Rechtstransfer durch Praktikerliteratur am Beispiel des polnischen Juristen Bartholomäus Groicki (um 1534 ― 1605)
Legal transfer through practical literature on the example of a Polish jurist Bartholomus Groicki (1534-1605)
von Maria Filipiak geb. Czarnecka
Datum der mündl. Prüfung:2022-04-01
Erschienen:2024-03-21
Betreuer:Prof. Dr. Eva Schumann
Gutachter:Prof. Dr. Eva Schumann
Gutachter:Prof. Dr. Heiner Lück
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Format:PDF
Zusammenfassung
Englisch
The dissertation presents the life and work of a Polish jurist fron Cracow, Bartholomus Groicki. Groicki was a learned jurist, who dedicated his professional life to the jurisdiction of Cracow, and an author of several practical books to saxo-magdeburg law in Poland. He was not the only author of such works in his period of time, but he deserves to be called one of the most prominent. What distinguishes him is that he wrote his books entirely in Polish instead of Latin. Not only are his books very clear to understand, but also very practice-oriented. They are moreover so rooted in Polish legal practice, that they led to a strong identification of Polish people with the saxo-magdebhurg law, later to be called Ius Municipale Polonicum. Through his work, Groicki presented himself not only as a fighter for using law in an understandable way, but also as a pioneer of its enlightened and humane use. His use of Western European, Roman-based sources of law shows his major concern about torture being severely overused, which makes him one of the first jurists in this part of Europe to protest against it.
Keywords: Polish law; Reception; Roman law; torture; civil law; criminal law; inheritance law; civil process
Deutsch
In der vorliegenden Arbeit wird das Leben und Werk des polnischen Juristen Bartholomäus Groicki dargestellt. Groicki, ein gelehrter Jurist, der sein gesamtes berufliches Leben der Krakauer Stadtjustiz gewidmet hat, war Autor von mehreren Praktikerhandbüchern zum sächsisch-magdeburgischen Recht in Polen. Obwohl er nicht der Einzige war, der solche Bücher geschrieben hat, ist seine besonders prominente Stellung in der deutsch-polnischen Rechtsgeschichte nicht zu unterschätzen. Während nämlich die Werke seiner Vorgänger in lateinischer Sprache verfasst wurden, war Groicki der Erste, der das sächsisch-magdeburgische Recht ausschließlich in polnischer Sprache dargestellt hat. Die klaren und leicht verständlichen Erläuterungen Groickis zum geltenden Recht haben zu einer starken Identifizierung der polnischen Bevölkerung mit dem sächsisch-magdeburgischen Recht geführt, welches zunächst als Ius Municipale Polonicum betrachtet wurde. Neben seinen Bemühungen um die Verständlichkeit und richtige Anwendung der Rechtsvorschriften, lässt sich Groicki auch als Kämpfer für eine bewusstere Lektüre der Rechtsquellen sowie für eine stärkere Durchsetzung der Humanität im Strafverfahren ansehen. Seine Adaptierung von stark romanisierten westeuropäischen Rechtsdenkmälern lieferte neue Ansätze zur Auslegung des Rechts und trug in Polen zum hohen Ansehen der gelehrten Juristen als Rechtsexperten bei. Zudem war Groicki einer der Ersten in Europa, die sich ausdrücklich gegen den Missbrauch der Folter ausgesprochen haben.
Schlagwörter: polnisches Recht; Rezeption; römisches Recht; Folter; Zivilrecht; Strafrecht; Erbrecht; Zivilprozess