dc.description.abstract | Es wurde wiederholt gezeigt, dass enge, affiliative soziale Beziehungen (im Folgenden
“soziale Beziehungen”) äußerst wichtig für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen
sind. Eine steigende Zahl von Befunden deutet darauf hin, dass nicht-menschliche Arten
Sozialbeziehungen führen, die wichtige Eigenschaften menschlicher sozialer Beziehungen teilen,
insbesondere Differenzierung in Stärke, Stabilität und Gleichwertigkeit, und dass diese
Beziehungen eine wichtige Rolle für die Fitness und das Wohlbefinden dieser Arten spielen.
Allerdings wurden diese Arbeiten von einigen stark kritisiert und es wird argumentiert, die
scheinbaren Gemeinsamkeiten zwischen menschlichen und nicht-menschlichen sozialen
Beziehungen könnten Begleiterscheinungen anderer, einfacherer Prozesse sein. Zudem wurden
nicht alle Aspekte der vorgeschlagenen, gemeinsamen Eigenschaften vollständig mit den
menschlichen Entsprechungen verglichen. Untersuchungen nicht-menschlicher sozialer
Beziehungen werden außerdem grundsätzlich durch einen Mangel an Übereinstimmung darüber,
wie nicht-menschliche soziale Beziehungen am besten quantitativ zu bewerten sind, erschwert.
Das allgemeine Ziel dieser Doktorarbeit war, die Eigenschaften sozialer Beziehungen zwischen
frei lebenden weiblichen Assam-Makaken zu ermitteln und sorgfältig zu prüfen, inwiefern diese
den Eigenschaften enger sozialer Beziehungen zwischen Menschen und anderen nichtmenschlichen
Arten gleichen. Ich habe mich im Speziellen mit den Kritiken und den
Wissenslücken hinsichtlich nicht-menschlicher sozialer Beziehungen befasst. Des Weiteren habe
ich die neuen Möglichkeiten, die die soziale Netzwerkanalyse bietet, um soziales Verhalten zu
messen, beurteilt und genutzt, sowie geprüft, ob diese Messmethoden unsere Bewertung nichtmenschlicher
Beziehungen verbessern können.
Die Daten dieser Arbeit stammen von einer einzelnen Gruppe Assam-Makaken, die in
ihrem natürlichen Lebensraum im Phu Khieo Wildlife Sanctuary (16°5′–35′N, 101°20′–55′O) in der
Provinz Chaiyaphum im Nordosten Thailands leben. Das Schutzgebiet umfasst 1573km² und ist
Teil des ca. 6500 km² umfassenden, zusammenhängenden Western Forest Complex. Die Daten
wurden in zwei einjährigen Beobachtungszeiträumen erhoben (Zeitraum 1: Oktober 2007 –
September 2008; Zeitraum 2: Mai 2010 – April 2011). Während dieser Zeit bestand die Gruppe
aus insgesamt 49-53 Individuen, davon 12 adulten Weibchen im ersten und 15 adulten Weibchen
im zweiten Beobachtungszeitraum. Alle adulten Weibchen wurden regelmäßig mittels der
Fokustiermethode beobachtet, währenddessen alle sozialen Interaktionen kontinuierlich und
allgemeine Aktivitäten nach einer zeitabhängigen Regel aufgezeichnet wurden. Insgesamt
wurden über 2100 Stunden an Verhaltensbeobachtungen gesammelt. Die Analyse dieser Daten zeigte, dass die sozialen Beziehungen weiblicher Assam-
Makaken wesentliche Charakteristika enger sozialer Beziehungen von Menschen teilen. Wie
beim Menschen unterschieden sich die Sozialbeziehungen weiblicher Assammakaken deutlich in
ihrer Stärke, wobei Weibchen dazu neigen nur wenige überdurchschnittlich enge soziale
Beziehungen zu bilden. Außerdem blieben soziale Beziehungen über ein ganzes Jahr stabil, trotz
signifikanter Veränderungen in der Zeit, die Weibchen für andere Verhaltensweisen, wie z.B.
Fressen und Ruhen, aufwandten, wie sie mit Veränderungen im weiblichen Reproduktionszyklus
einhergehen. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass die sozialen Beziehungen über mehrere
Jahre stabil bestehen bleiben. Ich konnte nachweisen, dass Weibchen Leistungen balanciert
austauschen, allerdings wurden die Art und der Zeitrahmen, über den Leistungen ausgetauscht
wurden, im Gegensatz zu sozialen Beziehungen beim Menschen nicht durch die Stärke sozialer
Beziehungen beeinflusst. Der Einsatz der sozialen Netzwerkanalyse in meiner Arbeit zeigte, dass
diese nicht nur nützliche Messwerte liefert, um die Struktur der sozialen Beziehungen weiblicher
Assam-Makaken zu quantifizieren, sondern auch andere, potentiell nützliche Messwerte für
zukünftige Studien nicht-menschlicher sozialer Beziehungen.
