Vergleich der Zugfestigkeit und der Versagensmechanismen der Einreihennahtankerversorgung („single-row-Technik“) und der Zweireihennahtankerversorung („double-row-Technik“) bei Rotatorenmanschettenrupturen am Schafmodell
Initial load-to-failure and failure analysis in single- and double-row repair techniques for rotator cuff repair.
von Fabian Gilbert
Datum der mündl. Prüfung:2013-01-29
Erschienen:2013-03-01
Betreuer:PD Dr. Mike Herbert Baums
Gutachter:PD Dr. Mike Herbert Baums
Gutachter:PD Dr. Clemens Dumont
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Zusammenfassung
Englisch
AIM: This experimental study aimed to compare the load-to-failure rate and stiffness of single- versus double-row suture techniques for repairing rotator cuff lesions using two different suture materials. Additionally, the mode of failure of each repair was evaluated. METHOD: In 32 sheep shoulders, a standardized tear of the infraspinatus tendon was created. Then, n = 8 specimen were randomized to four repair methods: (1) Double-row Anchor Ethibond coupled with polyester sutures, USP No. 2; (2) Double-Row Anchor HiFi with polyblend polyethylene sutures, USP No. 2; (3) Single-Row Anchor Ethibond coupled with braided polyester sutures, USP No. 2; and (4) Single-Row Anchor HiFi with braided polyblend polyethylene sutures, USP No. 2. Arthroscopic Mason-Allen stitches were placed (single-row) and combined with medial horizontal mattress stitches (double-row). All specimens were loaded to failure at a constant displacement rate on a material testing machine. RESULTS: Group 4 showed lowest load-to-failure result with 155.7 +/- 31.1 N compared to group 1 (293.4 +/- 16.1 N) and group 2 (397.7 +/- 7.4 N) (P < 0.001). Stiffness was highest in group 2 (162 +/- 7.3 N/mm) and lowest in group 4 (84.4 +/- 19.9 mm) (P < 0.001). In group 4, the main cause of failure was due to the suture cutting through the tendon (n = 6), a failure case observed in only n = 1 specimen in group 2 (P < 0.001). CONCLUSIONS: A double-row technique combined with arthroscopic Mason-Allen/horizontal mattress stitches provides high initial failure strength and may minimize the risk of the polyethylene sutures cutting through the tendon in rotator cuff repair when a single load force is used.
Keywords: orthopedic surgery; rotator cuff; shoulder; arthroscopy
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Rotatorenmanschettenrupturen (RM-Rupturen) haben eine hohe Prävalenz in der
Bevölkerung und kommen mit zunehmendem Alter gehäuft vor (Ozaki et al. 1988,
Milgrom et al.1995).
Die operative Rekonstruktion der RM gilt als Goldstandard der Behandlung. Unbehandelt
neigen RM-Rupturen zu Progression und zu fettiger Infiltration des Muskelbauchs
und zu Abnahme der Sehnenqualität (Goutallier et al. 1994). Im weiteren
Verlauf droht eine Defektarthropathie mit schmerzhafter Bewegungsseinschränkung
und hochgradigem Funktionsverlust der Extremität.
Eine zeitgerechte Rekonstruktion der RM kann diesen Verlauf günstig beeinflussen
und die Funktion des Schultergelenkes signifikant verbessern (Deutsch et al. 1997,
Gladstone et al. 2007).
Mit zunehmendem Funktionsanspruch, auch noch im fortgeschrittenen Alter, gewinnt
die Rekonstruktion der RM zunehmend an Bedeutung (Worland et al. 1999).
Die Rerupturrate der operativen Rekonstruktion ist hoch und wird je nach Autor mit
bis zu 94% angegeben (Boileau et al. 2005, Galatz et al. 2004).
Uneinigkeit herrscht in der Literatur über die Art der Primärrefixation der Sehne im
Knochen (Bishop et al. 2006, Boileau et al. 2005, Galatz et al. 2004).
Mehrere Autoren berichten, dass die Nahtankerreparatur der transossären Refixation
gleichwertig bzw. überlegen ist (Reed et al., 1996, Klinger et al. 2007).
Des Weiteren wird die Anzahl und das Platzierungsmuster der Nahtanker, im Hinblick
auf die Primärstabilität, kontrovers diskutiert (Apreleva et al. 2002, Craft et al.
1996, Rossouw et al. 1997).
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Ziel des Schulterchirurgen sollte es sein, eine möglichst hohe Primärfestigkeit der
Rekonstruktion zu erreichen, des Weiteren sollte die Refixationsmethode die spannungsfreie
Einheilung der Sehne ermöglichen, den Patienten möglichst schnell einer
aktiven Rehabilitation zuführen und die Rerupturrate möglichst gering halten (Kim
et al. 2005).
Ziel der Arbeit war es zu zeigen, ob eine weitere Reihe Nahtanker eine höhere Primärstabilität
in Abhängigkeit des verwendeten Nahtmaterials bietet.
Hierzu wurden 32 frische Schafsschultern in 4 Gruppen zu je 8 Präparaten aufgeteilt.
Eine vollständige RM-Ruptur wurde simuliert und anschließend wurden die Rupturen
entweder mit einer Einreihen-Nahtankerversorgung (single-row-Technik) oder
mit einer Zweireihen-Nahtankerversorgung (double-row-Technik) refixiert. Dabei
kamen 2 verschiedene Nahtmaterialien zum Einsatz (nicht resorbierbares Polyesterfadenmaterial
(Ethibond®) und nicht resorbierbares Polyethylenfadenmaterial
(HiFi®) der Stärke 2.0).
Die Präparate wurden in einer Zugmaschine auf ihre Zugfestigkeit getestet. Die
double-row-Technik in Kombination mit nicht-resorbierbarem Polyethylenfadenmaterial
(HiFi®, Gruppe IV) erzielte hierbei eine signifikant höhere Ausreißfestigkeit als
die anderen Versorgungen.
Mehrere Fixationspunkte der Verbindung Knochen-Faden/Naht-Sehne bei der double-
row-Technik erreichen so durch eine gleichmäßige Lastverteilung eine höhere
Zugfestigkeit
Inwieweit diese erhöhte Primärfestigkeit eine Verbesserung des klinischen Ergebnisses
und eine Reduktion der Rerupturrate erbringen kann, muss durch zukünftige
klinisch-prospektive Studien validiert werden. Der Einsatz dieser kostenintensiven
und operativ anspruchsvollen Methode ist unseres Erachtens nur dann gerechtfertigt,
wenn die Anzahl an Revisionseingriffen hierdurch signifikant gesenkt werden
kann.