Einfluss von Lebensmittelfotos mit unterschiedlicher Makronährstoff-Zusammensetzung auf die Serum-Ghrelin-Konzentration
Influence of food images with different macronutrient compositions on serum ghrelin levels
Dissertation
Datum der mündl. Prüfung:2024-01-16
Erschienen:2024-01-05
Betreuer:PD Dr. Thomas Ellrott
Gutachter:PD Dr. Thomas Ellrott
Gutachter:Prof. Dr. Thomas Meyer
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Name:Rademacher_J_Dissertation.pdf
Size:1.93Mb
Format:PDF
Zusammenfassung
Englisch
Ghrelin is the only hormone with an orexigenic effect. Serum concentrations fluctuate periodically in anticipation of food intake: shortly before the upcoming meal they increase and are suppressed postprandially. The peptide hormone is mainly secreted in the stomach and interacts with cerebral processes of hunger regulation. It has been shown that the presentation of food photos causes an increase in serum levels. The visual system could thus be attributed a quantifiable role in the development of hunger via the endocrine system. So far, it has not been investigated whether the hormone is stimulated to a different extent by the visualization of different macronutrients. In this study, 14 normal-weight male subjects attended four different sessions in which they were shown a picture presentation 2 hours after breakfast. The four randomized picture sessions included dishes whose composition predominantly corresponded to protein/fat, short-chain carbohydrates, or complex carbohydrates, and there was also a picture collection with neutral, non-meal-related content. While pre/post ghrelin concentrations numerically increased in all sessions, significant increases were only observed following neutral and protein/fat pictures. The differences were not significant between food groups and compared to neutral images. Insulin levels decreased in all groups, but no significant differences were observed between sessions. The glucose concentrations were within the euglycemic range. The results did not confirm an induction of ghrelin secretion by the presentation of food photos. In addition, there was no difference between equicaloric sweet and savory carbohydrate-rich foods and fat- and protein-rich foods. Thus, it seems unlikely that sweet foods cause a stronger stimulation of ghrelin secretion via the visual axis than differently composed foods of equal caloric content. It is unclear whether the visual perception of food has a quantifiable influence on endocrine ghrelin secretion or whether the separation into different macronutrient distributions causes a distortion of the hormone response. The extent to which specific sensory satiety can influence the peripheral secretion of the peptide hormone also remains open. Further research will be necessary to elucidate these phenomena.
Keywords: ghrelin; hunger; macronutrients
Deutsch
Ghrelin weist als einziges Hormon eine orexigene Wirkung auf. Die Serum-Konzentrationen fluktuieren hierbei periodisch in Antizipation der Nahrungsaufnahme: Kurz vor der bevorstehenden Mahlzeit steigen sie an und werden postprandial supprimiert. Das Peptidhormon wird zum größten Teil im Magen sezerniert und interagiert mit zerebralen Prozessen der Hunger-Regulation. Es wurde gezeigt, dass die Präsentation von Lebensmittelfotos eine Erhöhung der Serum-Spiegel bewirkt. Dem visuellen System könnte so eine quantifizierbare Rolle in der Hungerentstehung über das endokrine System zugeschrieben werden. Bislang wurde nicht untersucht, ob das Hormon durch die Visualisierung unterschiedlicher Makronährstoffe in unterschiedlichem Maße stimuliert wird. In dieser Studie erschienen 14 normalgewichtige, männliche Probanden zu vier unterschiedlichen Sessions, in denen ihnen 2 Stunden nach einem Frühstück eine Bilderpräsentation demonstriert wurde. Die vier randomisierten Bildersessions umfassten Gerichte, deren Komposition prädominant Eiweiß/Fett, kurzkettigen Kohlenhydraten oder komplexen Kohlenhydraten entsprach, zudem gab es eine Bilderkollektion mit neutralen, nicht essensbezogenen Inhalten. Die Konzentrationen von Ghrelin, Insulin sowie Glukose wurden vor und nach der Präsentation verglichen. Hierbei stiegen die Ghrelin-Konzentrationen in allen Sessions an, den größten Zuwachs konnte bei den neutralen Bildern sowie Eiweiß/Fett-Fotos dokumentiert werden. Die post-visuelle Differenz in den Kohlenhydrat-Gruppen war nicht signifikant. Unterschiede des Anstiegs waren weder zwischen den Nahrungsmittelgruppen noch im Vergleich zu den neutralen Bildern signifikant. Insulinspiegel sanken in allen vier Gruppen signifikant ab, Unterschiede der Quotienten konnten im Vergleich der Sessions untereinander nicht festgestellt werde. Die Glukose-Konzentrationen lagen im euglykämischen Bereich und sanken im zeitlichen Verlauf leicht ab. Die Ergebnisse konnten eine Induktion der Ghrelin-Sekretion durch die Präsentation von Lebensmittelfotos nicht bestätigen. Zudem gab es keinen Unterschied zwischen äquikalorischen süßen und würzigen kohlenhydratreichen Lebensmitteln sowie fett- und proteinreichen Lebensmitteln. So erscheint es unwahrscheinlich, dass süße Speisen über die visuelle Achse eine stärkere Stimulation der Ghrelin-Sekretion bewirken als anders zusammengesetzte Lebensmittel gleichen Kaloriengehalts. Es ist unklar, ob die visuelle Perzeption von Nahrungsmitteln einen quantifizierbaren Einfluss auf die endokrine Ghrelin-Sekretion hat oder ob die Auftrennung in verschiedene Makronährstoff-Verteilungen eine Verzerrung der Hormonantwort bewirkt. Auch bleibt offen, inwiefern die spezifisch-sensorische Sättigung Einfluss auf die periphere Ausschüttung des Peptidhormons nehmen kann. Um diese Phänomene zu erschließen, werden weitere Forschungsarbeiten notwendig sein.
Schlagwörter: Ghrelin; Hunger; Makronährstoffe