Vergleich von stillgelegten und bewirtschafteten Wäldern anhand von zwei Fallbeispielen in Brandenburg
Comparison of set-aside and managed forests using two case studies in Brandenburg
von Maike Schluhe
Datum der mündl. Prüfung:2024-02-16
Erschienen:2024-04-02
Betreuer:Prof. Dr. Bernhard Möhring
Gutachter:Prof. Dr. Bernhard Möhring
Gutachter:Prof. Dr. Carola Paul
Gutachter:Prof. Dr. Christian Ammer
Dateien
Name:Schluhe_2024.pdf
Size:8.58Mb
Format:PDF
Zusammenfassung
Englisch
Forests can provide a wide range of ecosystem services. However, not all ecosystem services can be maximized at the same time, which can lead to conflicting objectives. For example, objectives range from maximizing the return from raw wood production or increasing biodiversity to preserving the forest carbon pool or even maximizing climate change mitigation. Depending on the treatment of the forests, different ecosystem services are provided. According to the objectives pursued, the demands range from near-natural management to forest decommissioning. Data on two case studies are available through the third-party funded research project "Transparent Forest". One is a regularly managed forest area of the Brandenburg State Forestry Office (Landesbetrieb Forst Brandenburg) and the other is a predominantly set-aside area of the NABU-Foundation National Natural Heritage. Both case studies are located in the north of Brandenburg and show a high proportion of homogeneous pine stands with an inhomogeneous age class structure. The two case studies represent typical structures of Brandenburg. The aim of this work is to analyze the effects of different management concepts on different ecosystem services on the basis of two case studies. In the context of this, first, the endowment of the case studies at the beginning of the observation period is determined and the causes are examined. Subsequently, the effects of the implemented management approaches during the observation period in the case studies on selected ecosystem services are analyzed as well as the effects of different silvicultural concepts in a medium-term period. The data basis of the work is a natural controlling. Within the framework of an intervention inventory, a sample inventory was carried out over an observation period of 5 years in two project areas before and after each measure. Thus, on the one hand the status quo and on the other hand the short-term effects of individual measures on the ecosystem services raw wood supply and climate protection performance as well as further indicators for the estimation of biodiversity (species diversity) could be collected and compared. Subsequently, the data of the natural controlling were updated for different management scenarios for a period of 35 years with the forest growth simulator "Waldplaner". With the generated data set, the question of the medium-term effects of different management scenarios on ecosystem services could be investigated in an analogous way. For the case studies, the results show that sustainable management provides an appreciable volume of raw wood for societal use compared to set-aside. This leads to economic success contributions and lower associated natural mortality as well as a lower deadwood stock. In addition, managed areas have higher tree species diversity in regeneration. This is due to active establishment measures. In the case studies, it is possible to finance active forest conversion through the harvest cost-free timber revenues and to develop forests from pure pine stands to mixed stands in a more timely manner. Conversely, decommissioning leads to higher natural mortality and, consequently, higher stand and deadwood stocks. At the same time, tree species diversity is lower, and browsing (especially in hardwoods) is higher. It can be assumed that pine will retain a larger share in the following generation. The climate protection performance in the managed forest is higher than in the set-aside forest. In set-aside, the climate change mitigation performance results exclusively from the net increase in forest and deadwood storage. These two stores are higher in set-aside compared to managed. However, taking into account the net change in wood product storage and substitution effects, the overall climate change mitigation performance of managed forests is greater. The objectives of the enterprise are decisive for operational planning. However, not all objectives can be fulfilled to the same relative degree. There is no single optimal management strategy.
