie erwartet mit einer vagalen Disinhibition und der simultanen Aktivierung β-­adrenerger Aktivitätsparameter. Dies kann als eine aktive Stressbewältigung interpretiert werden. Während des Babyschreiens wurde jedoch offensichtlich eine andere autonome Reaktion ausgelöst, welche sich hauptsächlich in einer gesteigerten Vagusaktivität ausdrückte und kaum Veränderungen der sympathischen Parameter verursachte. Diese Studie zeigt somit als erste unterschiedliche vagale Reagibilitätsmuster auf externe Stimuli bei gesunden Frauen und verdeutlicht so den starken Einfluss der vagalen Modulation auf die verschiedenen Stressreaktionen. Bei den Patientinnen war hingegen bereits in Ruhe ein erniedrigter Vagotonus zu beobachten, welcher unter Stress eine reduzierte Reaktionsfähigkeit zeigte. Insbesondere während des Babyschreiens stiegen die vagalen Parameter bei ihnen nicht vergleichbar stark an. Darüber hinaus war bei den Patientinnen während des Rechnens eine geringere Aktivierung der β-­adrenergen Parameter und zu finden und auch während des Babyschreiens kam es trotz eines stärkeren subjektiven Stressempfindens nicht zu einer verstärkten sympathischen Reaktion. Diese Ergebnisse sprechen somit für eine vorwiegend vagale Dysfunktion bei PTBS im Sinne einer vagalen Hyporeagibilität bei insgesamt reduziertem Vagotonus. Auch wenn die Korrelation niedriger vagaler Werte mit einem erhöhten subjektiven Stressempfinden bei den Patientinnen nur schwach ist, ist sie mit den anderen Ergebnissen dieser Studie gut vereinbar. Stress scheint also möglicherweise auch durch den ausbleibenden Anstieg des Vagotonus zu entstehen und nicht nur durch eine Aktivierung des Sympathikus. Insgesamt muss jedoch eine Diskrepanz zwischen dem starken subjektiven Stresserleben und den nur gering reagierenden physiologischen Parametern hervorgehoben werden. Die kardialen Nebenwirkungen der Medikamente führten bei den Patientinnen lediglich zu einem Shift einiger Werte, nicht zu einem grundsätzlich veränderten Reaktionsmuster.de
dc.language.isodeude
dc.rights.urihttp://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/
dc.subject.ddc610de
dc.titleVergleich der physiologischen Stressreagibilität von Frauen mit komplexen Traumafolgestörungen und gesunden Frauende
dc.typedoctoralThesisde
dc.title.translatedComparison of the physiological stress reactivity in healthy women and women with posttraumatic stress disorderde
dc.contributor.refereeHerrmann-Lingen, Christoph Prof. Dr.
dc.date.examination2014-08-20
dc.description.abstractengBackground: Autonomic hyperarousal is a core symptom of posttraumatic stress disorder (PTSD), which is explained by prefrontal disinhibition with resulting exaggerated stress responses. However, research so far has paid little attention to vagal impact on stress regulation and thereby possibly missed the complexity of the problem. This study investigates the consequences of sympathovagal dysbalance on everyday stress reactions and the ability to relax in women with PTSD in comparison to healthy control subjects to gain further knowledge about the autonomic regulation of stress responses. This includes the consideration of cardioactive medications. Furthermore the individual stress level is explored and correlated with the objective results of the physiologic measurements. In addition, a new and easily feasible emotional stress test is tested. Methods: 91 women, 52 with PTSD and 39 age-matched controls, were studied during rest and two stress tests. Stressors were presented for 5 minutes each and included mental arithmetic (MA) and a standardized audio recording of a crying baby (CB). Relaxation music was offered during the final relaxation phase. The following parameters were continuously recorded by a validated non-­invasive monitor system and compared between groups: heart rate (HR), cardiac index (CI), pre ejection period (PEP), total peripheral vascular resistance index (TPRI), systolic blood pressure (sBP), low and high frequency heart rate variability (LF-­ and HF‐HRV), standard deviation of NN-­intervals (SDNN) and baroreceptor sensitivity (BRS). Based on known cardioactive side effects of their medications two subgroups of patients were created: patients with (n=27) and without cardioactive medications (n=21). Their