God Help the Girl

The Catholic Church and Prostitution Policy Debates in Poland and the Philippines

by Jamina Vesta Jugo
Doctoral thesis
Date of Examination:2020-06-12
Date of issue:2022-08-31
Advisor:Prof. Dr. Walter Reese-Schäfer
Referee:Dr. Jayeel, Cornelio
Referee:Prof. Dr. Simon, Fink
Referee:Dr. Lars, Klein
Persistent Address: http://dx.doi.org/10.53846/goediss-9426

 

 

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Abstract

English

This dissertation seeks to determine the policy stances of the Catholic Churches in Poland and the Philippines regarding the issue of prostitution. It endeavors to explain why these stances diverge, despite the two Churches ostensibly having the same core theology, and similar levels of sexual conservatism. I argue that the difference can be best explained by treating both Churches as interest groups, which are subject to interest-based moral panics in the right circumstances. As such, both Churches have a vested interest in maintaining their positions as putative national guardians. This position is the source of their moral authority, which they channel into political influence that preserves their power in a secularizing world. Engaging in issues that touch greater national anxieties is a way to maintain moral authority as a national Church. I argue that the Philippine Church’s position is increasingly abolitionist. As time passes, prostitution is ever more conflated with human trafficking, and virtually all prostitutes are considered to be victims of sexual and economic exploitation. An abolitionist position serves the Church’s political interest because, in the Philippines, prostitution has become a metonym for the exploitation of the nation by foreign powers. Prostitution of women and children is strongly associated with sex tourism, or prostitution in the service of the American military: it is a reminder of the Philippines’ perceived status as a poor country and a neo-colony. Hence, to address prostitution is to defend the Filipino nation against abstract foreign threats, which are given concrete form in the person of the sex tourist. The Polish Catholic Church, however, has not developed a coherent policy stance. It occasionally denounces foreign prostitutes, but also treats prostitutes of both Polish and foreign nationality as victims of human trafficking. More frequently, prostitutes are seen as victims of individual and familial dysfunction, whose rehabilitation and healing take place largely outside the sphere of the state and its policy instruments. This incoherent approach, too, can be explained with recourse to moral panic theory: the Polish context operates in such a way that a prostitution- related moral panic is not in the Polish Catholic Church’s organizational interest. Prostitution is not a metonym for national exploitation, and foreign prostitutes are not seen as major threats to the nation, either. There is also little incentive to portray prostitution as a large, systemic problem, as doing so would return Poland to the status of poor, post-communist country, which it seeks to transcend. A more individualistic problem narrative allows the Church to present itself as the defender of vulnerable women, without introducing narratives that might interfere dangerously with other advocacies. As such, this thesis joins the body of literature that examines Churches as interest groups, arguing for more political and sociological explanations to explain policy positions.
Keywords: Religion, Catholicism, Gender, Prostitution, Poland, Philippines

German

Gott helfe dem Mädchen: Die katholische Kirche und die politische Debatte um die Prostitution in Polen und den Philippinen Diese Dissertation zielt darauf ab, die politischen Positionen der katholischen Kirche in Polen und auf den Philippinen in Bezug auf das Thema Prostitution zu bestimmen. Sie unternimmt den Versuch zu erklären, warum diese Positionen divergieren, obwohl die beiden Kirchen augenscheinlich die gleiche Kerntheologie und einen ähnlichen Grad an sexuellem Konservatismus vertreten. Ich vertrete die These, dass diese Divergenz am besten erklärt werden kann, indem beide Kirchen als Interessengruppen behandelt werden, welche unter den richtigen Umständen interessenbasierter moralischer Panik unterliegen. Als solche haben beide Kirchen ein ausdrückliches Interesse daran, ihre Position als mutmaßliche Bewahrerinnen der Nation aufrechtzuerhalten. Die aus dieser Position resultierende moralische Autorität nutzen sie zur Legitimierung ihres politischen Einflusses, um ihre Macht in einer säkularisierten Welt zu erhalten. Sich in Fragen zu engagieren, die größere nationale Ängste ansprechen, ist eine Möglichkeit, die moralische Autorität als nationale Kirche zu erhalten. Ich lege dar, dass die Position der philippinischen Kirche zunehmend abolitionistisch ist. Im Laufe der Zeit wird Prostitution immer mehr mit Menschenhandel verknüpft, und praktisch alle Prostituierten werden als Opfer sexueller und wirtschaftlicher Ausbeutung betrachtet. Eine abolitionistische Position dient dem politischen Interesse der Kirche, weil Prostitution auf den Philippinen zu einem Metonym für die Ausbeutung der Nation durch ausländische Mächte geworden ist. Die Prostitution von Frauen und Kindern wird stark mit dem Sextourismus oder der Prostitution unter dem Dienst des amerikanischen Militärs in Verbindung gebracht: Sie erinnert an den wahrgenommenen Status der Philippinen als ein armes Land und als Neo-Kolonie. Sich mit der Prostitution zu befassen, bedeutet daher, die philippinische Nation gegen abstrakte ausländische Bedrohungen zu verteidigen, die in der Person des Sextouristen konkrete Gestalt annehmen. Die polnische katholische Kirche hingegen vertritt keine einheitliche politische Haltung. Gelegentlich verurteilt sie ausländische Prostituierte, gleichfalls behandelt sie aber sowohl polnische Prostituierte als auch die ausländischer Nationalität als Opfer des Menschenhandels. Häufiger werden Prostituierte als Opfer von individuellen und familiären Dysfunktionalitäten gesehen, deren Rehabilitation und Heilung weitgehend außerhalb der Sphäre des Staates und seiner politischen Instrumente stattfindet. Auch dieser inkohärente Umgang lässt sich mit Rückgriff auf die Moralische Paniktheorie erklären: Der polnische Kontext funktioniert so, dass eine prostitutionsbedingte moralische Panik nicht im organisatorischen Interesse der polnischen katholischen Kirche liegt. Prostitution ist kein Metonym für nationale Ausbeutung, und auch ausländische Prostituierte werden nicht als große Bedrohung für die Nation angesehen. Hier ist Prostitution kein Inbegriff der nationalen Ausbeutung, und ausländische Prostituierte werden auch nicht als große Bedrohung für das Wohl der Nation wahrgenommen. Ebenso gibt es wenig Anreiz Prostitution als großes systembedingtes Problem zu bezeichnen, da diese Darstellung Polen zum vorherigen Status eines armen, post-kommunistischen Landes zurückführen würde, welchen es zu überwinden sucht. Ein mehr individualistisches Narrativ gestattet der Kirche hingegen sich als Verteidiger wehrloser Frauen hinzustellen ohne durch diese Betrachtungsweise andere Interessengebiete zu beeinträchtigen. Vor diesem Hintergrund reiht sich diese Doktorarbeit in den literarischen Diskurs ein, welcher Kirchen als Interessengruppen untersucht und auf Basis politischer und soziologischer Erklärungsmodelle politische Positionen aufzeigt.
 
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