Keywords: Ecosystem services; Set-aside; Forst management; Natural controlling; Waldplaner; Intervention inventory; Climate change mitigation; Raw wood production; Simulation
Deutsch
Wälder stellen eine Vielzahl an Ökosystemleistungen bereit. Allerdings können nicht alle Ökosystemleistungen gleichzeitig maximiert werden, wodurch es zu Zielkonflikten kommen kann. Die Ziele reichen bspw. von der Maximierung des Erfolges aus der Rohholzproduktion oder der Erhöhung der Biodiversität bis zum Erhalt des Kohlenstoffspeichers Wald oder auch der Maximierung der Klimaschutzleistung. Je nach Behandlung der Wälder werden verschiedene Ökosystemleistungen bereitgestellt. Entsprechend der Ziele reichen Forderungen von der Bewirtschaftung bis zur Stilllegung von Wäldern. Über das drittmittelfinanzierte Forschungsprojekt „Gläserner Forst“ stehen Daten zu zwei Fallbeispielen zur Verfügung. Zum einen handelt es sich um eine bewirtschaftete Revierförsterei des Landesbetriebes Forst Brandenburg und zum anderen um überwiegend stillgelegte Flächen der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe. Beide Fallbeispiele sind im Norden Brandenburgs verortet und weisen einen hohen Anteil von homogenen Kiefernreinbeständen mit einer inhomogenen Altersklassenstruktur auf. Ziel der Arbeit ist es, die Auswirkungen unterschiedlicher Bewirtschaftungskonzepte auf verschiedene Ökosystemleistungen anhand der zwei Fallbeispiele zu analysieren. Im Rahmen dessen wird zunächst die Ausstattung der Fallbeispiele zu Beginn des Beobachtungszeitraumes ermittelt und die Ursachen untersucht. Im Anschluss werden die Auswirkungen der durchgeführten Bewirtschaftungsansätze im Beobachtungszeitraum in den Fallbeispielen auf ausgewählte Ökosystemleistungen analysiert sowie ebenfalls die Auswirkungen verschiedener waldbaulicher Konzepte in einem mittelfristigen Zeitraum. Die Datengrundlage der Arbeit bildet ein naturales Controlling. Im Rahmen einer Eingriffsinventur wurde in zwei Projektgebieten über einen Beobachtungszeitraum von 5 Jahren jeweils vor und nach einer Maßnahme eine Stichprobeninventur durchgeführt. Dadurch konnten zum einen der Status quo sowie zum anderen die kurzfristigen Auswirkungen von einzelnen Maßnahmen auf die Ökosystemleistungen Rohholzbereitstellung und Klimaschutzleistung sowie weitere Indikatoren zur Abschätzung der Biodiversität (Artenvielfalt) erhoben und verglichen werden. Im Anschluss wurden die Daten des naturalen Controllings für unterschiedliche Bewirtschaftungsszenarien für 35 Jahren mit dem Waldwachstumssimulator „Waldplaner“ fortgeschrieben. Mit diesem Datensatz konnten die mittelfristigen Auswirkungen verschiedener Bewirtschaftungsszenarien auf Ökosystemleistungen analysiert werden. Die Ergebnisse der Fallbeispiele zeigen bei nachhaltiger Bewirtschaftung im Vergleich zur Stilllegung die Bereitstellung eines nennenswerten Volumens an Rohholz für die gesellschaftliche Nutzung. Dies führt zu ökonomischen Erfolgsbeiträgen, geringerer natürlicher Mortalität sowie einem geringeren Totholzvorrat. Zudem weisen die bewirtschafteten Flächen eine höhere Baumartendiversität in der Verjüngung auf. Dies ist auf aktive Begründungsmaßnahmen zurückzuführen. Durch die erntekostenfreien Holzerlöse in den bewirtschafteten Fallbeispielen ist es möglich, aktiven Waldumbau zu finanzieren und Wälder zeitnaher von Kiefernreinbeständen zu Mischbeständen zu entwickeln. Dagegen führt die Stilllegung zu einer höheren natürlichen Mortalität und damit verbunden im Beobachtungszeitraum zu höheren Bestandes- und Totholzvorräten. Gleichzeitig ist die Baumartendiversität geringer und der Verbiss höher. Es ist anzunehmen, dass die Kiefer einen größeren Anteil in der nachfolgenden Generation behalten wird. Die Klimaschutzleistung im bewirtschafteten Wald ist höher als im stillgelegten Wald. Bei Stilllegung resultiert die Klimaschutzleistung ausschließlich aus der Nettoerhöhung des Wald- und Totholzspeichers. Diese beiden Speicher sind bei Stilllegung im Vergleich zur Bewirtschaftung höher. Unter Berücksichtigung der Nettoänderung des Holzproduktespeichers und der Substitutionseffekte ist jedoch die Klimaschutzleistung der bewirtschafteten Wälder größer. Entscheidend für die betriebliche Planung sind die Zielsetzungen des Betriebes. Auch diese Arbeit bestätigt, dass es nicht möglich ist, alle Zielsetzungen gleichermaßen maximal zu erfüllen. Es gibt Tradeoffs und Synergieeffekte.
Schlagwörter: Ökosystemleistungen; Stilllegung; Bewirtschaftung; Klimaschutzleistung; Rohholzproduktion; Naturales Controlling; Waldplaner; Eingriffsinventur; Simulation