autonomic and cardiovascular parameters were compared between both patient groups and to the control group. At the beginning of the examination, after each stress test and after the music self-­reported stress levels were recorded. Results: Healthy controls showed a decrease in HF­‐HRV and BRS with simultaneous β-­‐adrenergic activation during MA (CI↑, HR↑, PEP↓). CB on the other hand caused an increase in vagal tone (HF-­HRV↑, BRS↑) with only minor sympathetic reactions. The patients in general showed a significantly reduced HF-­HRV (p=0.0003) during the complete measurement. Significant interactions were found for HR (p<0.0001), PEP (p=0.0032), BRS (p=0.0002) and CI (p=0.0106): patients showed less increase of HR (p<0.0001) and CI (p=0.041) during MA and accordingly less decrease of PEP (p=0,006). During CB BRS increased less in patients (p=0,009) and still there where no stronger sympathetic reactions than in controls. No differences were found for sBP. Nevertheless patients felt more stressed throughout the experiment and especially during CB (p=0,01). Some correlations could be found here with HR and HF-­HRV, though for most of the parameters no correlative context was found. By comparing patients with and without cardioactive medications significant differences could only be found for CI, TPRI and SDNN (P1: CI↓, TPRI↑, SDNN↓) and no parameter showed significant interactions in subgroup comparisons. However, HF-HRV still was significantly reduced in patients without cardioactive medications compared to healthy controls (p=0,0432). The patients’ subgroups did not differ in regard to their stress levels. Conclusion: As expected, healthy women showed a decrease in vagal tone with simultaneous increase of sympathetic activity during MA. This can be interpreted as active stress management. During CB however, a different autonomic reaction with mainly increased vagal activity and only slight changes of sympathetic activity was provoked. Therefore this study is the first to show different patterns of vagal reactivity in response to different stress tests in healthy women and thus illustrates the strong influence of parasympathetic modulation on the type of psychophysiological arousal. However, vagal tone was significantly reduced in PTSD during rest and under stress. Furthermore sympathetic reactivity was reduced in PTSD during MA. During CB the vagal reaction in patients was less strong and in spite of the elevated stress level they did not show a stronger sympathetic activation than the control group. The results rather indicate that women with PTSD differ from healthy controls especially in their grade of vagal activity and do not necessarily show elevated sympathetic parameters. Vagal hyporeactivity could thus provide an explanation for insufficient arousal regulation capacities and therefore deserves further study. Although correlations of low vagal tone and elevated stress levels in patients were weak, they are consistent with the other results of this study. Stress might possibly be induced by an insufficient increase of vagal tone and not only by sympathetic activation. Beyond that, it is rather the discrepancy between the high subjective stress level and the reduced reactions of the patients’ physiological parameters which has to be emphasized. Cardioactive drugs did not change the general pattern of autonomic reactions.de
dc.contributor.coRefereeRodenbeck, Andrea Prof. Dr.
dc.subject.gerPosttraumatische Belastungsstörungde
dc.subject.gerAutonomes Nervensystemde
dc.subject.gerHerzratenvariabilitätde
dc.subject.gerBarorezeptorsensitivitätde
dc.subject.gerVagale Hyporeagibilitätde
dc.subject.gerBorderline Persönlichkeitsstörungde
dc.subject.gerStressde
dc.subject.engvagal hyporeactivityde
dc.subject.engautonomic nervous systemde
dc.subject.engheart rate variabilityde
dc.subject.engBaroreceptor Sensitivityde
dc.subject.engposttraumatic stress disorderde
dc.subject.engborderline personality disorderde
dc.subject.engstressde
dc.identifier.urnurn:nbn:de:gbv:7-11858/00-1735-0000-0022-5F52-F-8
dc.affiliation.instituteMedizinische Fakultätde
dc.subject.gokfullMedizin (PPN619874732)de
dc.description.embargoed2014-08-28
dc.identifier.ppn796514518


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