Diese Ergebnisse liefern einen wertvollen Beitrag für unser Verständnis sowohl nichtmenschlicher
als auch menschlicher Sozialbeziehungen. Sie geben uns einen tieferen Einblick in
das Sozialleben von Assam-Makaken im Allgemeinen, in dem gezeigt wird, dass feste soziale
Beziehungen eine wichtige Größe des weiblichen Soziallebens dieser Art sind, während die
Rangordnung eine untergeordnete Rolle im weiblichen Verhalten spielt. Sie unterstützen den
“Ansatz der wertvollen Beziehungen”, der genutzt wird, um nicht-menschliche soziale
Beziehungen zu verstehen, und nicht den Ansatz der, von einigen vorgeschlagenen, biologischen
Markttheorie. Schließlich haben diese Ergebnisse Auswirkungen auf unser Verständnis des
evolutionären Ursprungs menschlicher sozialer Beziehungen, insbesondere für ihren
ursprünglichen funktionalen Nutzen, da sie Hinweise darauf geben, dass soziale Beziehungen
nicht-menschlicher Arten wichtige Eigenschaften mit engen zwischenmenschlichen Beziehungen
gemeinsam haben. In Zukunft können wir unser Verständnis nicht-menschlicher
Sozialbeziehungen vertiefen, indem weiter untersucht wird, in welchen Eigenschaften sich diese
sozialen Beziehungen ähneln. Zeitgleich sollten wir versuchen, Eigenschaften, die insbesondere
für nicht-menschliche Arten von größerer Bedeutung sein könnten, zu ermitteln und zu
untersuchen. Schließlich sollten wir beginnen, unsere Aufmerksamkeit auf die vielen schwachen
und dynamischen sozialen Beziehungen zurichten, die in Gruppen nicht-menschlicher Arten
existieren, und ihren potentiellen Nutzen zu erforschen. | de |
dc.description.abstracteng | It has been repeatedly shown that strong, affiliative social relationships (hereafter “social relationships”) are extremely important for human health and well-being. Increasingly there is evidence that non-human species also form social relationships that share important characteristics of human social relationships: specifically differentiation in strength, stability and equality, and that these relationships play an important role in non-human fitness and well being.
However, there have been strong criticisms of this work by some, who claim the apparent similarities between human and non-human social relationships may be by-products of very different, simpler processes. In addition, not all aspects of the proposed, shared characteristics have been thoroughly compared with their human equivalent. Investigations of non-human social relationships are also generally hindered by a lack of consensus on how best to quantitatively assess non-human social relationships. The overall aim of this thesis was to establish the characteristics of social relationships among wild, female Assamese macaques and consider how closely they resemble the characteristics of strong social relationships among humans and other non-human species. Specifically I addressed the criticisms and gaps in our understanding of the characteristics of non-human social relationships. In addition, I evaluated and made use of new quantitative measures of social behaviour, provided by Social Network Analysis (SNA) and considered whether these measures are helpful in improving our assessment of non-human social relationships. Data for this thesis were collected from a single group of wild Assamese macaques living
within Phu Khieo Wildlife Sanctuary (16°5′–35′N, 101°20′–55′E), located in Chaiyaphum province,
north-eastern Thailand. The sanctuary covers 1573km2 and is part of the regions contiguous ca.
6500 km2 Western Isaan Forest Complex. Data were collected over two one-year sampling
periods (period 1: Oct. 2007 – Sep. 2008, period 2: May 2010 – Apr. 2011). During this time the
group consisted of 49-53 individuals in total, 12 adult females in sampling period 1 and 15 adult
females in sampling period 2. All adult females in the group were subject to regular focal
observations, during which all social interactions were recorded using continuous sampling and
general activity was recorded using instantaneous sampling. In total over 2100 hours of
behavioural observations were collected.
Analysis of this data revealed that female Assamese macaque social relationships do
share some important characteristics of strong human social relationships. The social
relationships were found to be strongly differentiated in strength, with females tending to only
form a few stronger than average social relationships. Social relationships were also found toremain stable throughout the year, despite significant changes in the time females allocated to
other behaviours, such as feeding and resting, associated with changes in the female breeding
cycle. In addition, analysis also provided some initial evidence that these social relationships
remain stable for several years. Females were also found to exchange services in an equitable
manner, however unlike human social relationships, social relationships strength did not
influence the content or time frame over which services were exchanged. SNA was found to
provide useful measures for quantifying the structure of female Assamese macaques social
relationships and to provide other potentially useful measures for future studies of non-human
social relationships.
These results provide a valuable contribution to our understanding of both non-human
and human social relationships. They provide us with a fuller picture of the social lives of
Assamese macaques in general, showing that strong, social relationships are an important
feature of female social lives in this species, while dominance rank plays a relatively limited role
in female behaviour. They also provide further support for the “valuable” relationship approach
to understanding non-human social relationships, as opposed to the biological market approach
suggested by some. Lastly, by providing further evidence that social relationships among nonhuman
species share important characteristics with strong human social relationships these
results also have implications for our understanding of the evolutionary origins of human social
relationships, particularly the original functional benefits these relationships evolved to provide.
In the future, we can further deepen our understanding of non-human social relationships by
continuing to investigate which characteristics these relationships share with strong human social
relationships. At the same time, we should also attempt to identify and investigate characteristics
of social relationships which may be more meaningful specifically for non-human species. Lastly,
we should begin to turn our attention to the many weak and dynamic social relationships that
exist in groups of non-human species and the potential benefits that they may provide. | de |