Kognitive Verarbeitungsprozesse beim kausalen Urteilen und Entscheiden
Cognitive Processes in Causal Judgment and Decision Making
by Stefan Mangold
Date of Examination:2012-07-23
Date of issue:2012-11-12
Advisor:PD Dr. York Hagmayer
Referee:PD Dr. York Hagmayer
Referee:Prof. Dr. Hannes Rakoczy
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Abstract
English
The present work deals with cognitive processes that take place when people use their causal knowledge in judgment and decision making tasks. For this purpose it first will be argued that based on the special characteristics of causal relations, it is reasonable to assume causal thinking to be a distinct form of human thinking. Subsequently, several dual-process theories will be evaluated with respect to their ability to consider different aspects of causal thinking. Some of these theories assume that slow, conscious, and controlled type 2-processes are necessary in causal judgment and decision making. On the other hand, some dual-process approaches assume fast, unconscious, and automatic type 1-processes to be sufficient for processing causal information. Next, several theories on causal thinking are presented and integrated into the dual-process debate. In this way, four groups of theories are identified: Some theories are consistent with judgments on the basis of type 1-processes while for others the presence of type 2-processes is necessary. Furthermore, there are theories that consider both types of processes and theories that are agnostic with respect to cognitive processes in causal thinking. The evaluation indicates a relationship between the tasks examined in the different causal theories and the classification of the processes assumed. On the basis of the theoretical analysis two hypotheses are derived and tested within an experimental paradigm developed for this purpose. Hypothesis 1 states that causal categorization judgments can be made on the basis of type 1-processes. Hypothesis 2, however, states that type 2-processes are necessary for judgments about causal interventions. The hypotheses are empirically tested in 5 experiments. The results partly confirm hypothesis 1 while hypothesis 2 cannot be judged as confirmed. Nevertheless, the experiments show that the type of task does have an influence on cognitive processing. However, there are also hints for other influences on cognitive processes, but the experimental paradigm used in the experiments was not suitable to control them in an adequate way. In sum, the experiments show that different cognitive processes are at work when people deal with causal information and that causal judgments can be made on the basis of type 1-processing.
Keywords: Causal Judgment and Decision Making; Dual-Process Theories; Causal Thinking; Causal Categorization; Causal Intervention
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Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich
mit der Frage, welche kognitiven Verarbeitungsprozesse ablaufen,
wenn Menschen kausales Wissen nutzen, um zu Urteilen und
Entscheidungen zu gelangen. Zu diesem Zweck wird zunächst auf
Grundlage besonderer Charakteristika kausaler Beziehungen gezeigt,
dass es gerechtfertigt ist, kausales Denken als eigenständige
Denkform zu verstehen. Im Anschluss werden einige
Zwei-Prozess-Theorien im Hinblick auf die Berücksichtigung von
Aspekten kausalen Denkens untersucht. Darunter befinden sich
Theorien, die davon ausgehen, dass langsame, bewusste und
kontrollierte Typ 2-Prozesse beim kausalen Urteilen und Entscheiden
nötig sind. Auf der anderen Seite stehen Ansätze, die davon
ausgehen, dass kausale Informationen auch mittels schneller,
unbewusster und automatisch ablaufender Typ 1-Prozesse verarbeitet
werden können. Daneben werden Ansätze aus dem Bereich des kausalen
Denkens vorgestellt und in die Zwei-Prozess-Debatte eingeordnet.
Hierbei ergeben sich vier Gruppen von Theorien: Einige Ansätze sind
mit Urteilen auf Basis von Typ 1-Prozessen vereinbar, andere
erachten Typ 2-Prozesse als notwendig. Darüber hinaus gibt es
Theorien, die beide Arten von Prozessen berücksichtigen, sowie
agnostische Ansätze, die keine Aussage zu Verarbeitungsprozessen
machen. Bei der Betrachtung ergeben sich Hinweise auf einen
Zusammenhang zwischen den von den Theorien untersuchten kausalen
Aufgaben und der Einordnung der angenommenen Prozesse. Auf
Grundlage der theoretischen Analyse werden zwei Hypothesen
abgeleitet und ein experimentelles Paradigma entwickelt, um diese
zu untersuchen. Hypothese 1 besagt, dass kausale
Kategorisierungsurteile auf Grundlage von Typ 1-Prozessen getroffen
werden. Nach Hypothese 2 sind für kausale Interventionsurteile
hingegen Typ 2-Prozesse nötig. Diese Hypothesen werden in 5
Experimenten empirisch überprüft. Die Resultate zeigen, dass
Hypothese 1 als mit Einschränkungen bestätigt angesehen werden
kann, während Hypothese 2 als nicht bestätigt betrachtet werden
muss. Es konnte gezeigt werden, dass die Art der zu bearbeitenden
Aufgabe einen Einfluss auf die Verarbeitung ausübt. Daneben
scheinen aber noch andere Bedingungen zu existieren, die zwar
ebenfalls einen Einfluss auf die Verarbeitung ausüben, mit der
gewählten Methodik jedoch nicht hinreichend kontrolliert werden
konnten. Insgesamt konnte mit den Experimenten jedoch gezeigt
werden, dass unterschiedliche kognitive Prozesse bei der
Verarbeitung kausaler Informationen ablaufen und dass Urteile auf
der Basis von Typ 1-Verarbeitungsprozessen möglich sind.
Schlagwörter: kausales Urteilen und Entscheiden; Zwei-Prozess-Theorien; kausales Denken; kausale Kategorisierung; kausale Intervention